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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Augenblick. Was für eine Art Mann konnte das schaffen?
    Er wusste, dass es nur eine Möglichkeit gab, das herauszubekommen. Aus Erfahrung wusste er, dass man einen gefährlichen Gegner nur dann richtig einschätzen konnte, wenn man etwas tat, das er ganz sicher nicht erwartete. Trotzdem zögerte er zunächst noch. Mit einem solchen Gegenspieler hatte er’s noch nie zu tun gehabt.
    Er war sich darüber im Klaren, dass er in dieser Beziehung Neuland betreten hatte.
    In diesem Bewusstsein stand er auf, durchquerte langsam und bedächtig den Park und setzte sich neben den Mann, dessen Gesicht entschieden asiatische Züge aufwies, wie Bourne jetzt sah. Zur Ehre des anderen musste gesagt werden, dass er nicht zusammenzuckte und sich keinerlei Überraschung anmerken ließ. Er beobachtete weiter den kleinen Jungen. Als das Eis zu schmelzen begann, zeigte sein Vater ihm, wie er die Waffel drehen musste, um das herunterlaufende Eis abzulecken.
    »Wer bist du?«, fragte Bourne. »Warum willst du mich ermorden?«
    Der Mann sah weiterhin geradeaus, ließ sich nicht im Geringsten anmerken, dass er gehört hatte, was Bourne gesagt hatte. »Was für eine heitere Szene eines friedlichen Familienlebens.« In seiner Stimme lag ein sarkastischer Unterton. »Ich frage mich, ob das Kind weiß, dass sein Vater es jeden Augenblick ohne Vorwarnung verlassen könnte.«
    Bourne spürte eine eigenartige Reaktion darauf, die Stimme des anderen in dieser Umgebung zu hören. Als sei er aus dem Schatten getreten, um wahrhaftig im Alltag der anderen Menschen zu existieren.
    »Auch wenn du mich unbedingt kaltmachen willst«,
    sagte Bourne, »kannst du mir hier in der Öffentlichkeit nichts anhaben.«
    »Wie alt ist der Junge wohl? Ungefähr sechs, würde ich sagen. Viel zu klein, um den Sinn des Lebens zu verstehen, viel zu klein, um zu begreifen, weshalb sein Vater ihn verlassen könnte.«
    Bourne schüttelte den Kopf. Das Gespräch verlief durchaus nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. »Wie kommst du darauf? Weshalb sollte der Vater seinen Sohn verlassen?«
    »Eine interessante Frage, zumal wenn sie von einem Mann mit zwei Kindern kommt. Jamie und Alison, nicht wahr?«
    Bourne fuhr zusammen, als habe der andere ihm ein Messer in die Rippen gestoßen. Angst und Wut brodelten in ihm, aber er ließ nur seine Wut an die Oberfläche steigen. »Ich will nicht mal fragen, woher du so viel über mich weißt, aber eines will ich dir sagen: Dass du meine Familie bedroht hast, war ein verhängnisvoller Fehler.«
    »Oh, das brauchst du nicht zu glauben. Ich habe keineswegs vor, deinen Kindern etwas anzutun«, sagte Chan gelassen. »Ich habe mich nur gefragt, wie Jamie reagieren wird, wenn du nicht zurückkehrst.«
    »Ich werde meinen Sohn nie verlassen. Ich werde tun, was nötig ist, um sicher zu ihm zurückzukehren.«
    »Eigenartig, dass du hinsichtlich deiner jetzigen Familie so leidenschaftlich empfindest, nachdem du Dao, Joshua und Alyssa im Stich gelassen hast.«
    Jetzt gewann die Angst in Bourne die Oberhand. Sein Herz hämmerte schmerzhaft, und er fühlte brennende Stiche in der Brust. »Wovon redest du überhaupt? Wie kommst du darauf, dass ich sie im Stich gelassen habe?«
    »Du hast sie ihrem Schicksal überlassen, stimmt’s?«
    Bourne hatte das Gefühl, den Bezug zur Realität zu verlieren. »Das verbitte ich mir! Sie waren tot! Sie sind mir entrissen worden, und ich habe sie nie vergessen!«
    Die Lippen des anderen verzogen sich zu einem
    schwachen Lächeln, als habe er einen Sieg erzielt, indem er Bourne über eine unsichtbare Grenze gezerrt hatte.
    »Nicht einmal, als du Marie geheiratet hast? Nicht einmal, als Jamie und Alison geboren wurden?« Seine Stimme klang gepresst, als kämpfe er darum, etwas tief in seinem Inneren Aufwallendes unter Kontrolle zu halten.
    »Du hast versucht, Joshua und Alyssa zu reproduzieren.
    Du hast ihnen sogar Vornamen mit den gleichen Anfangsbuchstaben gegeben.«
    Bourne war wie vor den Kopf geschlagen. In seinen Ohren begann ein dumpfes Brausen. »Wer bist du?«, wiederholte er heiser.
    »Ich bin unter dem Namen Chan bekannt. Aber wer
    bist du , David Webb? Ein Linguistikprofessor kann sich vielleicht in der Wildnis auskennen, aber er versteht bestimmt nichts von Nahkampf; er weiß nicht, wie man nach Art des Vietcong ein Lianennetz flicht; er weiß nicht, wie man einen geklauten Wagen kurzschließt.
    Und erst recht weiß er nicht, wie man sich erfolgreich vor der CIA verbirgt.«
    »Offenbar geben wir uns

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