Das Bourne Ultimatum
Jacques ließ ihre Hände los. »Wovon redest du?«
Marie nahm das Kommunique und überflog es. »Nach mehreren, sogar widersprüchlichen Darstellungen von dem, was passiert ist«, sagte sie, »nach Beschreibungen der Leute, die in diesem Arsenal, oder was es auch sein mag, dabei waren, findet sich Folgendes im letzten Absatz versteckt: ›Unter den persönlichen Dingen, die man bei der Leiche des ermordeten Attentäters sicherstellte, befand sich eine Karte von Brüssel und Umgebung, wobei die Stadt Anderlecht rot eingekreist war.‹ Dann geht es weiter und zieht die offensichtliche Verbindung zu Teagartens Ermordung. Das ist getürkt, Johnny, aus zwei Gründen... Erstens würde David niemals so eine Karte bei sich tragen. Zweitens und weit aufschlussreicher scheint mir die Tatsache, dass es unglaubwürdig genug ist, wenn die sowjetischen Medien der Geschichte solche Bedeutung beimessen, aber dass sie die Ermordung von General Teagarten einbeziehen, ist einfach zu viel.«
»Was meinst du? Warum?«
»Weil der angebliche Attentäter in Russland war und Moskau keine erkennbare Verbindung zu dem Mord an einem NATO-Kommandeur möchte... Nein, Johnny, irgendjemand hat die Regeln zu seinen Gunsten verändert und Tass überredet,
die Story zu bringen, und ich nehme an, dass da Köpfe rollen werden. Ich weiß nicht, wo Jason Bourne ist, aber ich weiß, er ist nicht tot. David hat dafür gesorgt, dass ich es weiß.«
Peter Holland nahm den Hörer ab und drückte die Knöpfe seiner Konsole, um Charlie Cassets Privatnummer zu erreichen.
»Ja?«
»Charlie, hier ist Peter.«
»Ich bin froh, das zu hören.«
»Warum?«
»Weil alles, was sonst durch dieses Telefon kommt, Ärger und Verwirrung bringt. Ich habe gerade mit unserer Quelle am Dserschinskij-Platz gesprochen, und er hat mir gesagt, der KGB will Blut sehen.«
»Die Tass-Meldung über Bourne?«
»Genau. Tass und Radio Moskau sind davon ausgegangen, dass die Geschichte offiziell gebilligt war, weil sie ihnen vom Informationsministerium mit den entsprechenden Kodes für die sofortige Veröffentlichung übermittelt wurde. Als die Scheiße dann zu stinken anfing, wollte es niemand zugeben, und wer die Kodes programmiert hat, ist nicht mehr nachzuvollziehen.«
»Was hältst du davon?«
»Ich bin nicht sicher. Aber nach allem, was ich über Dimitrij Krupkin erfahren habe, könnte das sein Stil sein. Er arbeitet mit Alex, und wenn das nicht aus Conklins Lehrbuch ist, dann kenne ich den heiligen Alex nicht. Und ich kenne ihn.«
»Das passt zu dem, was Marie glaubt.«
»Marie?«
»Bournes Frau. Ich habe gerade mit ihr gesprochen, und ihre Argumentation ist ziemlich gut. Sie sagt, der Bericht aus Moskau ist getürkt. Ihr Mann lebt.«
»Das glaube ich auch. Hast du mich deswegen angerufen?«
»Nein«, antwortete der Direktor und holte tief Luft. »Ich möchte etwas zu deinem Ärger und deiner Verwirrung beitragen.«
»Ich bin nicht gerade beruhigt, das zu hören. Was ist?«
»Die Pariser Telefonnummer, die Verbindung zum Schakal, die wir von Henry Sykes in Montserrat bekommen haben, und die zu einem Cafe in Paris gehört.«
»Wo jemand den Ruf nach einem schwarzen Vogel beantworten sollte. Ich erinnere mich.«
»Jemand hat es getan, und wir sind ihm gefolgt. Das wird dir gar nicht gefallen...«
»Alex Conklin ist dabei, sich den Preis für das Arschloch des Jahres zu verdienen. Er hat uns mit Sykes in Verbindung gebracht, oder?«
»Ja.«
»Erzähl.«
»Die Nachricht wurde im Haus des Direktors vom Deuxième Bureau abgegeben.«
»Mein Gott! Das lassen wir besser den SED-Zweig im französischen Geheimdienst wissen, aber mit geheimer Zeitabfolge.«
»Ich lasse niemanden irgendwas über irgendjemanden wissen, bis wir nicht von Conklin gehört haben. Das sind wir ihm schuldig, finde ich.«
»Was, zum Teufel, machen die da?«, rief der frustrierte Casset durchs Telefon. »Falsche Todesmeldungen auszugeben - von Moskau, immerhin! Wozu?«
»Jason Bourne ist auf die Jagd gegangen«, sagte Peter Holland. »Und wenn die Jagd vorbei ist - falls sie jemals vorbei ist und falls die Tötung gelingt -, wird er aus dem Wald verschwinden müssen, bevor sich jemand über ihn hermacht... Ich will, dass jeder Stützpunkt und Horchposten an der Grenze zur Sowjetunion in voller Alarmbereitschaft ist. Kodename: Attentäter. Holt ihn zurück.«
40.
Nowgorod. Zu sagen, es wäre unglaublich, hieße, das Vorhandensein einer Glaubwürdigkeit anzuerkennen, und das allein schien
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