Das Bourne Ultimatum
verbracht habe, waren voller Wunden. Wunden, die nicht heilen wollen, nicht heilen können, bevor sich nicht etwas geändert hat... in mir oder gereinigt wurde oder von selbst verschwindet. So ist es nun mal.«
»Dann sind Sie zu stark oder zu halsstarrig! Sehen Sie mich nicht so an. Ich sagte Ihnen, dass ich keine Angst mehr vor Ihnen habe oder vor sonst jemandem. Aber wenn es so ist, wie Sie sagen, dann schlage ich vor, Sie schieben vorübergehend alle Gedanken an Liebe und dergleichen beiseite und konzentrieren sich auf den Hass. Da ich mit David Webb nicht diskutieren kann, muss ich Jason Bourne anstacheln. Ein Schakal voller Hass muss sterben, und nur Bourne kann ihn töten... Hier sind Ihre Mütze und die Sonnenbrille. Stellen Sie sich vor eine Wand, von hinten sehen Sie aus wie ein Pfau, der den khakifarbenen Schwanz aufstellt.«
Ohne ein Wort setzte Bourne Mütze und Sonnenbrille auf und ging hinaus. Als er die Holztreppe hinunterstieg, stieß er beinahe mit einem schwarzen Kellner zusammen, der mit einem Tablett aus einem Zimmer im zweiten Stock kam. Er nickte dem jungen Mann zu, der einen Schritt zurücktrat, um Jason den Vortritt zu lassen, als Bourne ein leises, pfeifendes Geräusch hörte. Blitzschnell drehte er sich um. Der Kellner zog gerade einen elektronischen Pieper aus der Tasche! Jason
riss dem Jungen das Gerät aus der Hand. Das Tablett fiel krachend auf den Treppenansatz. Rittlings auf dem Kellner sitzend, mit der einen Hand an seiner Kehle, in der anderen den Pieper, fragte er atemlos. »Wer hat dir das befohlen? Sag schon!«
»He, Mann, ich hau dich zu Klump!«, schrie der junge Mann, wand sich, befreite seine rechte Hand und schlug sie Bourne ins Gesicht. »Ich schmeiß dich raus, Mann. Ich bring dich zu meinen Boss, Mann, und der macht dich fertig! Mir machst du keine Angst!« Der Kellner rammte sein Knie in Jasons Rippen.
»Du kleiner Hurensohn!«, zischte das Chamäleon, schlug dem Kerl rechts und links ins Gesicht und packte ihm zwischen die Beine. »Ich bin sein Freund, sein Bruder! Hör auf!... Johnny St. Jacques ist mein Bruder! Mein Schwager, wenn das einen Unterschied macht.«
»Oh?«, sagte der Kellner, und Bedauern trat in seine großen, braunen Augen. »Sie sind der Mann von der Schwester vom Boss?«
»Ja. Und wer, zum Teufel, bist du?«
»Ich bin der Oberkellner vom zweiten Stock, Sir! Bald werde ich’s vom ersten Stock, weil ich gut bin. Ich kann auch gut kämpfen - hat mir mein Vater beigebracht, obwohl er bestimmt so alt ist wie Sie. Wie wär’s mit einem kleinen Trainingskampf? Ich glaube, ich kann Sie schlagen! Sie haben ja schon graue Haare...«
»Halt’s Maul!... Wozu der Pieper?«, fragte Jason und studierte das kleine, braune Plastikgerät. Er stand auf.
»Das weiß ich nicht, Mann - Sir! Schlimme Dinge sind passiert. Uns wurde gesagt, wenn wir Leute im Treppenhaus sehen, sollten wir den Knopf drücken.«
»Warum?«
»Die Fahrstühle, Sir. Unsere schnellen Fahrstühle. Warum sollten die Gäste die Treppen benutzen?«
»Wie heißt du?«, fragte Bourne und setzte Mütze und Sonnenbrille wieder auf.
»Ishmael, Sir.«
»Wie in Moby Dick ?«
»Den Typ kenn ich nicht, Sir.«
»Vielleicht lernst du ihn noch kennen.«
»Warum?«
»Ich bin nicht sicher. Du kämpfst sehr gut.«
»Ich sehe da keinen Zusammenhang, Mann - Sir.«
»Ich auch nicht. Ich möchte, dass du mir hilfst, Ishmael. Willst du?«
»Nur, wenn es Ihr Bruder erlaubt.«
»Wird er.«
»Das muss ich von ihm selbst hören, Sir.«
»Sehr gut. Du traust mir nicht.«
»Nein, Sir«, sagte Ishmael, kniete nieder und sammelte das zerbrochene Geschirr auf. »Würden Sie einem Mann trauen, der graue Haare hat, die Treppen runtergerannt kommt und Sie angreift und Dinge behauptet, die jeder behaupten kann?... Wie steht’s mit unserm kleinen Fight?«
»Nein, ich will nicht. Und besser du bestehst nicht drauf. Ich bin nicht so alt und du nicht so gut, wie du denkst, junger Mann. Lass das Tablett hier und komm mit. Ich werde es St. Jacques erklären.«
»Was soll ich denn tun, Sir?«, fragte der Kellner. Er stand auf und folgte Jason.
»Hör zu«, sagte Bourne. »Geh vor mir her in die Lobby, zum Vordereingang. Leer die Aschenbecher aus oder tu sonst was, aber sieh dich um. Ich komme in ein paar Minuten nach und geh zu St. Jacques, der da unten mit vier Priestern spricht...«
»Priester?«, unterbrach der erstaunte Ishmael. »Gleich vier? Was wollen die denn hier, Monsieur? Werden noch mehr schlimme
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