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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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vorbeiging. Er dachte verzweifelt an die Keramikpistole an seiner rechten Hüfte, aber sosehr er sich auch abmühte, er schaffte es nicht, sie zu ziehen, weil er unablässig tödliche Angriffe abwehren musste. Sie kämpften mit geschwellten Muskeln, mit vor Anstrengung und Wut geröteten Gesichtern. Ihre Atemzüge kamen keuchend aus halb geöffneten Mündern; ihre Augen und ihr Verstand suchten die winzigste Lücke in der gegnerischen Deckung, während sie angriffen und sich verteidigten, nur um jedes Mal zurückgeschlagen zu werden. Sie waren einander gleichwertig, wenn auch nicht nach Jahren, dann doch in Bezug auf Schnelligkeit, Kraft, Können und List. Es war, als wüssten sie, was der andere dachte, als könnten sie seine Reaktionen jeweils Bruchteile von Sekunden vorhersehen und so jeden gesuchten Vorteil neutralisieren. Sie kämpften nicht leidenschaftslos, daher kämpften sie nicht auf höchstem Niveau. Alle ihre Gefühle waren an die Oberfläche gespült worden und überlagerten ihr Bewusstsein wie eine Ölschicht ein sonst klares Gewässer.
    Das Flugzeug ruckte nochmals; der Rumpf erzitterte, als es beim Start mit aufheulenden Triebwerken beschleunigte. Bourne rutschte aus, und Chan benützte seine freie Hand als Keule, um Bourne von dem Messer abzulenken. Bourne konterte und traf die Innenseite von Chans linkem Handgelenk. Aber nun zuckte die Messerspitze auf ihn herab. Er wich mit einem Schritt zur Seite zurück und entriegelte dabei unabsichtlich die Frachtraumluke.
    Der an dem stetig beschleunigenden Flugzeug vorbeiströmende Luftstrom bewirkte, dass sich die entriegelte Tür öffnete.
    Während die Startbahn verschwommen unter ihnen
    vorbeihuschte, imitierte Bourne mit ausgestreckten Armen und Beinen einen Seestern, wobei er den Türrahmen mit beiden Händen umklammerte. Chan ging wie besessen grinsend zum Angriff über, und das Messer beschrieb einen bösartigen flachen Bogen, der Bourne den ganzen Unterleib aufschlitzen würde.
    Chan stürzte sich auf ihn, kurz bevor das Flugzeug von der Startbahn abhob. Im letzten möglichen Augenblick ließ Bourne mit der rechten Hand los. Sein Körper, der durch die Schwerkraft nach draußen und hinten getrieben wurde, schwang mit solcher Gewalt weg, dass Bourne fast die Schulter ausgerenkt wurde. Wo eben noch sein Körper gewesen war, klaffte jetzt eine Lücke, durch die Chan sich überschlagend auf den Asphalt stürzte.
    Bourne erhaschte noch einen letzten Blick auf ihn: nur eine graue Kugel auf dem schwarzen Untergrund der Startbahn.
    Dann hob die Maschine ab, und der Luftstrom trieb Bourne nach oben, weiter von der offenen Luke weg. Er kämpfte dagegen an; der Regen peitschte sein Gesicht wie mit dünnen Ketten. Der Wind drohte ihm den Atem zu rauben, aber zugleich schrubbte er ihm das letzte Kerosin vom Gesicht, während der Regen seine brennenden Augen ausspülte und das Gift von seiner Haut, aus seinem Gewebe wusch. Als das Flugzeug sich in eine Rechtskurve legte, rollte Chans Stablampe über den Boden des Frachtraums und fiel hinter ihm her hinaus. Bourne wusste, dass er verloren war, wenn er nicht binnen Sekunden wieder in die Maschine gelangte. Der schreckliche Zug an seinem linken Arm war viel zu gewaltig, um sehr viel länger ertragen zu werden.
    Er schwang ein Bein nach vorn und schaffte es, die linke Ferse hinter dem Türrahmen zu verankern. Dann zog er sich mit atemloser Anstrengung nach vorn, während seine Kniekehle an dem erhöhten Türrahmen anlag, und verschaffte sich so genug Halt und Hebelkraft, um sich zu drehen, bis er dem Rumpf zugewandt war. Sobald seine rechte Hand auf der Türabdichtung lag, konnte er sich in den Frachtraum hinein vorarbeiten. Zuletzt knallte er die Luke wieder zu.
    Bourne – am ganzen Körper mit Prellungen übersät, blutend und starke Schmerzen leidend – brach als erschöpftes Bündel Mensch zusammen. In der beängstigenden, turbulenten Dunkelheit des stark vibrierenden Flugzeugrumpfs glaubte er immer wieder, den kleinen aus Stein geschnittenen Buddha zu sehen, den seine erste Frau und er Joshua zum vierten Geburtstag geschenkt hatten. Dao hatte gewollt, der Geist Buddhas möge ihren Sohn von frühester Kindheit an erfüllen. Joshua, der mit Dao und seiner kleinen Schwester gestorben war, als ein feindliches Flugzeug sie in dem Fluss, in dem sie gebadet hatten, angegriffen hatte.
    Joshua war tot. Dao, Alyssa, Joshua – alle drei waren tot, ihre Körper vom Kugelhagel des Tieffliegers zerfetzt.
    Sein Sohn lebte

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