Das Bourne Ultimatum
ein bisschen zu Benjamin sagen, damit Sie seine Einstellung verstehen. Seine Eltern waren fast zwanzig Jahre lang Komitet-Offiziere am Konsulat in Los Angeles. Er hat eine vorwiegend amerikanische Erziehung genossen, war dann auf der Uni in L.A. Bis er und sein Vater vor vier Jahren in aller Eile nach Moskau zurückberufen wurden.«
»Er und sein Vater?«
»Ja. Seine Mutter wurde bei einer Überraschungsaktion des FBI im Marinestützpunkt in San Diego gefasst. Sie muss noch drei Jahre absitzen. Es gibt keinen Gnadenerlass und keinen Austausch für eine russische Mama.«
»He, warten Sie. Dann kann es nicht nur unsere Schuld sein.«
»Das habe ich auch nicht gesagt. Ich gebe nur die Fakten wieder.«
»Verstanden. Ich werde mit Benjamin in Kontakt treten.«
»Er ist der einzige, der weiß, wer Sie sind - nicht namentlich natürlich, Sie werden den Namen Archie benutzen, und er wird Sie mit den nötigen Genehmigungen ausstatten, zum Beispiel, um von einem Lager ins nächste überzuwechseln.«
»Papiere?«
»Er wird es Ihnen erklären. Er wird außerdem auf Sie aufpassen, immer bei Ihnen bleiben, und ehrlich gesagt, er steht mit dem Genossen Krupkin in Kontakt und weiß weit mehr über Sie als ich - was genau das ist, was dieser pensionierte Cräcker aus Georgia möchte... Weidmannsheil, alter Skunk, wenn Sie auf der Jagd sind. Und fallen Sie nicht über die Holzindianer her.«
Bourne folgte den Schildern - alles auf englisch - nach ›Rockledge, Florida‹, fünfzehn Meilen südwestlich der NASA in Cape Canaveral. Er sollte Benjamin in einer Kantine bei Woolworth treffen und nach einem Mann Mitte zwanzig in einem rotkarierten Hemd mit einer Budweiser-Baseballkappe auf dem Hocker neben sich suchen. Es war die abgemachte Zeit, innerhalb der zulässigen Zeitspanne: 3.35 Uhr nachmittags.
Er sah ihn. Der blonde, in Kalifornien aufgewachsene Russe saß am gegenüberliegenden Ende des Tresens, die Baseballkappe auf dem Hocker links neben sich. Ein halbes Dutzend Männer und Frauen saßen in einer Reihe, redeten miteinander und nahmen Soft Drinks und Snacks zu sich. Jason näherte sich dem leeren Sitz, sah auf die Kappe hinab und sagte höflich: »Ist hier besetzt?«
»Ich warte auf jemanden«, erwiderte der junge KGB-Trainer mit ausdrucksloser Stimme, als seine grauen Augen Bourne ins Gesicht sahen.
»Ich such mir einen anderen Platz.«
»Sie wird wohl in den nächsten fünf Minuten nicht wiederkommen.«
»Verdammt, ich will nur schnell eine Vanilla-Coke. Bis dahin bin ich hier verschwunden...«
»Setzen Sie sich«, sagte Benjamin, nahm die Kappe und
setzte sie sich lässig auf den Kopf. Ein kaugummikauender Tresenmann kam vorbei, und Jason bestellte. Sein Drink kam, und der Komitet-Trainer sprach leise weiter, die Augen jetzt auf den Schaum seines Milchshakes gerichtet, den er durch einen Strohhalm sog. »Sie sind also Archie - wie im Comic.«
»Und Sie sind Benjamin. Schön, Sie kennenzulernen.«
»Wir werden beide rausfinden, ob das so ist, oder?«
»Haben wir ein Problem?«
»Ich möchte, dass die Grundregeln klar sind, damit wir keins bekommen«, sagte der Russe von der Westküste. »Ich kann es nicht gutheißen, dass man Sie hier reingelassen hat. Ungeachtet meiner früheren Adresse und wie ich mich vielleicht anhören mag, hab ich für Amerikaner nicht viel übrig.«
»Hören Sie zu, Ben«, unterbrach ihn Bourne und zwang den Trainer mit seinem Blick, ihn anzusehen. »Wenn ich es recht bedenke, kann ich es auch nicht gutheißen, dass Ihre Mutter noch im Gefängnis ist, aber ich habe sie nicht dahingebracht.«
»Wir lassen die Dissidenten frei und die Juden, aber Sie bestehen darauf, eine fünfzigjährige Frau festzuhalten, die im besten Fall ein einfacher Kurier war!«, flüsterte der Russe und stieß dabei die Worte einzeln hervor.
»Ich kenne die Umstände nicht, und ich würde Moskau nicht gerade als die Gnadenhauptstadt der Welt bezeichnen, aber wenn Sie mir helfen können - wirklich helfen -, dann kann ich vielleicht Ihrer Mutter helfen.«
»Gottverflucht beschissene Versprechen. Was, zum Teufel, können Sie tun?«
»Um zu wiederholen, was ich vor einer Stunde einem kahlköpfigen Freund von Ihnen im Flugzeug gesagt habe: Ich bin meiner Regierung nichts schuldig, aber sie steht ganz sicher in meiner Schuld. Helfen Sie mir, Benjamin.«
»Das werde ich, weil man es mir befohlen hat, nicht wegen Ihrer Hochstapelei. Aber wenn Sie versuchen, Dinge rauszufinden, die nichts mit Ihren Absichten
Weitere Kostenlose Bücher