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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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oder weniger.«
    Lindros erstarrte. »Wie meinen Sie das?«
    Driver betrachtete weiter wie fasziniert das Ende seiner Zigarre. »Daran kann Schiffer auf keinen Fall gearbeitet haben, denn es ergibt keinen Sinn.«
    Lindros schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«
    Driver seufzte. »Möglicherweise ist Schiffer auf diesem Fachgebiet kein großer Experte.«
    Lindros hatte das Gefühl, in seinem Magen bilde sich ein eisiger Klumpen aus Entsetzen. »Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, nicht wahr?«
    »Nun, jetzt wo Sie’s sagen, ja.« Driver fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Möglich ist auch, dass Schiffer an etwas ganz anderem gearbeitet hat, von dem weder die DARPA noch wir erfahren sollten.«
    Lindros war sichtlich konsterniert. »Wieso haben Sie Dr. Schiffer das nicht gefragt?«
    »Das täte ich sehr gern«, antwortete Driver. »Das Dumme ist nur, dass ich nicht weiß, wo Felix Schiffer ist.«
    »Wenn Sie’s nicht wissen«, fragte Lindros aufgebracht,
    »wer zum Teufel weiß es dann?«
    »Alex hat es als Einziger gewusst.«
    »Alex Conklin ist tot, verdammt noch mal!« Lindros fuhr hoch, beugte sich nach vorn und schlug Driver die Zigarre aus dem Mund. »Randy, seit wann ist Dr. Schiffer verschwunden?«
    Driver schloss die Augen. »Seit sechs Wochen.«
    Nun verstand Lindros alles. Dies war der Grund, weshalb Driver bei seinem ersten Besuch so feindselig gewesen war: Er hatte schreckliche Angst gehabt, die Agency wittere seinen unerhörten Verstoß gegen alle Sicherheitsbestimmungen. Jetzt sagte er: »Wie um Himmels willen konnten Sie das bloß zulassen?«
    Drivers blaue Augen erwiderten kurz seinen Blick.
    »Das hat Alex mir eingebrockt. Ich habe ihm vertraut.
    Wieso auch nicht? Ich kannte ihn seit Jahren – in der Agency war er eine lebende Legende, verdammt noch mal. Und was macht er dann? Er lässt Schiffer verschwinden.«
    Driver starrte seine auf dem Boden liegende Zigarre an, als habe sie sich in ein bösartiges Insekt verwandelt.
    »Er hat mich ausgenützt, Lindros, mich schamlos missbraucht. Schiffer sollte nie in meiner Abteilung arbeiten.
    Alex wollte nie, dass er zu uns, zur Agency, kam. Er wollte ihn aus der DARPA rausholen, um ihn verschwinden zu lassen.«
    »Weshalb?«, fragte Lindros. »Warum wollte er das?«
    »Das weiß ich nicht. Bei Gott, ich wollte, ich wüsste es.« Der Schmerz in Drivers Stimme war nicht zu überhören, und Lindros hatte erstmals seit ihrer Bekanntschaft Mitleid mit ihm. Alles, was er jemals über Alexander Conklin gehört hatte, hatte sich als wahr erwiesen. Er war der Meistermanipulator, der Hüter dunkler Geheimnisse, der Agent gewesen, der keinem traute – außer Jason Bourne – seinem Schützling. Lindros fragte sich flüchtig, wie diese unerwartete Wendung sich auf den Alten auswirken würde. Conklin und er waren jahrzehntelang eng befreundet gewesen; sie hatten gemeinsam in der Agency, die ihr Leben war, Karriere gemacht. Sie hatten sich aufeinander verlassen, hatten einander vertraut
    … und nun dieser bittere Schlag. Conklin hatte gegen praktisch sämtliche Vorschriften der Agency verstoßen, um zu bekommen, was er wollte: Dr. Felix Schiffer. Er hatte nicht nur Randy Driver, sondern die Agency selbst reingelegt. Wie willst du dem Alten das bloß schonend beibringen?, fragte Lindros sich. Aber noch während er das dachte, war ihm bewusst, dass er ein dringenderes Problem zu lösen hatte.
    »Conklin hat offenbar gewusst, woran Schiffer wirklich gearbeitet hat, und wollte’s haben«, sagte Lindros.
    »Aber was zum Teufel war das?«
    Driver sah ihn ratlos an.
    Stepan Spalko stand mitten auf dem Kapisztran tér, seine Limousine wartete in Rufweite. Über ihm erhob sich der Maria-Magdalenen-Turm, der einzige Überrest einer Franziskanerkirche aus dem 13. Jahrhundert, deren Schiff und Chor im Zweiten Weltkrieg durch deutsche Bomben zerstört worden waren. Während er wartete, fühlte er einen eisigen Windstoß, der den Saum seines schwarzen Mantels hob und seine Haut berührte.
    Spalko sah auf seine Uhr. Sido hatte Verspätung. Er hatte sich längst abgewöhnt, sich unnütz Sorgen zu machen, aber dieses Treffen war so wichtig, dass er doch eine gewisse Besorgnis empfand. Das aus vierundzwanzig Glocken bestehende Glockenspiel auf dem Turm schlug die erste Viertelstunde. Sido hatte viel Verspätung.
    Spalko beobachtete das Kommen und Gehen der
    Menge. Er wollte eben gegen alle Regeln für solche Treffen verstoßen und Sido auf dem Handy

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