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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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nehmen.
    »Nicht!«, sagte der erste Mann warnend. »Menschenknochen anzufassen bringt Unglück.«
    »Was soll der Unsinn? Archäologen tun das dauernd.«
    Sina lachte. »Außerdem muss der nicht von einem Menschen stammen.« Trotzdem ließ sie den Knochen wieder in den Staub fallen.
    Fünf Minuten später waren sie alle um ein Objekt versammelt, das unverkennbar ein Menschenschädel war.
    Der Lichtschein ihrer Stablampen ließ die Augenwülste hervortreten und tauchte die Augenhöhlen in tiefen Schatten.
    »Woran mag er gestorben sein?«, fragte Sina.
    »Unterkühlung, nehme ich an«, sagte Spalko. »Oder er ist verdurstet.«
    »Armer Teufel.«
    Sie gingen weiter, drangen tiefer in den gewachsenen Fels ein, auf dem das Kloster erbaut war. Je weiter sie vorankamen, desto häufiger wurden die Knochen. Jetzt waren es ausschließlich Menschenknochen, von denen viele gebrochen oder zersplittert waren.
    »Ich glaube nicht, dass diese Leute an Durst oder Unterkühlung gestorben sind«, sagte Sina.
    »Woran sonst?«, fragte einer der Männer, aber niemand wusste eine Antwort.
    »Weiter!«, befahl Spalko knapp. Nach seiner Einschätzung mussten sie sich jetzt ziemlich genau unter der Stelle befinden, wo die von Zinnen gekrönten äußeren Mauern des Klosters aufragten. Im Licht ihrer Stablampen wurde vor ihnen eine merkwürdige Felsformation sichtbar.
    »Hier teilt sich die Höhle«, sagte einer der Männer, indem er erst in den linken, dann in den rechten Gang hineinleuchtete.
    »Höhlen teilen sich nicht«, sagte Spalko. Er trat nach vorn, steckte den Kopf in die linke Abzweigung. »Dieser Gang ist eine Sackgasse.« Er ließ seine Hand über den Rand der Öffnungen gleiten. »Der Fels ist bearbeitet worden«, sagte er. »Vor langer Zeit, vielleicht damals, als das Kloster erbaut wurde.« Seine Stimme klang merkwürdig hallend, als er den rechten Gang betrat. »Ja, der hier geht weiter, aber er knickt ab und verzweigt sich wieder.«
    Als er zurückkam, trug sein Gesicht einen seltsamen Ausdruck. »Ich glaube nicht, dass dieser Gang nur ein Fluchtweg ist«, sagte er. »Kein Wunder, dass Molnar sich dafür entschieden hat, Dr. Schiffer hier zu verstecken.
    Ich glaube, dass wir im Begriff sind, ein Labyrinth zu betreten.«
    Seine Männer wechselten einen besorgten Blick.
    »Wie sollen wir jemals wieder herausfinden?«, fragte Sina.
    »Was uns dort drinnen erwartet, weiß kein Mensch.«
    Spalko zog einen kleinen rechteckigen Gegenstand, kaum größer als eine Zigarettenschachtel, aus der Tasche.
    Er grinste, während er ihr zeigte, wie das Gerät funktionierte. »Das ist ein GPS-Empfänger. Ich habe gerade unseren Ausgangspunkt gespeichert.« Er nickte den Männern zu. »Auf geht’s!«
    Aber sie brauchten nicht lange, um zu erkennen, dass sie hier unten orientierungslos waren. Keine fünf Minuten später waren sie wieder am Eingang des Labyrinths versammelt.
    »Was ist passiert?«, fragte Sina.
    Spalko runzelte die Stirn. »Das GPS hat dort drinnen nicht funktioniert.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie ist das möglich?«
    »Anscheinend blockiert der Fels das Satellitensignal«, vermutete Spalko. Er konnte es sich nicht leisten, einzugestehen, dass er keine Ahnung hatte, weshalb der GPS-Empfänger hier unten nicht funktionierte. Stattdessen machte er seinen Rucksack auf, holte eine dicke Zwirnspule heraus. »Wir machen’s wie Theseus und rollen den Zwirn als Ariadnefaden ab.«
    Sina betrachtete die Spule zweifelnd. »Was ist, wenn uns der Faden ausgeht?«
    »Theseus ist das nicht passiert«, sagte Spalko. »Und da wir praktisch schon unter dem Kloster sind, können wir hoffen, dass er uns auch nicht ausgeht.«
    Dr. Felix Schiffer langweilte sich. Seit Tagen hatte er nun schon nichts anderes getan, als Anweisungen auszuführen, während sein Team aus Beschützern ihn im Schutz der Nacht nach Kreta flog und dort in regelmäßigen Abständen von einem Versteck zum anderen brachte. Sie blieben nirgends länger als drei Tage. Das Haus in Iráklion hatte ihm gefallen, aber letztlich hatte er sich auch dort gelangweilt. Er hatte absolut nichts zu tun. Sie weigerten sich, ihm eine Zeitung zu bringen oder ihn Radio hören zu lassen. Einen Fernseher gab es dort nicht, und wenn es einen gegeben hätte, wäre er bestimmt davon fern gehalten worden. Trotzdem, überlegte er sich trübselig, war das Haus verdammt viel behaglicher gewesen als dieses schimmelige Gemäuer, in dem ein Feldbett und ein Kaminfeuer den einzigen Komfort

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