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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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fantastische Angebot.
    Chan wandte sich an eine der gestressten Verkäuferinnen und sagte ihr, er wolle zu Oszkar. Sie fragte ihn nach seinem Namen, dann hob sie einen Telefonhörer ab und wählte die Nummer einer Nebenstelle. Nach einigen kurzen Sätzen legte sie auf und schickte Chan durch den Laden nach hinten.
    Durch eine Tür in der Rückwand gelangte er in einen winzigen Vorraum, der von einer nackten Glühbirne erhellt wurde. Die Wände waren von unbestimmbarer Farbe, und die Luft roch nach gekochtem Kohl. Chan stieg eine eiserne Wendeltreppe hinauf und gelangte ins Büro im ersten Stock. Die Wände standen voller Bücher –
    hauptsächlich Erstausgaben von Zauberbüchern und Biografien und Memoiren von berühmten Zauberern und Entfesslungskünstlern. An der Wand über einem alten Schreibtisch mit Rollverschluss hing ein signiertes Foto von Harry Houdini. Der alte Orientteppich auf den Bodendielen hätte noch immer unbedingt gereinigt werden müssen, und der riesige thronartige Lehnsessel mit der hohen Rückenlehne behauptete weiter seinen Ehrenplatz hinter dem Schreibtisch.
    Oszkar saß in genau derselben Haltung da wie vor einem Jahr, als Chan ihn zuletzt besucht hatte. Er war ein birnenförmiger Mann mittleren Alters mit gewaltigem Backenbart und einer Knollennase. Als Chan auf der Schwelle erschien, stand er auf, kam hinter dem Schreibtisch hervor und schüttelte ihm grinsend die Hand.
    »Willkommen!«, sagte er und bot Chan mit einer Handbewegung den Besuchersessel an. »Was kann ich für dich tun?«
    Chan zählte seinem Kontaktmann auf, was er brauchte. Oszkar schrieb mit, während Chan sprach, und nickte zwischendurch mehrmals wortlos.
    Dann sah er auf. »Ist das alles?« Er wirkte enttäuscht, denn er liebte nichts mehr als echte Herausforderungen, und die Beschaffung einer Luftpistole war das gewiss nicht.
    »Nicht ganz«, sagte Chan. »Außerdem muss ich ein
    mit einer Magnetkarte gesichertes Schloss knacken.«
    »Das klingt schon viel besser!« Oszkar strahlte jetzt. Er rieb sich die Hände, als er aufstand. »Komm mit, mein Freund.«
    Er führte Chan auf einen tapezierten Korridor hinaus, auf dem altmodische Gaslampen zu brennen schienen.
    Oszkars watschelnder Gang erinnerte an einen Pinguin, aber wenn man erlebte, wie er sich in weniger als neunzig Sekunden aus drei Paar Handschellen befreite, erhielt das Wort Finesse plötzlich eine ganz neue Bedeutung. Oszkar öffnete eine Tür und ging in seine Werkstatt voraus –
    ein großer Raum, der durch Werkbänke und Stahltheken unterteilt war. Er führte Chan zu einer Theke und begann, in ihren senkrecht übereinander angeordneten Schubladen herumzuwühlen. Schließlich brachte er einen kleinen Würfel aus Chrom und schwarzem Metall zum Vorschein.
    »Alle Magnetschlösser gehen auf, wenn sie stromlos sind, das weißt du, nicht wahr?« Als Chan nickte, fuhr er fort: »Und sie sind alle störungssicher, was bedeutet, dass sie ständig unter Spannung stehen müssen, um zu funktionieren. Wer eines dieser Schlösser einbaut, weiß natürlich, dass jede Unterbrechung der Stromversorgung das Schloss öffnet, deshalb gibt’s immer eine Notstromversorgung, manchmal auch zwei, wenn der Betreffende paranoid genug ist.«
    »Dieser Mann ganz sicher«, sagte Chan.
    »Also gut«, sagte Oszkar nickend. »Eine Unterbrechung der Stromversorgung kannst du vergessen – das dauert zu lange, und selbst wenn du genügend Zeit hättest, könntest du vielleicht nicht alle Zuleitungen kappen.« Er hob einen Zeigefinger. »Nicht so allgemein bekannt ist allerdings, dass alle Magnetschlösser mit Gleichstrom arbeiten, deshalb …« Er wühlte in einer anderen Schublade, hielt einen weiteren Gegenstand hoch. »Was du brauchst, ist ein tragbares Wechselstrom-Versorgungsteil, das genügend Saft liefert, um jedes Magnetschloss zu knacken.«
    Chan griff nach dem Versorgungsteil. Es war schwerer, als es aussah. »Wie funktioniert die Sache?«
    »Stell dir vor, dass ein Blitz in ein elektrisches System einschlägt.« Oszkar tippte auf das Versorgungsteil. »Dieses Baby bringt den Gleichstrom lange genug in Unordnung, ohne jedoch einen Kurzschluss zu verursachen, sodass du die Tür öffnen kannst. Nach gewisser Zeit steht die Gleichstromversorgung wieder, und das Schloss ist wieder gesichert.«
    »Wie lange habe ich Zeit?«, fragte Chan.
    »Das hängt vom Fabrikat und Modell des Magnetschlosses ab.« Oszkar zuckte mit den massigen Schultern. »Schätzungsweise eine Viertelstunde,

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