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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gegenseitig Rätsel auf.«
    Um Chans Lippen spielte wieder das irritierend geheimnisvolle Lächeln. Bourne fühlte, dass seine Nackenhaare sich sträubten, während erneut ein Bruchstück seiner zerschellten Erinnerungen hochzusteigen versuchte.
    »Red dir das nur weiter ein. Tatsächlich könnte ich dich jetzt umlegen, selbst hier in der Öffentlichkeit«, sagte Chan mit hasserfüllter Stimme. Sein Lächeln war so rasch verschwunden, wie eine Wolke ihre Form verändert, und die Bronzesäule seines Halses erzitterte leicht, als sei lange unterdrückter Zorn für einen Augenblick in ihm aufgestiegen. »Ich sollte dich sogar jetzt umlegen.
    Aber so unüberlegtes Handeln würde mich gegenüber den beiden CIA-Agenten exponieren, die eben den Park durch den Nordeingang betreten haben.«
    Ohne den Kopf zu bewegen, sah Bourne rasch in die angegebene Richtung. Chan hatte Recht. Zwei CIA-Agenten suchten die Gesichter der dort Sitzenden ab.
    »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir gehen.« Chan stand auf, blickte kurz auf Bourne hinab. »Die Sache ist sehr einfach. Du kannst mitkommen oder dich schnappen
    lassen.«
    Bourne stand auf, ging neben Chan her, verließ an seiner Seite den Park. Chan, der sich zwischen Bourne und den Agenten befand, wählte eine Route, auf der er in dieser Position blieb. Bourne fand die professionelle Art des jungen Mannes und seine Geistesgegenwart in Extremsituationen erneut beeindruckend.
    »Warum tust du das?«, fragte Bourne. Er hatte den jähen Gefühlsausbruch des anderen – ein ebenso rätselhaftes wie alarmierendes Aufflammen – sehr wohl wahrgenommen. Chan gab keine Antwort.
    Sie tauchten in den Fußgängerstrom ein und verschwanden darin. Chan hatte beobachtet, wie vier Agenten in die Geschäftsräume von Lincoln Fine Tailors stürmten, und sich rasch ihre Gesichter gemerkt. Das war nicht schwierig gewesen; im Dschungel, in dem er sich als Kind allein hatte durchschlagen müssen, entschied die blitzschnelle Identifizierung eines Menschen oft über Leben und Tod. Jedenfalls wusste Chan im Gegensatz zu Webb, wo alle vier waren, und hielt jetzt Ausschau nach den beiden anderen, weil er in dieser entscheidenden Phase, in der er mit seinem Opfer zu einem selbst gewählten Ort unterwegs war, keine Einmischung dulden konnte.
    Tatsächlich entdeckte er sie vor sich in der Menge. Sie kamen ihnen in Standardformation – auf beiden Stra
    ßenseiten je einer – entgegen. Als er sich halb zur Seite drehte, um Webb zu warnen, musste er feststellen, dass er in der Menge allein war. Webb hatte sich in Luft aufgelöst.
    Kapitel sieben
    Tief im Inneren der Zentrale von Humanistas, Ltd. lag eine mit modernster Technik ausgestattete Abhörstation, die den geheimen Funkverkehr der wichtigsten Geheimdienste überwachte. Kein menschliches Ohr hörte jemals die Rohdaten, weil kein menschliches Ohr sie hätte verstehen können. Da die Meldungen verschlüsselt waren, wurde der aufgefangene Funkverkehr mit Software weiterverarbeitet, die aus heuristischen Algorithmen bestand
    – die Software war also lernfähig. Für jeden Geheimdienst gab es ein eigenes Programm, weil alle mit verschiedenen Verschlüsselungsalgorithmen arbeiteten.
    Obwohl das Programmiererteam von Humanistas nicht alle Codes knacken konnte, wusste Stepan Spalko über ziemlich alles Bescheid, was in der Welt der Geheimdienste ablief. Da der amerikanische CIA-Code zu denen gehörte, die seine Leute geknackt hatten, vergingen nach dem Befehl des CIA-Direktors, Jason Bourne zu liquidieren, nur wenige Stunden, bis Spalko ihn las.
    »Ausgezeichnet«, sagte er. »Jetzt läuft alles nach Plan.« Er legte die entschlüsselte Meldung weg und holte sich einen Stadtplan von Nairobi auf den Bildschirm. Dann suchte er die Außenbezirke der Großstadt ab, bis er das Gebiet gefunden hatte, in dem das von Humanistas entsandte Medizinerteam auf Wunsch von Präsident Jomo die dort in Quarantäne gehaltenen Aids-Kranken betreuen sollte.
    In diesem Augenblick klingelte sein Handy. Er hörte sich an, was die Stimme am anderen Ende zu berichten hatte. Nach einem Blick auf die Uhr sagte er zuletzt:
    »Die Zeit müsste reichen. Gut gemacht!« Dann fuhr er mit dem Aufzug zu Ethan Hearns Büro hinauf. Unterwegs telefonierte er nochmals und bekam binnen Minuten, worum viele andere in Budapest sich seit Wochen vergeblich bemüht hatten: einen Parkettplatz für die Abendvorstellung im Opernhaus.
    Der Neue in der Entwicklungsabteilung von Humanistas arbeitete fleißig am

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