Das Bourne Ultimatum
Bazar findet. Es stand zwischen zwei Sesseln vor dem kleinen Kamin, darauf ein gläserner Aschenbecher, der zur Hälfte mit Kippen halb gerauchter Zigaretten gefüllt war. Jason nahm ihn in die Hand und drehte sich zu Flannagan um.
»Zum Beispiel dieser Aschenbecher, Sergeant. Ich habe ihn berührt, meine Fingerabdrücke sind darauf, aber niemand wird es wissen, weil ich ihn nämlich mitnehme.«
»Wozu?«
»Weil ich etwas gerochen habe - ich meine, wirklich gerochen, mit meiner Nase.«
»Wovon reden Sie, verflucht?«
»Zigarettenrauch, davon spreche ich. Er bleibt viel länger in der Luft hängen, als Sie annehmen. Fragen Sie jemanden, der schon öfter versucht hat, das Rauchen aufzugeben.«
»Und?«
»Und jetzt sprechen wir mit der Frau des Generals. Sprechen wir alle miteinander. Los, Flannagan, jetzt geht’s ans Erzählen.«
»Die Waffe macht Sie verdammt mutig, wie?«
»Bewegung, Sergeant!«
Rachel Swayne schwenkte ihren Kopf nach links und warf ihr langes, schwarzes, glattes Haar nach hinten über die Schultern, Ihre Haltung im Stuhl wurde ganz steif.
»Das ist über die Maßen beleidigend«, sagte sie nachdrücklich und starrte Bourne mit weit aufgerissenen Augen an.
»Das ist es gewiss«, stimmt Jason zu und nickte. »Zufälligerweise ist es aber auch wahr. Es liegen fünf Kippen im Aschenbecher, jede mit Lippenstift.« Bourne setzte sich ihr gegenüber und stellte den Aschenbecher auf einen kleinen Tisch neben ihrem Stuhl. »Sie waren dabei, als er es tat, als er sich den Revolver in den Mund steckte und den Hahn abzog. Vielleicht
dachten Sie nicht, dass er es wirklich tun würde, vielleicht dachten Sie, dass es nur wieder eine seiner üblichen hysterischen Drohungen wäre - wie auch immer, Sie haben ihn nicht daran gehindert. Warum sollten Sie auch? Für Sie und Eddie ist es eine logische und vernünftige Lösung.«
»Lächerlich!«
»Wissen Sie, Mrs. Swayne, offen gesagt, ist das kein Wort, das Sie in den Mund nehmen sollten. Das trägt nicht, genauso wenig, wie dieses ›über die Maßen beleidigend‹. Das passt nicht zu Ihnen, Rachel. Sie machen andere Leute nach - wahrscheinlich reiche, gelangweilte Kunden, von denen die junge Friseuse, die Sie vor vielen Jahren in Honolulu waren, das eine oder andere aufgeschnappt hat.«
»Wie können Sie es wagen...?«
»Ach, kommen Sie, Rachel. Versuchen Sie nicht das ›Wie können Sie es wagen‹-Stück, das funktioniert nicht. Wollen Sie mit Ihrem näselnden Akzent vielleicht auf königlichen Befehl meinen Kopf abhacken lassen?«
»Lassen Sie sie in Ruhe!«, schrie Flannagan, der neben Mrs. Swayne stand. »Sie haben zwar das Eisen, aber das ist nicht notwendig... Sie ist eine gute Frau, eine verdammt gute Frau, und sie wurde von jedem miesen Spieler in dieser Stadt angemacht.«
»Wieso denn das? Sie war die Frau des Generals, die Herrin dieses Landgutes, oder nicht? Ist es nicht so?«
»Sie wurde benutzt...«
»Benutzt und ausgelacht. Ich wurde immer ausgelacht, Mr. Delta!«, weinte Rachel Swayne und griff nach den Stuhllehnen. »Wenn sie mich nicht angeilten oder freche Sprüche machten! Wie würde es Ihnen gefallen, besonderen Gästen, sehr besonderen Gästen, wie ein Stück Fleisch zum Dessert gereicht zu werden, wenn das Dinner vorbei ist?«
»Ich glaube nicht, dass mir das gefiele. Ich würde mich weigern.«
»Ich konnte nicht! Er zwang mich dazu!«
»Niemand kann irgendjemanden zu so etwas zwingen.«
»Natürlich kann man, Mr. Delta«, sagte die Frau des Generals und beugte sich vor, und ihre großen Brüste sprengten
fast ihre dünne Bluse. Ihr langes Haar verdunkelte teilweise die weichen Züge ihres alternden, aber immer noch sinnlichen Gesichts. »Man kann alles machen mit einem Gör ohne Schulabschluss aus dem Kohlenrevier von West-Virginia, wo eine Mine nach der anderen dichtgemacht wurde und niemand mehr was zu fressen hatte - Entschuldigung, zu essen, meine ich. Du schnappst deine Sachen und haust ab, und genau das habe ich getan. Ich vögelte mich von Aliquippa bis Hawaii durch, aber wenigstens kam ich an. Und ich lernte einen Beruf. Dort traf ich dann Big Boy, und ich heiratete ihn, aber vom ersten Tag an wusste ich, dass ich mir keine Illusionen zu machen brauchte. Besonders, als er aus Vietnam zurückkam, verstehen Sie, was ich meine?«
»Ich bin mir nicht sicher, Rachel.«
»Du musst ihm überhaupt nichts erklären, Kind!«, brüllte Flannagan.
»Ich will aber, Eddie! Ich hab’s satt, die ganze Scheiße,
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