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Das Bourne Ultimatum

Titel: Das Bourne Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Bourne stand wie in einem hellen Tunnel, in Technicolor-Farben aus dem Dschungel geschnitten. Für einen Moment war er völlig perplex - ein bewegliches, beleuchtetes Ziel.
    Schnell flüchtete er ins Unterholz am Rande des Flutlichts. Die Stacheln der wilden Büsche malträtierten seine nackten Beine. Dennoch drang er noch tiefer ins Gebüsch ein und nahm dann die Richtung zur Kapelle wieder auf. Er kam nur mühsam voran, aber sein Instinkt sagte ihm, dass er das Licht meiden müsse.
    Da! Ein dumpfes Geräusch! Wie ein Aufprall. Das gehörte nicht zu den gewohnten Geräuschen des Waldes. Dann ein Stöhnen, das lauter wurde, dann wieder aufhörte. Abgewürgt... unterdrückt? Jason kroch weiter durch das hinderliche Buschwerk, Meter um Meter, bis er die dicke Holztür der Kapelle sehen konnte. Sie stand einen Spalt offen. Er sah weiches, flackerndes Licht elektrischer Kerzen und etwas weiter weg die blauen und roten Flutlichter.
    Nachdenken. Sich erinnern! Nur einmal war er schon früher in der Kapelle gewesen. Er hatte John im Spaß beschimpft, dass er Geld für eine so nutzlose Sache ausgegeben hatte.
    »Zumindest ist es kurios«, hatte St. Jacques gesagt.
    »Ist es nicht, Bruder«, hatte Marie geantwortet. »Passt nicht her. Du hast doch kein Kloster hier.«

    »Nimm an, jemand bekommt schlechte Nachrichten...«
    »Dann gib ihm besser einen Drink«, hatte David vorgeschlagen.
    »Kommt herein. Die bunten Glasfenster zeigen die Symbole von fünf verschiedenen Religionen, einschließlich Shinto.«
    »Verrate deiner Schwester lieber nicht, was das gekostet hat«, hatte Webb geflüstert.
    Hatte die Kapelle einen zweiten Ausgang?... Nein. Es gab nur fünf oder sechs Bankreihen, ein Geländer vor einer Art Kanzel und naive, von einheimischen Künstlern gefertigte Fenster.
    Jemand war dort drin! Ishmael? Ein Hotelgast? Jason griff in seine Brusttasche nach dem Miniaturfunkgerät, hielt es an die Lippen und sprach leise.
    »Johnny?«
    »Hier auf dem Dach.«
    »Ich bin bei der Kapelle. Ich gehe jetzt rein.«
    »Ist Ishmael dort?«
    »Ich weiß nicht. Irgendjemand scheint aber drin zu sein.«
    »Stimmt was nicht, Dave? Du klingst...«
    »Alles in Ordnung«, unterbrach Bourne. »Ich wollte nur eine Kontrolle... Was ist hinter der Kapelle? Östlich davon.«
    »Nur Wald.«
    »Irgendein Pfad?«
    »Es gab einen, vor ein paar Jahren. Er ist völlig überwuchert. Die Bauarbeiter haben ihn benutzt, um zum Wasser zu kommen... Warte noch, ich werde ein paar Wachen rüberschicken.«
    »Nein! Wenn ich dich brauche, ruf ich dich. Ende.« Jason steckte das Gerät wieder ein, kroch näher an die Kapelle heran und beobachtete den Eingang.
    Stille. Kein Geräusch, keine Bewegung, nichts als das flackernde Kerzenlicht. Bourne kroch noch näher, legte die Kamera und den Strohhut beiseite und öffnete die Tasche mit den Leuchtraketen. Er nahm eine heraus, steckte sie in den Gürtel und nahm die Automatic zur Hand. Aus der linken Brusttasche seines Guayabera-Hemdes holte er das Feuerzeug. Dann stand er auf und huschte zur Ecke des merkwürdigen
Bauwerks. Leuchtraketen hatte er schon früher, lange vor Manassas, benutzt. Er erinnerte sich, als er sich zentimeterweise um die Ecke in Richtung Eingang vorschob. Schon in Paris... vor dreizehn Jahren, auf dem Friedhof Rambouillet. Und Carlos... Er erreichte die angelehnte Tür und sah langsam, vorsichtig hinein.
    Er schnappte nach Luft, sein Herz setzte aus. Das war nicht möglich! Es war zu scheußlich! Dann stieg Wut in ihm auf. Über einem Pult vor den Stuhlreihen hing kopfüber der junge Ishmael. Sein dunkles Gesicht blutig zerfetzt. Ein Schuldgefühl überwältigte Jason, plötzlich und niederschmetternd. Die Worte des alten Franzosen dröhnten in seinen Ohren: Andere werden sterben , unschuldige Menschen werden abgeschlachtet werden .
    Abgeschlachtet! Ein Kind ist abgeschlachtet worden! Ein viel versprechendes Leben wurde einfach ausgelöscht! O Gott, was habe ich getan?... Was kann ich tun?
    Schweiß strömte über sein Gesicht, er konnte kaum noch etwas sehen. Bourne riss die Leuchtrakete aus der Tasche, griff nach dem Feuerzeug und hielt es zitternd an den roten Faden. Ein weißer Feuerstrahl zischte heraus, wie hundert Schlangen. Jason warf die Rakete weit in die Kapelle, sprang hinterher, drehte sich einmal um die eigene Achse und donnerte die Tür hinter sich zu. Er hechtete hinter die letzte Stuhlreihe, duckte sich, zog das Funkgerät aus der Tasche und drückte auf den Knopf.
    »Johnny,

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