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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sie kennen gelernt, nachdem mein Vater sie weggeschickt hatte«, fuhr Annaka fort.
    »Wohin weggeschickt?« Bourne war wider Willen fasziniert. Sie verstand es wirklich, Spannung aufzubauen.
    »In eine Nervenheilanstalt.« Annakas Blick wurde dunkel und ließ kurz eine Spur von echten Gefühlen aufblitzen. »Er hat sie einweisen lassen. Das war nicht schwierig; sie war körperlich leidend, nie imstande, sich gegen ihn zu wehren. Damals … ja, damals war so was noch möglich.«
    »Weshalb hätte er das tun sollen? Ich glaube dir
    nicht«, sagte Bourne ausdruckslos.
    »Mir ist’s egal, ob du mir glaubst oder nicht.« Sie musterte ihn sekundenlang mit dem beunruhigenden Blick eines Reptils. Dann sprach sie weiter, vielleicht weil ihr das ein Bedürfnis war. »Sie war ihm lästig geworden. Seine Geliebte hat es von ihm verlangt; in dieser Beziehung war er abscheulich schwach.« Der Ausbruch nackten Hasses hatte ihr Gesicht in eine hässliche Maske verwandelt, und Bourne begriff, dass sie endlich die Wahrheit über ihre Vergangenheit preisgegeben hatte. »Er hat niemals erfahren, dass ich die Wahrheit entdeckt hatte, und ich habe mir nie etwas anmerken lassen. Niemals. « Sie warf den Kopf in den Nacken. »Jedenfalls ist Stepan als Besucher in die Heilanstalt gekommen. Damals hat er seinen Bruder besucht …
    den Bruder, der versucht hatte, ihn umzubringen.«
    Bourne starrte sie sprachlos an. Er war sich bewusst, dass er keine Ahnung hatte, ob sie log oder die Wahrheit sagte.
    Zumindest in einer Beziehung hatte er sie richtig beurteilt
    – sie führte tatsächlich Krieg. Die Rollen, die sie so meisterhaft gespielt hatte, waren ihre Offensive in feindliches Gebiet. Er begegnete Annakas unversöhnlichem Blick und erkannte, dass die Art und Weise, wie sie alle, die in ihren Einflussbereich gelangten, mutwillig manipulierte, etwas Monströses hatte.
    Annaka beugte sich zu ihm hinüber und nahm sein
    Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. »Du bist Stepan noch nie begegnet, stimmt’s? Er hat unzählige plastische Operationen am Hals und der rechten Gesichtshälfte hinter sich. Den Leuten erzählt er alle möglichen Geschichten, aber Tatsache ist, dass sein Bruder ihn mit Benzin übergossen und dann ein Feuerzeug an sein Gesicht gehalten hat.«
    Er reagierte unwillkürlich. »Großer Gott! Warum?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Sein Bruder ist ein gemeingefährlicher Irrer. Stepan hat’s gewusst – seine Eltern übrigens auch –, aber er wollte es nicht wahr haben, bis es zu spät war. Und auch danach hat er den Jungen verteidigt und darauf bestanden, das Ganze sei ein tragischer Unfall gewesen.«
    »Das mag alles stimmen«, sagte Bourne. »Aber es hat dir trotzdem nicht das Recht gegeben, ein Komplott gegen den eigenen Vater zu schmieden.«
    Sie lachte. »Wie kannst ausgerechnet du das sagen, obwohl dein Sohn und du versucht haben, euch gegenseitig umzubringen? Solche Wildheit in zwei Männern, mein Gott!«
    »Er will mich umlegen. Ich verteidige mich nur.«
    »Aber er hasst dich, Jason, mit einer Leidenschaft, wie ich sie selten erlebt habe. Er hasst dich genauso, wie ich meinen Vater gehasst habe. Und weißt du, warum? Weil du ihn verlassen hast, wie mein Vater meine Mutter verlassen hat.«
    »Du redest, als sei er tatsächlich mein Sohn«, knurrte Bourne.
    »Ah, richtig, du hast dir eingeredet, er sei’s nicht. Das ist praktisch, nicht wahr? Auf diese Weise brauchst du nicht daran zu denken, wie du ihn dem Tod im Dschungel überlassen hast.«
    »Nein, das habe ich nicht!« Bourne wusste, dass es falsch war, sich von ihr in diese emotional geladene Diskussion verwickeln zu lassen, aber er konnte nicht anders.
    »Mir hat man gesagt, er sei tot. Ich hatte keine Ahnung, dass er überlebt haben könnte. Das habe ich erst entdeckt, als ich in die staatliche Datenbank eingedrungen bin.«
    »Hast du alles getan, um dir Gewissheit zu verschaffen? Nein, du hast deine Familie begraben, ohne auch nur einen Blick in die Särge zu werfen! Hättest du’s getan, hättest du gesehen, dass der Sarg deines Sohnes leer war. Nein, du Feigling, du hast stattdessen fluchtartig das Land verlassen.«
    Bourne zerrte erneut an seinen Fesseln. »Das ist gut –
    du dozierst hier über Familiendinge!«
    »So, das reicht.« Stepan Spalko hatte den Raum mit dem perfekten Timing eines Zirkusdirektors betreten.
    »Ich habe mit Mr. Bourne nun wichtigere Angelegenheiten zu besprechen …«
    Annaka stand gehorsam auf. Sie tätschelte Bourne die

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