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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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ich kann euch beiden am besten dienen, indem ich wie bisher neutral bleibe«, sagte er jetzt. »Wer soll euch Kampfhähne sonst daran hindern, einander in Stücke zu reißen?«
    Nachdem Annaka alles eingekauft hatte, was Bourne brauchte, verließ sie das Warenhaus. Auf ihrem Weg zum Theaterbezirk sah sie, in einer Schaufensterscheibe reflektiert, eine Bewegung hinter sich. Sie blieb nicht stehen, kam nicht einmal aus dem Tritt, sondern ging nur etwas langsamer, um sich zu vergewissern, dass sie beschattet wurde. So beiläufig wie möglich überquerte sie die Straße und blieb dann wieder vor einem Schaufenster stehen. In der Scheibe erkannte sie das Spiegelbild Kevin McColls, der anscheinend zu dem Café an der Ecke unterwegs war. Annaka wusste, dass sie ihn abschütteln musste, bevor sie Make-up und Theaterschminke kaufte.
    Während sie ihm weiter den Rücken zukehrte, zog sie ihr Handy heraus und wählte Bournes Nummer.
    »Jason«, sagte sie leise, »McColl ist hinter mir her.«
    »Wo bist du jetzt?«, fragte er.
    »Am Anfang der Váci utca.«
    »Ich bin ganz in der Nähe.«
    »Du solltest doch im Hotel bleiben! Was hast du gemacht?«
    »Ich habe eine neue Spur entdeckt«, sagte er.
    »Wirklich?« Ihr Herz schlug rascher. War er Stepan auf der Fährte? »Welche?«
    »Erst müssen wir McColl ausschalten. Ich möchte,
    dass du zur Klinik im Haus 75 Hattyu utca fährst. Warte am Empfang auf mich.« Bourne erläuterte ihr genau, was sie tun sollte.
    Sie hörte aufmerksam zu, dann fragte sie: »Jason, weißt du bestimmt, dass du das schaffst?«
    »Tu einfach, was ich sage«, antwortete er streng, »dann ist alles in Ordnung.«
    Sie beendete das Gespräch und rief ein Taxi. Als es kam, stieg sie ein, nannte dem Fahrer die Adresse, die Bourne ihr gegeben hatte, und ließ ihn sie wiederholen.
    Sie sah sich um, als der Wagen anfuhr, konnte McColl jedoch nicht entdecken, obwohl sie sicher wusste, dass er sie beschattet hatte. Im nächsten Augenblick schlängelte sich jedoch ein klappriger alter Opel durch den Verkehr und setzte sich hinter ihr Taxi. Ein Blick in den rechten Außenspiegel des Taxis zeigte ihr eine vertraute hünenhafte Gestalt am Steuer des Opels, und sie verzog die Lippen zu einem heimlichen Lächeln. Kevin McColl hatte angebissen! Jetzt musste nur noch Bournes Plan funktionieren …
    Stepan Spalko, erst vor kurzem in die Budapester Zentrale von Humanistas, Ltd. zurückgekehrt, hörte gerade den verschlüsselten Funkverkehr der internationalen Geheimdienste ab, um Neues über den Terrorismusgipfel in Reykjavik zu erfahren, als sein Handy klingelte.
    »Was gibt’s?«, fragte er kurz angebunden.
    »Ich bin unterwegs, um mich mit Bourne in der 75
    Hattyu utca zu treffen«, sagte Annaka.
    Spalko machte kehrt und entfernte sich einige Schritte von seinen Technikern, die an ihren Dechiffrierstationen saßen. »Er lässt dich in die Klinik Eurocenter Bio-I kommen«, sagte er. »Also weiß er von Peter Sido.«
    »Er hat von einer neuen Spur gesprochen, wollte sich aber nicht näher dazu äußern.«
    »Der Mann ist wirklich umtriebig«, sagte Spalko. »Ich kümmere mich um Sido, aber du darfst Bourne nicht mal in seine Nähe kommen lassen.«
    »Das ist mir klar«, bestätigte sie. »Jedenfalls dürfte er zunächst mal mit dem amerikanischen CIA-Agenten beschäftigt sein, der auf ihn angesetzt wurde.«
    »Ich will aber nicht, dass Bourne umgelegt wird, Annaka. Dafür ist er mir lebend viel zu wertvoll – zumindest vorläufig.« Spalko ging die sich bietenden Möglichkeiten in Gedanken durch und verwarf eine nach der anderen, bis er wusste, wie der gewünschte Effekt sich erzielen ließ. »Alles Weitere überlässt du mir.«
    Annaka nickte in ihrem rasenden Taxi. »Auf mich
    kannst du dich verlassen, Stepan.«
    »Das weiß ich.«
    Sie starrte aus dem Fenster, vor dem Budapest vorbeizog. »Ich habe mich noch gar nicht dafür bedankt, dass du meinen Vater beseitigt hast.«
    »Das war lange überfällig.«
    »Chan glaubt, dass ich wütend bin, weil ein anderer mir zuvorgekommen ist.«
    »Hat er Recht?«
    Sie hatte plötzlich Tränen in den Augen und wischte sie ziemlich irritiert weg. »Er war mein Vater, Stepan.
    Was immer er getan hat … er war trotzdem mein Vater.
    Er hat mich großgezogen.«
    »Mehr schlecht als recht, Annaka. Ein guter Vater war er nie.«
    Sie dachte an die Lügen, die sie Bourne ohne die geringsten Gewissensbisse erzählt hatte, an die idealisierte Kindheit, die nur in ihren Träumen existierte.

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