Das Bourne Ultimatum
normal. Sie brachten nur ab und zu Verzögerungen mit sich. Als die Maschine dann endlich starten sollte, stellte sich heraus, dass ein Steuerbordtriebwerk nicht richtig funktionierte. Niemand regte sich auf. Das Problem wurde erkannt, gefunden und repariert. Aber auf diese Weise vergingen weitere drei Stunden.
Nur Jasons Gedanken waren aufgewühlt, ansonsten verlief der Flug ruhig, ohne Vorkommnisse. Er dachte an das, was vor ihm lag - Paris, Argenteuil und ein Cafe mit dem provozierenden Namen Le Coeur du Soldat - Das Herz des Soldaten. Nur sein Schuldgefühl lenkte ihn manchmal davon ab, und auf dem kurzen Flug zwischen Montserrat und Martinique, als sie über Guadeloupe und Basse-Terre flogen, war es geradezu schmerzhaft, quälend. Er wusste, dass Marie und die Kinder nur ein paar tausend Meter unter ihm waren und sich auf den Rückflug nach Tranquility vorbereiteten - zum Ehemann und Vater, der nicht da sein würde. Seine kleine Tochter Alison würde natürlich noch nicht viel davon mitbekommen,
aber Jamie schon. Er würde begeistert vom Angeln und Schwimmen erzählen, aber seine Augen würden immer größer und dunkler werden... Und Marie - er durfte gar nicht an sie denken! Es tat zu weh!
Sie dachte bestimmt, er würde sie betrügen, er würde weglaufen, um eine gewalttätige Konfrontation mit einem Feind aus einem längst vergangenen Leben zu suchen, einem Leben, das nicht ihr Leben war. Sie dachte wie der alte Fontaine, der versucht hatte, ihn zu überreden, seine Familie irgendwohin zu bringen, wo sie vor dem Schakal sicher sein würden. Aber keiner von ihnen verstand, worum es ging. Der alte, kranke Carlos mochte sterben, aber an seinem Totenbett würde er ein Vermächtnis hinterlassen: Sein letzter Wunsch würde sein, dass Jason Bourne starb, dass David Webb und seine Familie starben! Ich habe Recht, Marie! Versuche, mich zu verstehen. Ich muss ihn finden, ich muss ihn töten! Wir können nicht den Rest unseres Lebens in einem Gefängnis verbringen!
»Monsieur Simon?« Der stämmige Franzose mit dem kurz geschnittenen, weißen Kinnbart sprach den Namen wie ›Seemohn‹ aus.
»Richtig«, antwortete Bourne und schüttelte ihm die Hand.
»Ich bin Bernardine, François Bernardine, ein alter Kollege des heiligen Alex, unseres gemeinsamen Freundes.«
»Alex hat von Ihnen gesprochen«, sagte Jason und versuchte zu lächeln. »Nicht namentlich, natürlich.«
»Wie geht es ihm? Wir hören Geschichten.« Bernardine zuckte mit den Schultern. »Banales Geschwätz. Verwundet in Vietnam, Alkohol, in Ungnade gefallen, als Held von der CIA zurückgeholt. So viele widersprüchliche Dinge.«
»Das meiste stimmt wohl. Er ist ein Krüppel, er ist trocken, und er ist ein Held.«
»Ich verstehe. Und es gibt noch mehr Gerüchte. Peking, Hongkong - tollkühne Geschichten zusammen mit einem Mann namens Jason Bourne.«
»Von denen habe ich auch gehört.«
»Ja, natürlich... Aber jetzt Paris. Unser Heiliger sagte, Sie brauchen eine Unterkunft und Kleider und so weiter.«
»Eine kleine französische Garderobe für verschiedene Gelegenheiten«, stimmte Jason zu. »Aber ich weiß, wo ich was kaufen kann, und ich habe genügend Geld.«
»Dann kümmern wir uns um die Unterkunft. Welches Hotel? La Tremoille? George Cinq? Plaza?«
»Kleiner, viel kleiner und nicht so teuer. Unauffällig! Ich kenne Montmartre. Dort suche ich mir selbst etwas. Was ich brauche, das ist ein Wagen - auf einen anderen Namen, am liebsten eine Sackgasse!«
»Auf den Namen eines Toten. Ist schon erledigt. Er steht in der Kellergarage Capucines, in der Nähe von der Place Vendome.« Bernardine holte verschiedene Schlüssel aus seiner Tasche. »Ein älterer Peugeot der Klasse E. Davon gibt es Tausende in Paris.«
»Hat Alex ihnen gesagt, dass der Name absolut sicher sein muss?«
»Das musste er nicht erst sagen. Allerdings«, fügte Bernardine lachend hinzu, »hat Alex einmal einen Namen gewählt, damals, als er in Paris war, der die Sûreté fast verrückt gemacht hat! Er hatte ihn von einem Grabstein, und der gehörte einem Mörder, den die Behörden monatelang gejagt hatten!«
»Ein guter Witz«, lachte Jason.
»Ja, von einem Grab in Rambouillet.«
Rambouillet! Der Friedhof, auf dem Alex vor dreizehn Jahren versucht hatte, ihn zu töten. Jede Spur eines Lächelns verschwand von Jasons Lippen, und er sah den Mann vom Deuxieme Bureau an. »Sie wissen, wer ich bin, nicht wahr?«, fragte er leise.
»Ja«, antwortete Bernardine. »Es war
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