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Das Bourne Ultimatum

Titel: Das Bourne Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Guayabera-Hemd und einen Strohhut mit breitem Rand. Er zog Socken und Schuhe aus, schlüpfte in die Sandalen, stand auf und fluchte. »Verdammt!« Er schleuderte die Sandalen fort und zog sich wieder seine Schuhe mit den Gummisohlen an. Er untersuchte die verschiedenen Kameras und ihr Zubehör, wählte die leichteste, aber komplizierteste und hängte sie sich vor die Brust. John St. Jacques kam ins Zimmer. Er trug ein kleines Funkgerät.
    »Wo kommst du her, aus Miami Beach?«
    »Etwas weiter nördlich, sagen wir Pompano. Ganz so geschmacklos bin ich nicht. Das würde ich nicht aushalten.«
    »Da hast du Recht. Man könnte schwören, dass du ein verkalkter Daddy aus Key West bist. Hier ist das Funkgerät.«
    »Danke.« Jason steckte das kleine Gerät in die Brusttasche.
    »Wohin jetzt?«
    »Hinter Ishmael her. Der Junge, dem du zugenickt hast.«
    »Ishmael? Ich habe Ishmael nicht zugenickt, du hast nur gesagt, ich solle in Richtung Eingang nicken.«
    »Ist dasselbe.« Bourne steckte sich die Automatic unters Hemd in den Gürtel und schaute sich die Sachen aus dem Seglerladen an. Die Schnur und das Schuppmesser steckte er ein, öffnete dann eine leere Kameratasche und verstaute darin zwei Notsignalraketen. Er hätte noch ein paar andere Dinge gebrauchen können, aber was er hatte, war nicht schlecht. Vor dreizehn Jahren... und selbst damals war er schon nicht mehr ganz jung gewesen. Sein Verstand musste besser und schneller sein als sein Körper...
    »Dieser Ishmael ist ein guter Junge«, sagte Maries Bruder. »Er ist intelligent - und stark wie ein preisgekrönter Stier aus Saskatschewan. Ich denke, ich könnte ihn in etwa einem Jahr zum Wächter machen. Mit besserem Lohn.«
    »Schick ihn lieber nach Harvard oder Princeton, wenn er seinen Job heute Nachmittag gut macht.«
    »Hallo, das ist ein guter Tipp. Sein Vater war übrigens Preisringer.«
    »Ich muss los«, sagte Jason und stürzte zur Tür. »Du bist
auch nicht mehr gerade achtzehn«, fügte er noch hinzu, bevor er die Tür öffnete.
    »Hab ich nicht behauptet. Was hast du für Probleme?«
    »Vielleicht die Sandbank, die du nie bemerkt hast, Mr. Security.«
    Bourne ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
    »Empfindlich, empfindlich.« St. Jacques schüttelte langsam den Kopf und betrachtete seine Faust. Die Faust eines Fünfunddreißigjährigen.
     
    Beinahe zwei Stunden waren bereits vergangen, und Ishmael war noch nicht wieder aufgetaucht. Mit steifem Bein, als wäre er ein Krüppel, humpelte Jason überzeugend von einem Ende vom Tranquility Inn zum anderen, sah durch die Spiegellinse seiner Kamera, sah alles, aber keine Spur vom jungen Ishmael. Zweimal war er den Weg in den Wald hinauf zu der einsamen, grasgedeckten und mit bunten Glasfenstern geschmückten Kapelle gegangen. Das Sanktuarium des Ferienortes schien weniger als Ort der Meditation, denn wegen seiner verrückten Bauweise berühmt zu sein. Doch wie Ishmael gesagt hatte, wurde die Kapelle kaum besucht, auch wenn sie in allen Broschüren von Tranquility abgebildet war.
    Die karibische Sonne färbte sich orangerot und näherte sich langsam dem Wasserspiegel am Horizont. Bald würden die Schatten der Dämmerung Montserrat und die äußeren Inseln erreichen. Und kurz darauf würde es völlig dunkel sein. Der Schakal schätzte die Nacht - wie das Chamäleon.
    »Gibt es irgendetwas?«, fragte Bourne über Funk.
    »Rien, monsieur.«
    »Johnny?«
    »Ich bin oben auf dem Dach mit sechs Scouts an allen Ecken. Nichts.«
    »Was ist mit dem Dinner, der Party heute Abend?«
    »Unser Meteorologe ist vor zehn Minuten mit dem Schiff von Plymouth angekommen. Er hat Angst vorm Fliegen... Und Angus hat einen Scheck über zehntausend Dollar ans Schwarze Brett genagelt, auf dem nur noch Name und Unterschrift fehlen. Scotty hatte Recht, alle sieben Pärchen werden
da sein. Nach der gebotenen Schweigeminute wird niemand mehr an das Geschehene denken.«
    »Ich gehe noch mal rauf zur Kapelle. Ende.«
    »Schön zu hören... Ein Reiseunternehmen aus New York hat mal gesagt, die Kapelle sei eine Sehenswürdigkeit. Hab dann aber nie mehr was von ihnen gehört. Melde dich, David.«
    »Tu ich, Johnny.«
    Der Pfad durch den Wald wurde immer dunkler, die hohen Palmen und das dichte Gebüsch unterstützten die hereinbrechende Nacht. Jason wollte gerade schon umdrehen, um sich noch eine Taschenlampe zu besorgen, als plötzlich, wohl fotoelektrisch ausgelöst, blaue und rote Lichtkegel vom Boden aus die Palmen beleuchteten.

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