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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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aufgestoßen, und mehrere Sicherheitsbeamte kamen mit schussbereiten Waffen aufs Vorfeld gestürmt.
    Ralph musste seinen Spind endlich aufbekommen haben.
    Bournes Zeit war fast abgelaufen. Trotzdem behielt er sein gleichmäßiges Tempo bei. Er hatte die Frachtraumtür schon fast erreicht, als der Tankwagenfahrer ihn ansprach: »He, Kumpel, kannst du mir sagen, wie spät es ist? Meine Uhr ist stehen geblieben.«
    Bourne drehte sich um. Im selben Augenblick erkannte er die asiatischen Züge unter der Kapuze. Chan spritzte ihm einen Strahl Kerosin ins Gesicht. Bourne riss verspätet die Hände hoch, würgte krampfhaft und war geblendet.
    Chan stürzte sich auf ihn, drängte ihn gegen die regennasse Metallbeplankung des Flugzeugrumpfs zurück.
    Er brachte zwei brutale Boxhiebe an, von denen einer Bournes Solarplexus und der andere seine linke Kopfseite traf. Als Bourne auf die Knie sank, stieß Chan ihn in den Frachtraum.
    Chan drehte sich um und sah einen Mann von Rush
    Service auf sich zukommen. Er hob einen Arm. »Alles okay, ich schließe hier ab«, sagte er. Dabei hatte er Glück, weil der Regen es erschwerte, sein Gesicht oder seine Uniform zu erkennen. Der Mann vom Frachtdienst, der froh war, aus Wind und Regen herauszukommen, hob dankend die Hand. Chan knallte die Frachtluke zu und verriegelte sie. Dann spurtete er zu dem Tankwagen hinüber und fuhr ihn so weit von der Maschine weg, dass er sie beim Rollen nicht behinderte.
    Die Sicherheitsbeamten, die Bourne zuvor beobachtet hatte, arbeiteten sich die abgestellten Flugzeuge entlang vor. Sie kontrollierten dabei die Cockpitbesatzungen.
    Chan brachte das Flugzeug zwischen sich und die Uniformierten. Er griff nach oben, entriegelte die Frachtraumtür und schwang sich hinein. Bourne hatte sich auf Händen und Knien aufgerichtet, ließ den Kopf hängen.
    Von seiner Fähigkeit, sich zu erholen, überrascht, trat Chan ihm brutal in die Rippen. Bourne kippte mit einem Grunzen zur Seite und schlang die Arme um seinen Oberkörper.
    Chan zog eine Nylonkordel aus der Brusttasche seiner gelben Regenjacke. Er drückte Bourne mit dem Gesicht nach unten auf den Boden des Frachtraums, riss ihm die Arme nach hinten und fesselte seine gekreuzten Handgelenke mit der Kordel. Obwohl der Regen auf den Flugzeugrumpf trommelte, konnte er hören, wie die Sicherheitsbeamten die beiden Piloten aufforderten, ihre Dienstausweise vorzuzeigen. Chan ließ den Gefesselten liegen, trat an die Frachtraumluke und verriegelte sie lautlos von innen.
    Danach saß Chan einige Minuten lang mit untergeschlagenen Beinen in der Dunkelheit des Frachtraums.
    Durch den auf den Flugzeugrumpf prasselnden Regen entstand ein arrhythmisches Geräusch, das ihn an Urwaldtrommeln erinnerte. Er war ziemlich krank gewesen, als er diese Trommeln gehört hatte. Sein fiebriger Verstand hatte sie für das Röhren von Flugzeugtriebwerken, das Knattern von verdichteter Luft an den Lufteinlässen kurz nach Einleitung eines steilen Sturzflugs gehalten. Die Geräusche hatten ihn erschreckt, weil sie Erinnerungen weckten: Erinnerungen, die er lange und mühsam in den hintersten Winkel seines Bewusstseins verbannt hatte. Das Fieber hatte alle seine Sinne auf fast schmerzhafte Weise geschärft. So nahm er wahr, dass der Dschungel lebendig geworden war, dass Gestalten in bedrohlich keilförmiger Formation auf ihn zukamen. Seine einzige bewusste Reaktion bestand darin, dass er den kleinen, aus Stein geschnittenen Buddha, den er um den Hals trug, hastig im weichen Boden neben sich verscharrte. Er konnte Stimmen hören und begriff nach einiger Zeit, dass die Gestalten ihm Fragen stellten. Er blinzelte durch den Fieberschweiß und versuchte, sie in dem smaragdgrünen Dämmerlicht zu erkennen, aber eine von ihnen verband ihm die Augen.
    Eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme. Als sie ihn von seiner Lagerstatt aus Laubstreu aufhoben, verlor er das Bewusstsein. Und als er zwei Tage später wieder zu sich kam, befand er sich in einem Lager der Roten Khmer. Sobald er nach Ansicht eines ausgemergelten Mannes mit eingefallenen Wangen und nur einem wässrigen Auge vernehmungsfähig war, begann das Verhör.
    Sie warfen ihn in ein Erdloch mit sich windenden Lebewesen, die er bis heute nicht hatte identifizieren können. Er wurde in eine Dunkelheit geworfen, die tiefer und vollständiger war als irgendeine, die er zuvor erlebt hatte. Und es war diese Finsternis, die ihn am meisten ängstigte. Sie hüllte ihn ein, beengte ihn, drückte gegen seine

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