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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Die Agency hatte nichts aus ihm herausbekommen, aber Chan verstand sich darauf, Stolz ebenso wie Halsstarrigkeit zu neutralisieren.
    Er zog seine Wildlederjacke aus und zerriss an zwei Stellen das Futter, damit die mit der Überwachung beauftragten Agenten ihn nur als weiteren Kunden von Lincoln Fine Tailors wahrnehmen würden.
    Er überquerte die Straße, betrat das Geschäft und hörte hinter sich das Glöckchen an der Ladentür melodisch bimmeln. Eine der Latinas, die einen Tupperware-Behälter mit Reis und Bohnen halb geleert vor sich stehen hatte, sah von den Zeitungscomics auf, die sie in der Mittagspause las. Sie kam nach vorn an die Theke und fragte, ob sie etwas für ihn tun könne. Sie hatte einen üppigen Körper, eine breite, hohe Stirn und große, schokoladenbraune Augen. Chan erklärte ihr, da es um seine Lieblingsjacke gehe, wolle er Mr. Fine persönlich sprechen. Die Frau nickte. Sie verschwand nach hinten, kam bald wieder zurück und setzte sich an ihren Platz, ohne ein Wort zu sagen.
    Mehrere Minuten vergingen, bevor Leonard Fine nach vorn in den Laden kam. Nach seinem langen und äu
    ßerst unangenehmen Vormittag sah er ziemlich mitgenommen aus. Tatsächlich schien so enger und intimer Kontakt mit der Agency ihm jegliche Vitalität geraubt zu haben.
    »Was kann ich für Sie tun, Sir? Maria sagt, dass Sie eine Jacke reparieren lassen möchten.«
    Chan breitete die Wildlederjacke mit dem Futter nach oben auf der Theke aus.
    Fine befühlte sie so vorsichtig, wie ein Arzt einen Patienten abtastet. »Oh, da ist nur das Futter zerrissen. Ein Glück für Sie. Wildleder lässt sich fast nicht reparieren.«
    »Schon gut«, flüsterte Chan ihm zu. »Ich bin im Auftrag von Jason Bourne hier. Ich bin sein Vertreter.«
    Fines Selbstbeherrschung war bewundernswert. Er
    zuckte mit keiner Wimper. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Er lässt Ihnen dafür danken, dass Sie mitgeholfen haben, ihm die Flucht zu ermöglichen«, fuhr Chan fort, als habe Fine nichts gesagt. »Und ich soll Sie warnen, dass Sie auch jetzt noch von zwei Agenten überwacht werden.«
    Der Schneider fuhr leicht zusammen. »Das habe ich erwartet. Wo sind sie?« Seine knochigen Finger kneteten jetzt die Jacke nervös durch.
    »Gleich gegenüber«, sagte Chan. »In dem weißen Ford Taurus.«
    Fine war gerissen genug, um nicht selbst hinüberzusehen. »Maria«, sagte er gerade so laut, dass die Latina ihn hören konnte, »steht auf der anderen Straßenseite ein weißer Ford Taurus?«
    Maria drehte den Kopf zur Seite. »Ja, Mr. Fine.«
    »Können Sie sehen, ob jemand drinsitzt?«
    »Zwei Männer«, sagte Maria. »Groß, Bürstenhaarschnitt. Richtige Dick-Tracey-Typen wie die anderen, die vorher hier drin waren.«
    Fine stieß einen halblauten Fluch aus. Er hob den Kopf und sah Chan in die Augen. »Richten Sie Mr. Bourne von mir aus … bestellen Sie ihm, dass Leonard Fine sagt: ›Gott sei mit Ihnen!‹«
    Chans Miene blieb ausdruckslos. Die Gewohnheit der Amerikaner, bei fast jeder nur denkbaren Gelegenheit Gott anzurufen, war ihm äußerst zuwider. »Ich brauche ein paar Informationen.«
    »Natürlich.« Fine nickte dankbar. »Was immer Sie
    wollen.«
    Martin Lindros verstand endlich die Bedeutung des Ausdrucks »vor Wut kochen«. Wie sollte er dem Alten jemals mit dem Wissen unter die Augen treten können, dass Jason Bourne ihm nicht nur einmal, sondern zweimal entwischt war?
    »Welcher Teufel hat Sie geritten, als Sie meine ausdrücklichen Befehle ignoriert haben?«, schrie er, so laut er nur konnte. Der Tunnel unter dem Washington Circle hallte von Stimmen und Motorenlärm wider, als Mitarbeiter eines Abschleppdiensts sich abmühten, den in der Unterführung verkeilten Sattelschlepper zu bergen.
    »He, immerhin habe ich den Verdächtigen erkannt,
    als er den Wal-Mart verlassen hat.«
    »Und dann haben Sie ihn entwischen lassen!«
    »Das waren Sie , Lindros. Mich hat der District Commander aufgehalten, der mich zusammengestaucht hat!«
    »Das ist noch so eine Sache!«, brüllte Lindros. »Was zum Teufel hat er dort zu suchen gehabt?«
    »Erzählen Sie mir’s doch, Klugscheißer. Sie haben das Unternehmen in Alexandria verpatzt. Hätten Sie sich die Mühe gemacht, mich zu informieren, hätte ich Ihnen helfen können, die Old Town abzusuchen. Die kenne ich wie meine Hosentasche. Aber nein, Sie sind ein Fed, Sie wissen alles besser, Sie sind hier der Boss.«
    »Da haben Sie verdammt Recht! Weil Sie untätig
    geblieben sind, habe ich

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