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Das Bourne Ultimatum

Titel: Das Bourne Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Smithsonian Institute. Bei der Dionaea muscipula, der Venusfliegenfalle.
    Conklin stand in der schmalen, schwach erleuchteten Lobby seines Appartementhauses und schaute auf die Uhr. Er musste scharf hinsehen, um die Zeiger erkennen zu können. Es war genau 2.35 Uhr am Morgen, er öffnete die schwere Tür und hinkte hinaus auf die dunkle Straße, auf der es nicht die geringsten Lebenszeichen gab. Ihrem Plan entsprechend, wandte er sich nach links und hielt das verabredete Tempo ein. Er sollte so genau wie möglich um 2.38 Uhr an der Ecke eintreffen.
    Plötzlich war er alarmiert; in einem schattigen Torweg zu seiner Rechten war die Figur eines Mannes zu sehen. Unwillkürlich langte Alex unter seine Jacke nach seiner Beretta Automatic. Für diesen Straßenabschnitt war niemand in einem Torweg vorgesehen. Dann, so plötzlich wie er in Aufregung versetzt worden war, entspannte er sich, wobei er sich
gleichermaßen schuldig und erleichtert vorkam bei dem, was er sah. Die Figur im Schatten war ein Bettler, ein alter Mann in abgerissenen Kleidern, einer der Obdachlosen in einem Land mit solchem Überfluss. Alex lief weiter, kam an die Ecke und hörte das leise, einmalige Fingerschnalzen. Er überquerte die Straße und ging auf dem Pflaster weiter, an einem Gassendurchgang vorbei. Die Gasse. Noch eine Figur... noch ein alter Mann in schäbigen Klamotten, der langsam die Straße betrat und wieder in der Gasse verschwand. Ein weiteres Wrack, das seinen Betonkeller verteidigte. Zu jeder anderen Zeit wäre Conklin zu dem Unglücklichen hingegangen und hätte ihm ein paar Dollar gegeben, aber nicht jetzt. Er hatte einen weiten Weg zu gehen, und er musste seinen Zeitplan einhalten.
     
    Morris Panov näherte sich der Kreuzung und war immer noch beunruhigt durch das merkwürdige Telefongespräch, das er zehn Minuten zuvor geführt hatte. Gleichzeitig versuchte er, sich jeden zu befolgenden Abschnitt des Plans ins Gedächtnis zu rufen, wobei er Angst hatte, auf die Uhr zu sehen, um zu überprüfen, ob er im Zeitplan lag. Ihm war gesagt worden, auf der Straße nicht auf die Uhr zu schauen. Warum konnten sie nicht sagen, ›annähernd um die und die Zeit‹, statt den etwas entnervenden Begriff ›Zeitspanne‹ zu benutzen? Als ob eine militärische Invasion Washingtons unmittelbar bevorstünde. Egal, er ging weiter, überquerte die Straßen, die ihm genannt worden waren, und hoffte, dass ihn irgendein unsichtbares Uhrwerk ungefähr im Takt mit den verdammten ›Zeitspannen‹ halten würde, die festgelegt worden waren, während er zwischen zwei Pflöcken auf irgendeinem Rasen hinter einem Gartenhaus in Vienna, Virginia, hin und her spazierte... Er würde alles für David Webb tun - wahrlich alles -, aber das hier war idiotisch... Natürlich war es das nicht. Sie würden ihn nicht bitten zu tun, was er tat, wenn es das wäre.
    Was war das? Ein Gesicht im Schatten spähte nach ihm, genau wie die anderen zwei! Der eine krümmte sich über einen Bordstein und hob seine weingetränkten Augen zu
ihm hoch. Alte Männer, wettergegerbt, sehr alte Männer, die sich kaum bewegen konnten und die ihn anstarrten. Er ließ seine Gedanken abschweifen - die Städte waren voll von diesen Obdachlosen, völlig harmlosen Leuten, deren Psyche sie auf die Straßen trieb oder die Armut. Wie sehr er es auch wollte, so konnte er nichts anderes tun, als auf dem Amtsweg das taube Washington mit Eingaben zu nerven... Da war noch einer! In einer Lücke zwischen zwei Geschäften mit einem Eisengitter davor beobachtete er ihn. Hör auf! Du bist irrational. War er es wirklich? Natürlich war er es. Geh weiter, halt deinen Zeitplan ein, das ist es, was von dir erwartet wird... Gütiger Gott! Da ist noch einer. Über die Straße... weitergehen!
     
    Das weite, vom Mondschein erhellte Gelände des Smithsonian Institutes ließ die beiden Figuren winzig erscheinen, die aus verschiedenen Richtungen aufeinander zusteuerten, und miteinander weiter zu einer Bank gingen. Conklin setzte sich mithilfe seines Stocks, während Mo Panov sich nervös umschaute, horchte, als ob er das Unerwartete erwartete. Es war 3.28 Uhr im Morgengrauen. Die einzigen Geräusche waren das gedämpfte Zirpen der Grillen und die milde Sommerbrise in den Bäumen. Wachsam setzte sich Panov nieder.
    »Ist auf dem Weg hierher etwas passiert?«, fragte Conklin.
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete der Psychiater. »Ich fühle mich genauso verloren wie in Hongkong, außer, dass wir dort wussten, wohin

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