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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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darstellten.
    Schwere Schränke und Kommoden waren buchstäblich
    die einzigen Einrichtungsgegenstände, sodass die Männer Klappstühle, Feldbetten und Schlafsäcke hatten mitbringen müssen. Da es hier anscheinend keine Toilette gab, hatten sie auf dem Innenhof eine Latrine gegraben, deren Gestank bis ins Innere des Klosters drang. Selbst mittags
    – und nach Einbruch der Dunkelheit erst recht – war der alte Bau feucht und düster. Es gab nicht einmal Licht, bei dessen Schein man hätte lesen können, wenn es denn eine Lektüre gegeben hätte.
    Er dürstete nach Freiheit. Wäre er ein gottesfürchtiger Mann gewesen, hätte er um Erlösung gebetet. Es war schrecklich lange her, dass er László Molnar gesehen oder mit Alex Conklin gesprochen hatte. Als er seine Beschützer nach ihnen gefragt hatte, hatten sie sich auf das ihnen heiligste Wort berufen: Sicherheit. Telefonate waren einfach nicht sicher genug. Sie beeilten sich, ihm zu versichern, er werde bald mit seinem Freund und seinem Wohltäter wieder vereint sein. Aber als er fragte, was »bald« heiße, zuckten sie lediglich mit den Schultern und setzten ihr endloses Kartenspiel fort. Er spürte, dass sie sich ebenfalls langweilten – zumindest die Männer, die gerade nicht Wache stehen mussten.
    Sie waren zu siebt. Ursprünglich waren es mehr gewesen, aber die anderen waren in Iráklion zurückgeblieben. Wie er mitbekommen hatte, hätten sie längst eintreffen sollen.
    Deshalb gab’s heute kein Kartenspiel – alle sieben Männer des Teams waren auf Patrouille. In der Luft hing deutlich wahrnehmbare Spannung, die auch ihn nervös machte.
    Schiffer war ein ziemlich großer Mann mit durchdringend blauen Augen und einer kräftigen Nase unter einer grau melierten Mähne. Bevor er zur DARPA gegangen war, hatte es eine Zeit gegeben, in der er sich mehr in der Öffentlichkeit bewegt hatte und oft mit Burt Bacharach verwechselt worden war. Da er nicht sehr gut mit Leuten umgehen konnte, hatte er immer hilflos auf die Verwechslung reagiert. Er hatte nur etwas Unverständliches gemurmelt und sich abgewandt, aber seine offenkundige Verlegenheit hatte die Leute nur in ihrer Fehleinschätzung bestärkt.
    Er stand auf und schlenderte durch den Raum zum
    Fenster, wurde aber von einem Mann des Teams abgefangen und zurückdirigiert.
    »Sicherheit«, sagte der Söldner mit deutlicher Nervosität in der Stimme, wenn auch nicht im Blick.
    »Sicherheit! Sicherheit! Wie ich dieses Wort satt habe!«, rief Dr. Schiffer aus.
    Trotzdem wurde er zu dem Stuhl zurückbegleitet, auf dem er sitzen sollte. Auf seinen von allen Türen und Fenstern entfernten Platz. Er zitterte in der feuchten Kälte.
    »Mir fehlt mein Labor – mir fehlt meine Arbeit!«
    Schiffer sah in die dunklen Augen des Söldners. »Ich komme mir wie im Gefängnis vor, verstehen Sie das nicht?«
    Sean Keegan, der Führer des Teams, der die Unruhe seines Schutzbefohlenen spürte, kam mit langen Schritten herüber. »Bitte setzen Sie sich, Doktor.«
    »Aber ich …«
    »Das ist zu Ihrem eigenen Besten«, sagte Keegan. Er gehörte zu dem dunklen irischen Typ mit schwarzen Augen und Haaren, kantigem Gesicht, aus dem grimmige Entschlossenheit sprach, und der sehnigen Gewandtheit eines Straßenkämpfers. »Wir haben den Auftrag, für Ihre Sicherheit zu sorgen, und nehmen diese Verantwortung ernst.«
    Schiffer nahm gehorsam Platz. »Will mir nicht endlich jemand sagen, was hier vorgeht?«
    Keegan starrte einige Zeit auf ihn hinab. Dann fasste er einen Entschluss und ging neben dem Stuhl in die Hocke. Halblaut sagte er: »Ich habe Sie bewusst im Unklaren gelassen, aber vielleicht ist’s besser, wenn Sie’s jetzt erfahren.«
    »Was?« Schiffers Gesicht wirkte gequält und verkniffen. »Was ist passiert?«
    »Alex Conklin ist tot.«
    »O Gott, nein.« Schiffer fuhr sich mit dem Handrücken über seine plötzlich schweißnasse Stirn.
    »Und was László Molnar betrifft, haben wir seit zwei Tagen nichts mehr von ihm gehört.«
    »Allmächtiger!«
    »Beruhigen Sie sich, Doktor. Denkbar ist durchaus, dass Molnar sich aus Sicherheitsgründen nicht gemeldet hat.« Keegan erwiderte seinen Blick. »Andererseits sind die Leute, die wir in dem Haus in Iráklion zurückgelassen haben, uns nicht wie geplant gefolgt.«
    »Ja, das habe ich mitgekriegt«, sagte Schiffer. »Glauben Sie, dass ihnen … ein Unheil zugestoßen ist?«
    »Das muss ich leider annehmen.«
    Schiffers Gesicht glänzte, und wider Willen schwitzte er weiterhin vor

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