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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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zitterte am ganzen Leib. Er dachte an seinen Mentor. Was hätte Chalid Murat an deiner Stelle getan?, fragte er sich. Er hätte das Paar zweifellos gestellt, sich von beiden einzeln erklären lassen, was sie taten, und ihnen danach sein Urteil verkündet.
    Arsenow richtete sich zu seiner ganzen Größe auf, trat auf das Paar zu und hielt dabei den rechten Arm vor sich ausgestreckt. Magomet, der ihm mehr oder weniger zugewandt war, sah ihn kommen und wich abrupt zurück, sodass Sinas Hand nicht mehr auf seinem Arm lag. Sein Mund war weit geöffnet, aber vor Schock und Entsetzen brachte er keinen Laut heraus.
    »Magomet, was hast du?«, fragte Sina. Erst dann drehte sie sich um und sah Arsenow auf sie zukommen.
    »Hassan, nein!«, rief sie, als Arsenow abdrückte.
    Die Kugel trat durch Magomets offenen Mund ein
    und riss ihm den Hinterkopf weg. Er wurde in einem Schwall von Blut und Gehirnmasse zurückgeworfen.
    Arsenow richtete seine Pistole auf Sina. Ja, dachte er, Chalid Murat hätte die Situation bestimmt anders bewältigt, aber Chalid Murat ist tot, und ich, Hassan Arsenow, der seine Ermordung geplant hat, lebe noch und habe das Kommando, daher wird es diesmal anders gemacht.
    Wir leben in einer neuen Welt.
    »Jetzt du«, sagte er.
    Sina starrte in seine schwarzen Augen und wusste genau, dass sie ihn anflehen, vor ihm auf die Knie sinken und um Gnade betteln sollte. Jede Erklärung, die sie ihm vielleicht hätte geben können, war ihm egal. Sie wusste, dass er vernünftigen Argumenten nicht mehr zugänglich war; in diesem Augenblick war er nicht imstande, die Wahrheit von einer geschickten Lüge zu unterscheiden.
    Sie wusste auch, dass es gefährlich gewesen wäre, ihm hier und jetzt zu geben, wonach er gierte. Das war eine Falle, eine gefährlich in die Tiefe führende schiefe Bahn, von der es kein Entkommen mehr gab, sobald man sie einmal betreten hatte. Es gab nur eine Möglichkeit, ihn an der Ausführung seines Vorhabens zu hindern.
    Ihre Augen blitzten. »Schluss jetzt!«, befahl sie. »Aber sofort!« Sie streckte eine Hand aus, umfasste den Pistolenlauf und bog ihn so nach oben, dass die Waffe nicht mehr auf ihren Kopf zielte. Sie riskierte einen Blick auf den toten Magomet. Das war ein Fehler, den sie nicht noch einmal machen würde.
    »Was fällt dir ein?«, fragte sie scharf. »Hast du so kurz vor dem Ziel den Verstand verloren?«
    Es war clever von Sina, Arsenow an den Grund ihres Aufenthalts in Reykjavik zu erinnern. Seine Liebe zu ihr hatte ihn vorübergehend das größere Ziel aus den Augen verlieren lassen. Er hatte nur auf ihren Tonfall und ihre Hand auf Magomets Arm reagiert.
    Mit eckigen Bewegungen steckte er die Pistole weg.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte sie. »Wer übernimmt Magomets Aufgaben?«
    »Das ist alles deine Schuld«, sagte er angewidert. »Lass dir also was einfallen.«
    »Hassan.« Sie wusste, dass sie ihn in diesem Augenblick nicht berühren oder auch nur einen Schritt näher auf ihn zutreten durfte. »Du bist unser Führer. Darüber entscheidest einzig und allein du.«
    Er sah sich um, als erwache er gerade aus einer Trance.
    »Unsere Nachbarn werden den Schussknall hoffentlich für eine Fehlzündung halten.« Er starrte sie an. »Warum warst du mit ihm hier draußen?«
    »Um zu versuchen, ihn von dem Weg abzubringen,
    den er gewählt hatte«, sagte Sina vorsichtig. »Er ist seltsam verändert, seit ich ihm im Flugzeug den Bart abgenommen habe. Er hat Annäherungsversuche gemacht.«
    Arsenows Augen blitzten erneut. »Und wie hast du
    darauf reagiert?«
    »Wie wohl, Hassan?« Ihre Stimme klang so scharf und empört wie seine. »Soll das etwa heißen, dass du mir nicht traust?«
    »Ich habe deine Hand auf seinem Arm gesehen, habe deine Finger …« Er konnte nicht weiter sprechen.
    »Hassan, sieh mich an.« Sie streckte eine Hand aus.
    »Bitte sieh mich an.«
    Als er sich ihr langsam und widerstrebend zuwandte, empfand sie freudige Erregung. Sie hatte ihn in der Hand; trotz ihres Fehlers von vorhin hatte sie ihn weiterhin fest in der Hand.
    Mit einem unhörbaren Seufzer der Erleichterung fuhr sie fort: »Die Situation hat gewisses Feingefühl erfordert.
    Das verstehst du bestimmt. Hätte ich ihn ohne weiteres abgewiesen, wäre ich kalt zu ihm gewesen, hätte ich ihn verärgert. Ich war in Sorge, seine Verärgerung würde seinen Wert für uns mindern.« Ihr Blick ließ ihn nicht mehr los. »Hassan, ich habe daran gedacht, wozu wie hier sind. Nur daran denke ich gegenwärtig, und

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