Das Bourne Ultimatum
keinen offiziellen Rang. Nennen Sie mich Colonel, ja? Es ist unter meinem Rang, aber alle Amerikaner glauben, alle Sowjets im Komitet sind Colonel, da? Okay?«
»Ich spreche Russisch«, erwiderte Alex. »Wenn es für Sie leichter ist, übersetze ich für meinen Kollegen.«
»Ha!«, röhrte der Colonel und lachte. »Krupkin kann Sie also nicht für dumm verkaufen, ja?«
»Nein, er kann mich nicht für dumm verkaufen, nein.«
»Ist gut. Er spricht schnell, da? Sogar auf russisch kommen seine Worte wie verirrte Kugeln.«
»Auf französisch genauso, Colonel.«
»Da wir gerade davon reden«, unterbrach Dimitrij. »Können wir vielleicht zur Sache kommen, Genosse? Unser Mitstreiter am Dserschinskij sagte, wir sollten sofort herkommen.«
»Sofort.« Der KGB-Mann nahm eine Fernbedienung und wandte sich den anderen zu. »Ich werde englisch sprechen, ist gute Übung... Kommen Sie. Es ist alles auf einer Kassette. Material, das Männer und Frauen aufgenommen haben, die Krupkin ausgesucht hat, unseren Leuten zu folgen, die das Französische sprechen.«
»Leute, die nicht bereits auf Seiten des Schakals stehen konnten«, stellte Krupkin klar.
»Sehen Sie!«, beharrte der Bauern-Colonel und drückte auf einen Knopf der Fernbedienung.
Der Bildschirm füllte sich mit Leben, die Anfangsbilder roh und zusammenhanglos. Die meisten schienen freihändig per Videokamera aus fahrenden Autos heraus aufgenommen worden zu sein. Eine Szene nach der anderen zeigte bestimmte Männer, die durch die Moskauer Straßen liefen oder in offizielle Fahrzeuge einstiegen, durch die Stadt und in mehreren Fällen außerhalb der Stadt über Landstraßen fuhren oder gefahren wurden. In jedem Fall trafen sich die Objekte mit anderen Männern und Frauen, wobei per Zoomobjektiv in aller Regel kurz die Gesichter herausgehoben wurden. Eine ganze Anzahl von Aufnahmen war innerhalb von Gebäuden gemacht worden, die Szenen trübe und dunkel - das Ergebnis von ungenügendem Licht und ungeschickt gehaltenen, versteckten Kameras.
»Die da ist teure Hure!«, lachte der Colonel, als ein Mann in den späten Sechzigern von einer sehr viel jüngeren Frau in einen Fahrstuhl begleitet wurde. »Das ist das Hotel Soltschenij an der Warscharskoje. Ich werde persönlich die Rechnungsbelege des Generals prüfen und einen loyalen Verbündeten finden, da?«
Das zusammenhanglose, wahllos geschnittene Band lief weiter, während Krupkin und die beiden Amerikaner der scheinbar end- und zwecklosen Aufzeichnung müde wurden. Dann sah man plötzlich die Außenaufnahme einer riesigen Kathedrale, Menschenmassen auf dem Pflaster, das Licht deutete auf den frühen Abend hin.
»Die Kathedrale des Heiligen Basilikus auf dem Roten Platz«, sagte Krupkin. »Ist jetzt ein Museum, und ein sehr gutes, aber hin und wieder hält ein Zelot, gewöhnlich ein Ausländer, einen kleinen Gottesdienst ab. Niemand hindert ihn daran, was die Zeloten natürlich gerne hätten.«
Der Bildschirm wurde wieder trübe, der zitternde Brennpunkt schwang kurz und heftig herum. Die Kamera war jetzt in der Kathedrale, und der Agent, der sie bediente, wurde
in der Menschenmenge angerempelt. Dann wurde das Bild ruhig, vielleicht lehnte er sich gegen eine Säule. Das Bild zeigte einen älteren Mann, das Haar weiß, im Kontrast zu dem leichten, schwarzen Regenmantel, den er trug. Er lief einen Seitengang hinunter und betrachtete gedankenverloren eine Reihe von Ikonen und die majestätischen Buntglasfenster.
»Rodtschenko«, sagte der Bauern-Colonel mit kehliger Stimme.
Der Mann auf dem Bildschirm ging auf etwas zu, das wie eine große, steinerne Ecke der Kathedrale aussah, in der zwei dicke Kerzen auf Podesten sich bewegende Schatten an die Wände warfen. Die Videokamera bewegte sich ruckend aufwärts. Der Kameramann war auf irgendetwas gestiegen. Plötzlich wurde das Bild detaillierter, die Gestalten größer, der Bildausschnitt fuhr näher heran, schob sich durch die Massen von Touristen. Das weißhaarige Objekt trat auf einen anderen Mann zu, einen Mann in priesterlicher Robe - kahl, dünn, mit düsterer Miene.
»Das ist er!«, rief Bourne. »Das ist Carlos!«
Dann erschien ein dritter Mann auf dem Bildschirm, gesellte sich zu den beiden anderen, und Conklin schnappte nach Luft.
»Himmel!«, brüllte er, während alle Augen auf den Fernseher gerichtet waren. »Halten Sie an!« Der KGB-Offizier kam dem Wunsch mit seiner Fernbedienung sofort nach, das Bild blieb stehen, zitternd, aber konstant. »Der andere!
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