Das Bourne Ultimatum
mir meine geliebte und gut ausgerüstete Armee zu berichten? Wer hat es gewagt?«
»Wir haben uns überall verteilt und den vergangenen acht Stunden aufmerksam alles beobachtet, Monseigneur. So weit wir bis jetzt wissen, sind zwei Leute aus den Vereinigten Staaten eingeflogen - sie sprachen amerikanisches Englisch - und nahmen ein Zimmer in einer Familienpension gegenüber
dem Restaurant. Sie verließen es nur wenige Minuten nach dem Anschlag.«
»Eine ferngezündete Explosion!«
»Offensichtlich, Monseigneur. Mehr haben wir nicht erfahren.«
»Aber warum? Warum?«
»Wir können noch nicht in die Köpfe der Menschen schauen, Monseigneur.«
Jenseits des Atlantik, in einem teuren Appartement in Brooklyn Heights, mit den Lichtern des East River und der Brooklyn Bridge vor dem Fenster, rekelte sich ein capo supremo auf einer üppig gepolsterten Couch mit einem Glas Perrier in der Hand. Er sprach mit seinem Freund, der ihm gegenüber in einem Sessel saß und einen Gin-Tonic trank. Der junge Mann war schlank, dunkelhaarig und eindrucksvoll. »Du weißt, Frankie, ich bin nicht nur gut, ich bin brillant. Verstehst du, was ich meine? Ich lege Wert auf Nuancen - unterscheiden, was wichtig ist und was nicht -, und ich habe ein untrügliches Gespür. Ich höre einen armen Clown über etwas reden, und ich zähle vier und vier zusammen, und statt acht gibt es zwölf. Bingo! Das ist die Antwort. Da ist diese Katze, die sich Bourne nennt, ein Wurm, der tut, als sei er ein großer Killer, ist er aber nicht - er ist ein lausiger ésca, ein Köder, um jemand anderes einzufangen, aber trotzdem ist er der, den wir wollen, verstehst du? Dann dieser miese Psychiater, sobald er Wind und Wetter ausgesetzt wird, spuckt er alles aus, was ich brauche. Unser Mann hat nur ein halbes Hirn, eine testa balzana. Die meiste Zeit weiß er gar nicht, wer er ist oder was er tut, stimmt’s?«
»Richtig, Lou.«
»Und dann ist Bourne in Paris, Frankreich, ein paar Ecken entfernt von einem wirklichen Hindernis, einem spinnerten General, den unsere Freunde auf der anderen Seite vom Fluss aus dem Verkehr haben wollen, genau wie die beiden Fettsäcke, die’s schon erwischt hat. Capisci?«
»Ich verstehe, Lou«, sagte der gutfrisierte junge Mann in seinem Sessel. »Du bist wirklich intelligent.«
»Du hast keinen blassen Dunst, wovon ich rede, du zabaglione. Ich könnte auch mit mir selbst reden, warum auch nicht?... Also habe ich meine zwölf, und ich denke mir, jetzt wirfst du den gepfefferten Würfel auf den Filz, klar?«
»Klar, Lou.«
»Wir müssen dieses Arschloch von General eliminieren, weil er ein Hindernis für die verrückte Sippschaft ist, die uns braucht. Richtig?«
»Genau, Lou. Ein Hind... ein Hinter...«
»Lass nur, zabaglione. Ich sage mir also, wir pusten ihn weg und sagen, der liebe Bourne hat es gemacht, kapiert?«
»O jaa, Lou. Du bist wirklich intelligent.«
»So werden wir unser Hindernis los und machen diesen Jason Bourne, der gar nicht da war, zur Zielscheibe für alle, richtig? Wenn wir ihn nicht kriegen und der Schakal ihn auch nicht kriegt, dann kriegen ihn die FBIler, richtig?«
»He, das ist wahnsinnig, Lou. Ich muss schon sagen, ich bewundere dich richtig.«
»Vergiss die Bewunderung, bello ragazzo. In diesem Haus herrschen andere Regeln. Komm jetzt her und besorg’s mir richtig.«
Marie saß hinten im Flugzeug und trank Kaffee. Sie versuchte verzweifelt, sich an alles zu erinnern - an alle Verstecke und Zufluchtsorte für Ruhepausen, die sie und David vor dreizehn Jahren benutzt hatten. Da waren die Kellercafes am Montparnasse, die billigen Hotels und ein Motel - wo nur genau war es gewesen? - rund zwölf Kilometer außerhalb von Paris und ein Gasthaus mit einem Balkon in Argenteuil, wo David - Jason - zum ersten Mal zu ihr gesagt hatte, dass er sie liebe, aber nicht bei ihr bleiben könne, weil er sie liebe... Und da war Sacré-Cœur, ganz oben auf der Treppe, wo Jason - David - den Mann in einer dunklen Gasse traf, der ihnen die Information gab, die sie brauchten...
»Mesdames et messieurs «, kam die Stimme über den Lautsprecher an der Decke. » Je suis votre capitaine. Bienvenu. « Der Kapitän sprach Französisch, ein Besatzungsmitglied wiederholte die Meldung dann auf englisch, deutsch und italienisch,
und eine weibliche Stimme brachte schließlich auch noch die japanische Übersetzung. »Wir hoffen auf einen angenehmen Flug nach Marseilles. Die geschätzte Flugdauer beträgt sieben Stunden
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