Das Bourne Imperium
Decke stecken.«
»Drüben in Macao?«
»Niemals! Auf keinen Fall in Macao! Was im Lisboa-Hotel geschehen ist, darf nicht erwähnt werden, unter keinen Umständen. Das ist abgeschlossen, erledigt; davon wissen Sie nichts. Meine Person darf in keiner Weise mit dem in Verbindung gebracht werden, was Sie tun. Sie haben mit mir nichts zu schaffen! Wenn Sie an die Oberfläche kommen, dann jagen Sie einen Mann, der in Ihre Rolle geschlüpft ist. Sie schützen sich, verteidigen sich. Unter den gegebenen Umständen ist das völlig natürlich.«
»Ich dachte, Sie wollten Beweise …«
»Die werde ich haben, wenn Sie ihn zu mir bringen!«, schrie der Taipan.
»Wenn nicht in Macao, wo dann?«
»Hier in Kowloon. Im Tsim Sha Tsui. Fünf Männer sind im Nebenzimmer eines Varietés erschossen worden, unter ihnen ein Bankier – ein Taipan wie ich. Ich hatte gelegentlich mit ihm zu tun, ein Mann ähnlich einflussreich wie ich – und drei andere, deren Identität man geheim gehalten hat; offenbar eine Entscheidung der Regierung. Ich habe nie herausgefunden, wer die Männer waren.«
»Aber wer der fünfte Mann war, wissen Sie«, sagte Bourne.
»Er hat für mich gearbeitet. Er hat bei dieser Zusammenkunft meinen Platz eingenommen. Wäre ich selbst dort gewesen, hätte Ihr Doppelgänger mich getötet. Und dort werden Sie anfangen müssen, hier in Kowloon, in Tsim Sha Tsui. Ich werde Ihnen die Namen der zwei Toten nennen, die man veröffentlicht hat. Die Identität vieler Männer, die Feinde der beiden waren und jetzt auch meine Feinde sind. Sie müssen schnell handeln. Finden Sie den Mann, der in
Ihrem Namen tötet, und bringen Sie ihn zu mir. Und noch eine letzte Warnung, Mr. Bourne. Sollten Sie herauszufinden versuchen, wer ich bin, wird schnell ein Befehl erteilt und noch schneller ausgeführt werden. Dann stirbt Ihre Frau.«
»Dann sterben auch Sie. Geben Sie mir die Namen.«
»Sie stehen hier«, sagte der Mann, der den Namen Yao Ming benutzte, und griff in die Tasche der weißen Seidenweste. »Eine Stenotypistin im Mandarin-Hotel hat das getippt. Es hätte also keinen Sinn, nach einer bestimmten Schreibmaschine zu suchen.«
»Zeitvergeudung«, sagte Bourne und nahm das Blatt Papier entgegen. »In Hongkong muss es zwanzig Millionen Schreibmaschinen geben.«
»Aber nicht so viele Taipans von meiner Größe, wie?«
»Das werde ich mir merken.«
»Dessen bin ich mir sicher.«
»Wie erreiche ich Sie?«
»Gar nicht. Niemals. Dieses Treffen hat nie stattgefunden.«
»Warum hat es dann stattgefunden? Warum ist das alles geschehen? Angenommen, ich finde diesen Kretin, der sich Bourne nennt, und es gelingt mir, ihn in meine Gewalt zu bringen – angenommen , habe ich gesagt –, was tue ich dann mit ihm? Lege ich ihn hier draußen auf die Stufen?«
»Das wäre eine glänzende Idee. Unter Drogen natürlich. Niemand würde sich auch nur im Geringsten für ihn interessieren, man würde ihm nur die Taschen leeren.«
»Ich würde mich schon für ihn interessieren. Ein Gegengeschäft, Taipan. Ich möchte eine hundertprozentige Garantie. Ich will meine Frau zurück.«
»Und was wäre für Sie eine solche Garantie?«
»Zuerst ihre Stimme am Telefon, damit ich mich davon überzeugen kann, dass ihr nichts fehlt, und dann will ich sie sehen – sagen wir, wie sie eine Straße entlanggeht, aus eigener Kraft und ganz alleine.«
»Spricht da Jason Bourne?«
»Ja.«
»Nun gut. Wir haben hier in Hongkong eine hoch technisierte Industrie entwickelt, da können Sie jeden in Ihrem Lande fragen, der in der Elektronikbranche tätig ist. Unten auf diesem Blatt steht eine Telefonnummer. Falls und wenn – und nur falls und wenn – Sie den falschen Bourne in Ihrer Gewalt haben, rufen Sie diese Nummer an und wiederholen ein paarmal das Wort ›Schlangenweib‹ …«
»Medusa«, flüsterte Jason und fiel damit dem anderen ins Wort.
Der Taipan hob die Brauen, aber sein Gesichtsausdruck verriet weiterhin nichts. »Ich habe natürlich die Schlangenverkäuferin auf dem Markt gemeint.«
»Erzählen Sie das der Großmutter des Teufels. Weiter.«
»Sie wiederholen also das Wort ein paarmal, bis Sie ein paar klickende Geräusche hören …«
»Womit eine andere Nummer gewählt wird«, unterbrach ihn Bourne erneut.
»Es hat etwas mit den Lauten zu tun, glaube ich«, gab ihm der Taipan Recht. »Der Zischlaut Sch , danach ein Vokal und harte Konsonanten. Genial, finden Sie nicht auch?«
»Man nennt das akustische
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