Das Bourne-Vermächtnis
tun, was die beschädigten Rippen schützen kann.«
»Wie wär’s mit einer Ritterrüstung?« Ambrus schmunzelte über seinen eigenen Scherz, wurde aber sofort wieder ernst, als er Bournes Gesichtsausdruck sah. »Großer Gott, Mann, mit wem müssen Sie’s aufnehmen?«
»Wenn ich das wüsste«, sagte Bourne trübselig, »wäre uns allen geholfen.«
Obwohl Dr. Ambrus sichtlich betroffen war, hielt er Wort und nahm sie in sein Haus in Buda hoch über der Donau mit, in dem er ein kleines Sprechzimmer hatte, wo andere vielleicht ein Arbeitszimmer gehabt hätten.
Vor dem Fenster rankten Kletterrosen, aber die Geranienkästen waren noch leer und warteten auf wärmeres Wetter. Drinnen gab es cremeweiße Wände, weißen
Stuck an der Decke und auf den Schränken gerahmte Fotos von Ambrus’ Frau mit seinen beiden Söhnen.
Während Bourne auf dem Untersuchungstisch saß,
suchte Dr. Ambrus leise vor sich hinsummend aus den Schränken zusammen, was er brauchte. Als er zu seinem Patienten zurückkam, der den Oberkörper hatte freimachen müssen, schaltete er eine verspiegelte starke Lampe ein, die er auf das Schlachtfeld richtete. Dann machte er sich daran, Bourne einen straffen Dachziegelverband anzulegen, der aus drei Lagen bestand: aus Watte, Verbandmull und einem gummiartigen Material, das Kevlar enthielt, wie er sagte.
»Mehr hätte niemand für Sie tun können«, behauptete er, als er fertig war.
»Ich kriege kaum Luft«, keuchte Bourne.
»Gut, dann haben Sie weniger Schmerzen.« Er klapperte mit Pillen in einem braunen Plastikfläschchen. »Ich würde Ihnen ein Schmerzmittel geben, aber bei einem Mann wie Ihnen … nein, das lassen wir lieber. Das Zeug würde Ihre Sinne abstumpfen, Ihre Reflexe wären langsamer, und ich würde Sie vielleicht auf einer Steinplatte liegend Wiedersehen.«
Bourne lächelte über Ambrus’ missglückten Scherz.
»Ich werde mein Bestes tun, um Ihnen diesen Anblick zu ersparen.« Er wollte seine Geldbörse ziehen. »Was bin ich schuldig?«
Dr. Ambrus hob abwehrend die Hände. »Bitte!«
»Wie können wir Ihnen sonst danken, Istvan?«, fragte Annaka.
»Sie wiederzusehen, meine Liebe, ist Lohn genug.« Dr.
Ambrus nahm ihr Gesicht in die Hände, küsste sie erst auf eine Wange, dann auf die andere. »Versprechen Sie mir, bald einmal zum Abendessen zu uns zu kommen.
Bela hat erst neulich nach Ihnen gefragt. Kommen Sie, meine Liebe, kommen Sie bald! Sie kocht Ihnen das Gulyás, das Sie als Kind so gern gegessen haben.«
»Ich versprech’s Ihnen, Istvan. Bald.«
Dr. Ambrus, der mit diesem versprochenen Lohn zufrieden war, ließ sie gehen.
Kapitel dreiundzwanzig
»Wegen Randy Driver muss irgendwas unternommen
werden«, sagte Lindros.
Der CIA-Direktor unterschrieb noch einige Briefe und legte sie in den mit Ausgang bezeichneten Drahtkorb, bevor er aufsah. »Wie ich höre, haben Sie ihm gründlich die Meinung gesagt.«
»Das verstehe ich nicht. Ist das für Sie ein Grund zur Belustigung, Sir?«
»Das müssen Sie mir nachsehen, Martin«, sagte er mit einem Grinsen, das er absichtlich nicht unterdrückte.
»Ich habe derzeit nicht viel zu lachen.«
Die helle Sonne, die den ganzen Nachmittag lang das vor dem Fenster stehende Denkmal mit den drei Soldaten aus dem Unabhängigkeitskrieg beschienen hatte, war untergegangen, so dass die jetzt umschatteten Gestalten müde wirkten. Die fragile Helligkeit eines weiteren Frühlingstags war allzu rasch der Nacht gewichen.
»Ich will, dass er angewiesen wird, mit mir zusammenzuarbeiten. Ich will Zugang zu …«
Das Gesicht des Direktors verfinsterte sich. »›Ich will, ich will‹ – was sind Sie, ein Dreijähriger?«
»Sie haben mich mit den Ermittlungen wegen der
Morde an Conklin und Panov betraut. Ich tue nur, was Sie mir aufgetragen haben.«
»Ermittlungen?« Die Augen des Direktors blitzten
zornig. »Es gibt keine Ermittlungen. Ich habe Ihnen klipp und klar gesagt, Martin, dass damit Schluss sein muss. Die schwärende Wunde schadet uns bei dem Hexenweib. Ich will, dass die Wunde ausgebrannt wird, damit wir sie vergessen können. Am allerwenigsten kann’s ich brauchen, dass Sie in ganz Washington rumrennen und sich überall wie ein Elefant im Porzellanladen aufführen.« Er winkte ab, als sein Stellvertreter protestieren wollte. »Hängen Sie Harris, hängen Sie ihn hoch und auffällig genug, um die Nationale Sicherheitsberaterin davon zu überzeugen, dass wir wissen, was wir tun.«
»Wenn Sie meinen, Sir, aber bei allem
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