Das Bourne Ultimatum
für ihn lebenswichtig - weil ich das Produkt unserer geheimen Operationen gewesen bin. Da möchte er seine Fähigkeiten aufblitzen lassen, zeigen, dass er besser ist als wir alle zusammen.«
»Es könnte auch sein, weil er immer noch meint, dass du ihn identifizieren könntest.«
»Das dachte ich zuerst auch, aber das ist jetzt dreizehn Jahre her - nein, da musste etwas anderes dahinterstecken.«
»Also hast du dich auf das Feld von Mr. Panov begeben und eine psychologische Erklärung entwickelt.«
»Dies ist ein freies Land.«
»Verglichen mit den meisten anderen, ja, aber was soll uns das alles nützen?«
»Ich weiß, dass ich Recht habe.«
»Das ist keine Antwort.«
»Nichts darf falsch sein oder gestellt«, beharrte Bourne und beugte sich vor, die Ellbogen auf seinen nackten Knien, die Hände verschränkt. »Carlos würde die List bemerken. Das ist das erste, wonach er sucht. Unsere Medusa-Leute müssen echt sein, und sie müssen echt in ihrer Panik sein.«
»Sind sie beides, ich habe es dir schon gesagt.«
»Bis zu dem Punkt, wo sie tatsächlich bereit sind, sogar Kontakt mit jemandem wie dem Schakal aufzunehmen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Das werden wir niemals wissen, solange wir nicht herausfinden, was sie zu verbergen haben.«
»Aber wenn wir in Langley alle Computer in Schwung bringen, dann wird DeSole dahinterkommen. Und wenn er ein Teil von was weiß der Teufel auch immer ist, dann wird er die anderen alarmieren.«
»Dann werden wir eben nicht in Langley nachforschen. Ich habe ausreichend Material, um auch so weiterzumachen. Du brauchst mir nur die Adressen und Telefonnummern zu geben. Das kannst du doch, oder?«
»Gewiss. Das ist das mindeste. Was willst du denn tun?«
Bourne lächelte und sprach ruhig, geradezu sanft: »Wie wäre es damit, ihre Häuser zu stürmen und ihnen Nadeln in den Arsch zu jagen, zwischen dem Aperitif und dem Entree?«
»Jetzt höre ich wieder Jason Bourne.«
»So muss es sein.«
7.
Marie St. Jacques-Webb begrüßte den karibischen Morgen, indem sie sich im Bett streckte und zur Wiege hinüberschaute. Alison schlief tief und fest, im Gegensatz zu vier oder fünf Stunden zuvor. Ihr kleiner Liebling war schwierig gewesen, sosehr, dass Maries Bruder Johnny an die Tür geklopft hatte, zaghaft hereingekommen war und gefragt hatte, ob er irgendetwas tun könne, auch wenn er eigentlich überzeugt war, dass er es nicht konnte.
»Wie wäre es, wenn du ihr die Windel wechseln würdest?«
»Das dann doch lieber nicht«, lachte Johnny und verschwand wieder. Jetzt jedoch hörte sie seine Stimme von draußen durch die Jalousien. Es war verführerisch, wie er ihren Sohn Jamie in den Swimmingpool lockte und dabei so laut sprach, dass er auf der ganzen Insel gehört werden konnte. Marie kroch aus dem Bett, ging ins Badezimmer, und nachdem sie geduscht und ihr kastanienbraunes Haar gebürstet hatte, trat sie im Badeanzug hinaus in den Patio, von wo sie den Pool überblicken konnte.
»Oh, Marie, hallo«, schrie ihr braungebrannter, dunkelhaariger jüngerer Bruder neben ihrem Sohn im Wasser. »Ich hoffe, wir haben dich nicht aufgeweckt. Wir wollten nur unbedingt schwimmen.«
»Hallo, Mami. Onkel John hat mir gezeigt, wie man Haifische mit einem Stock vertreiben kann.«
»Dein Onkel weiß lauter so schreckliche Sachen, die du hoffentlich nie, nie zu wissen brauchst.«
»Auf dem Tisch steht eine Kanne mit Kaffee, Marie. Und Mrs. Cooper wird dir alles machen, was du zum Frühstück möchtest.«
»Kaffee ist prima, Johnny. Das Telefon hat in der Nacht geläutet - war es David?«
»Er«, antwortete der Bruder, »und du und ich, wir müssen miteinander reden... Komm, Jamie, raus mit dir. Fass die Leiter an.«
»Was ist denn mit den Haifischen?«
»Die bekommst du noch alle. Hol dir was zu trinken.«
»Johnny!«
»Orangensaft, in der Küche steht ein Krug voll.« John St. Jacques ging um den Pool herum und die Stufen zum Schlafzimmerpatio hinauf, während sein Neffe ins Haus rannte.
Marie sah ihren Bruder näher kommen, wobei sie die Ähnlichkeit zwischen ihm und ihrem Mann bemerkte. Beide waren groß und muskulös; beide hatten einen Mangel an Kompromissbereitschaft in ihrem Gang, während jedoch David gewöhnlich gewann, verlor Johnny meistens, ohne dass sie wusste, warum. Oder warum David solch ein Vertrauen in den jüngsten Schwager setzte, wo doch die beiden älteren St. Jacques’ viel verantwortungsbewusster schienen. David - oder war es Jason Bourne? -
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