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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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eine Versicherungspolice für den Fall, dass die Dinge hier schief gehen. Diese Versicherungspolice sind Sie. Deshalb wollen wir Ihren Verrat vorläufig als unser kleines Geheimnis betrachten.«
    Sie hatte den Raum durchquert und war hinausgegangen, bevor er sich eine Antwort einfallen lassen konnte.
    Er blieb noch einen Augenblick lang wie gelähmt sitzen.
    Endlich stand er auf, öffnete die Tür und sah nach beiden Richtungen den Flur entlang, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich gegangen war.
    Dann schloss er die Tür, trat an das Schlafsofa und sagte: »Okay, Sie können rauskommen.«
    Die Polster wurden hochgehoben, und er legte sie auf den Teppichboden. Als die Sperrholzplatten, die den Bettmechanismus verbargen, sich zu bewegen begannen, griff Hearn nach ihnen und hob sie heraus.
    Statt Bettgestell und Matratze lag darunter Chan.
    Hearn merkte, dass er schwitzte. »Sie haben mich vor ihr gewarnt, aber …«
    »Still!« Chan stemmte sich aus dem beengten Raum
    hoch, der schmaler als ein Sarg war. Hearn wich ängstlich zurück, aber Chan hatte wichtigere Dinge im Kopf als körperliche Züchtigung. »Achten Sie nur darauf, dass Sie denselben Fehler nicht noch mal machen.«
    Chan ging zur Tür und legte ein Ohr daran. Draußen waren nur die Hintergrundgeräusche der übrigen Büros dieses Stockwerks zu hören. Er war mit Hose, Schuhen, T-Shirt und Lederjacke ganz in Schwarz gekleidet. Hearn hatte den Eindruck, sein Oberkörper sei viel massiger als bei ihrer letzten Begegnung.
    »Sie bauen das Sofa wieder zusammen«, wies Chan ihn an, »und arbeiten dann weiter, als sei nichts passiert. Sie müssen bald zu einer Besprechung? Vergessen Sie nicht, pünktlich hinzugehen. Alles muss ganz normal wirken.«
    Hearn nickte, während er die Sperrholzplatten in die Vertiefung des Sofas zurücklegte und mit den Polstern bedeckte. »Wir sind hier im fünften Stock«, sagte er.
    »Die Zielperson ist im dritten Stock.«
    »Zeigen Sie mir die Baupläne.«
    Hearn setzte sich an sein Computerterminal und rief die Baupläne des Gebäudes auf.
    »Zeigen Sie mir den dritten Stock«, sagte Chan, während er sich über Hearns Schulter beugte.
    Als Hearn den Grundriss aufgerufen hatte, studierte Chan ihn sorgfältig. »Was ist das?«, fragte er und tippte auf den Bildschirm.
    »Keine Ahnung.« Hearn benützte die Zoomfunktion.
    »Scheint ein Leerraum zu sein.«
    »Oder«, sagte Chan, »ein weiterer Raum neben dem
    Schlafzimmer von Spalkos Privatsuite.«
    »Aber hier ist keine Tür eingezeichnet«, stellte Hearn fest.
    »Interessant. Ich frage mich, ob Spalko ein paar Änderungen vorgenommen hat, von denen seine Architekten nie erfahren haben.«
    Chan wandte sich ab, sobald er sich den Grundriss eingeprägt hatte. Was aus Plänen zu entnehmen war, wusste er nun, aber er musste die Suite mit eigenen Augen sehen. An der Tür drehte er sich noch einmal zu Hearn um. »Nicht vergessen! Gehen Sie pünktlich zu Ihrer Besprechung.«
    »Was haben Sie vor?«, fragte Hearn. »Dort kommen
    Sie unmöglich rein.«
    Chan schüttelte den Kopf. »Je weniger Sie wissen, desto besser.«
    Die Fahnen flatterten an diesem endlos langen isländischen Morgen voller strahlendem Sonnenschein und dem Mineralgeruch der heißen Quellen. In einer Ecke des Flughafens Keflavik, die Jamie Hull, Boris Iljitsch Karpow und Fahd al-Sa’ud für den sichersten Punkt auf dem Gelände hielten, war auf einem Podium ein großes Rednerpult aufgestellt und an Mikrofone und Lautsprecher angeschlossen worden. Keiner von ihnen, anscheinend nicht einmal Genosse Karpow, war glücklich darüber, dass ihre jeweiligen Präsidenten sich so exponierten, aber die Staatsoberhäupter bestanden darauf. Sie hielten es für unerlässlich, nicht nur ihre Solidarität, sondern auch ihre Furchtlosigkeit der Öffentlichkeit zu demonstrieren. Alle wussten recht gut, dass die mit ihrem Amt verbundene Gefahr, einem Attentat zum Opfer zu fallen, sich seit der Ankündigung des Terrorismusgipfels vervielfacht hatte. Sie alle wussten jedoch auch, dass diese Lebensgefahr zu ihrer Arbeit gehörte. Wer sich daran machte, die Welt zu verändern, musste damit rechnen, dass sich ihm Leute in den Weg stellten.
    Und so wehten und knatterten an diesem Morgen zu
    Beginn des Gipfeltreffens die Fahnen der Vereinigten Staaten, Russlands und der vier wichtigsten islamischen Staaten in dem scharfen Wind. Das Rednerpult war mit dem nach zähen Verhandlungen angenommenen Logo
    des Gipfels geschmückt, bewaffnete

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