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Das Bourne Ultimatum

Titel: Das Bourne Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gemacht, aber ein Anfang war gemacht. Ich selbst bin sowohl Beweis als auch Gegenbeweis dafür.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich das verstehe.«
    »Weil Sie und Ihre geistesschwachen Intellektuellen niemals verstanden haben, was wir von Anfang an begriffen haben. ›Das Kapital‹, Mr. Bourne, stellt sich Schritte zu einer gerechten Gesellschaft vor, wirtschaftlich und politisch, aber es hat niemals wirklich festgelegt , welche Form die Regierung in der Praxis schließlich haben sollte. Nur, dass es nicht so sein konnte, wie es war.«
    »Auf diesem Gebiet bin ich kein Gelehrter.«
    »Das muss man auch nicht sein. In hundert Jahren sind Sie vielleicht Sozialisten, und wir mit etwas Glück Kapitalisten, da?«
    »Sagen Sie mir etwas«, sagte Jason, als er, ebenso wie Krupkin, hörte, dass die Wasserhähne in Conklins Zimmer abgedreht wurden. »Könnten Sie Alex töten - Aleksej?«
    »So sicher, wie er mich töten könnte. Mit großem Bedauern - falls die Situation es nötig machen würde. Wir sind Profis. Davon gehen wir aus, wenn oft auch nur zögernd.«
    »Ich kann Sie beide nicht verstehen.«
    »Versuchen Sie es nicht, Mr. Bourne, so weit sind Sie noch nicht. Sie sind nahe dran, aber Sie sind noch nicht da.«
    »Würden Sie das bitte erklären?«
    »Sie sind auf dem Scheitelpunkt, Jason - darf ich Sie Jason nennen?«
    »Bitte.«
    »Sie sind fünfzig, mehr oder weniger, korrekt?«
    »Korrekt. Ich werde in ein paar Monaten einundfünfzig. Und?«
    »Aleksej und ich sind in den Sechzigern. Haben Sie eine Vorstellung davon, was für ein Sprung das ist?«
    »Wie könnte ich?«
    »Lassen Sie es mich Ihnen erklären. Sie sehen sich immer noch als jüngeren Mann, den postadoleszenten Mann, und in
vielerlei Hinsicht haben Sie Recht. Die motorische Kontrolle ist da, der Wille ist da, Sie sind immer noch Herr über Ihren Körper. Dann plötzlich, und so stark der Wille und der Körper auch geblieben sein mögen, beginnt der Verstand langsam und heimtückisch die Notwendigkeit abzulehnen, unmittelbar eine Entscheidung zu treffen. Einfach gesagt, es ist uns mehr egal. Sind wir dazu verdammt, oder kann man uns gratulieren, dass wir überlebt haben?«
    »Ich glaube, Sie haben gerade gesagt, dass Sie Alex nicht töten könnten.«
    »Verlassen Sie sich nicht darauf, Jason Bourne oder David, wer Sie auch sein mögen.«
    Conklin kam deutlich hinkend durch die Tür und zuckte vor Schmerz. »Gehen wir«, sagte er.
    »Hast du ihn wieder falsch geschnürt?«, fragte Jason. »Soll ich...«
    »Vergiss es«, sagte Alex ärgerlich. »Man muss ein Schlangenmensch sein, um das gottverdammte Ding richtig festzumachen.«
    Bourne verstand. Er vergaß jeden weiteren Versuch von seiner Seite, die Prothese zu richten. Wieder sah Krupkin Alex mit dieser seltsamen Mischung aus Trauer und Neugier an, dann sprach er schnell. »Der Wagen parkt ein Stück die Straße rauf in der Swerdlowsk. Da fällt er weniger auf. Ich lasse ihn holen.«
    »Danke«, sagte Conklin.
     
    Die ausschweifende Wohnung an der viel befahrenen Sadowaja war eine unter vielen in einem alten, steinernen Gebäude, das wie das Metropol die großartigen architektonischen Exzesse des alten russischen Kaiserreiches widerspiegelte. Die Wohnungen wurden hauptsächlich für Besuche von Würdenträgern genutzt - und abgehört -, und die Zimmermädchen, Portiers und Hausmeister wurden regelmäßig vom KGB befragt, wenn sie nicht ohnehin direkt beim Komitet angestellt waren. Die Wände waren mit rotem Velours bedeckt, die robusten Möbel erinnerten an das ancien règime . Allerdings stand zur Rechten des gewaltigen, verzierten
Kamins ein Gegenstand, der sich aus all dem heraushob wie der Albtraum eines Inneneinrichters: eine große Fernsehtruhe mit Bandmaschine in allen gängigen Videosystemen.
    Der zweite Widerspruch zur Einrichtung war ein kräftig gebauter Mann in einer verknitterten Uniform, die am Kragen geöffnet und voller Flecke von Überresten kürzlich eingenommener Mahlzeiten war. Sein grobes Gesicht war rund, sein gräuliches Haar bis kurz auf den Schädel geschoren, und ein fehlender Zahn, umgeben von verfärbten Kollegen, deutete auf eine Aversion gegen Zahnärzte hin. Es war das Gesicht eines Bauern, die schmalen, ständig blinzelnden Augen zeugten von ländlicher Intelligenz. Es war Krupkins Kommissar Nummer eins.
    »Mein Englisch ist nicht gut«, verkündete der uniformierte Mann und nickte seinen Besuchern zu, »aber ich gut verstehen. Außer ich habe für Sie keinen Namen,

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