Das Brandhaus - Roman
Allee?«
»Ja. Gleich fährt er an der Hagakyrkan vorbei.«
»Wir sind fast am Stora Teatern.«
»Der Einsatzwagen biegt jetzt auf die Nya Allén ein«, hielt Jens sie auf dem Laufenden.
Sie fuhren über die große Kreuzung am Stora Teatern, ohne dass Åsa den Fuß vom Gas genommen hätte.
»Shit!«, rief sie, als sie beinahe einen Radfahrer mit weißem Fahrradhelm rammte.
»Was ist los?«, wollte Jens über Funk wissen.
»Wir hätten fast so ein militantes Mitglied der Radlerlobby umgemäht, der Typ war offensichtlich der Annahme, rechts vor links gelte auch für Einsatzfahrzeuge«, entgegnete Irene aufgebracht.
Das war knapp gewesen, und sie spürte, wie ihr Adrenalinpegel stieg. Im Rückspiegel sah sie den Radfahrer, der ihnen mit seiner geballten Faust drohte.
»Mr. Groomer fährt Richtung Järntorget. Überquert ihn und biegt in die Andréegatan ein. Jetzt links Richtung Oscarsleden.«
»Versuch ihm ein paar Streifen entgegenzuschicken.«
»Schon passiert. Aber in Tynnered war ein großer Unfall mit mehreren Fahrzeugen. Eingeklemmte und so. In Hisingen gibt es ein Problem auf dem Backaplan. Raubüberfall auf einen Juwelierladen. Wir haben aber eine allgemeine Fahndung rausgegeben.«
Åsa konzentrierte sich ganz und gar aufs Fahren. Abgesehen von dem Fluch, als sie beinahe mit dem Fahrradfahrer kollidiert waren, hatte sie noch kein Wort gesagt. Sie jagten über den Järntorget und fuhren über die Andréegatan auf die Autobahn.
»Er kommt zügig voran. Keinerlei Verkehrshindernisse. Er hat gerade das Deutschland-Fähr-Terminal passiert«, sagte Jens über Funk.
Irene erblickte jetzt das Dänemarkterminal der Reederei Stena auf der rechten Seite der Schnellstraße. Eine der großen Fähren legte gerade ab. Das Schiff war von Tausenden von Glühbirnen hell erleuchtet und funkelte wie ein Feuerschiff auf dem schwarzen Wasser.
»Es sieht so aus... richtig... er biegt an der nächsten Abzweigung zur Älvborgsbrücke ab.«
»Gibt es niemanden, der ihn abdrängen kann?«
»Von Hisingen kommt ein Wagen. Der befindet sich noch jenseits des Brämaregården. Der hängt sich an ihn dran.«
Åsa und Irene fuhren am Deutschlandterminal vorbei. Irene sah, wie Åsa sich die Jacke aufknöpfte. Ihr Holster kam zum Vorschein. Irene knöpfte sich ebenfalls ihre Jacke auf. Sie war nur ungern bewaffnet, aber jetzt war sie froh, ihre Sig Sauer dabeizuhaben.
»Er ist gleich auf der Brücke.«
Vor ihnen ragte die Älvborgsbrücke auf. Ein endloser Strom von Fahrzeugen ergoss sich in beide Richtungen. Einer dieser vielen Lichtpunkte war der Van von Mr. Groomer. Es war unmöglich zu sagen, welcher.
»Jetzt ist er auf der Brücke«, sagte Jens.
Im nächsten Augenblick hörten sie, wie er »Hallo« sagte.
Jemand bewegte sich in seinem Zimmer. Einen Moment später hörten sie die atemlose Stimme des stellvertretenden Kommissars:
»Hier ist Tommy. Wo seid ihr?«
»Wir fahren Richtung Älvborgsbrücke.«
»Ich kann euch alle auf dem Monitor sehen. Er ist knapp vierhundert Meter vor dir und Åsa.«
»Bist du zum Präsidium gerannt?«, mischte sich plötzlich Jonnys Stimme ein.
»Taxi. Fixer Bursche. Er begriff, dass ich es eilig hatte. Und Irene, ich hab sogar an deine Tüten gedacht.«
Irene hatte an ihre schicken Tüten keinen Gedanken verschwendet. Ehe sie sich noch bedanken konnte, war Jens wieder dran:
»Jetzt biegt er ab... runter auf den Oljevägen und fährt sehr schnell Richtung Arendal.«
Åsa gab Gas. Sie näherten sich der Abfahrt zum Oljevägen. Offenbar hatte Mr. Groomer vor, im Industriegebiet abzutauchen.
»Jetzt biegt er nach links auf die Bentylgatan ein. Er fährt immer noch sehr schnell... jetzt wird er langsamer... er biegt nach rechts ab! Da ist keine Straße! Das muss ein kleiner Weg sein, der in das Naturreservat führt, in den Rya Skog... jetzt befindet er sich circa 75 Meter weit in dem Wäldchen. Oder was das jetzt sein mag. Das geht aus der Karte nicht hervor.«
Tommys nervöse Stimme war im Lautsprecher zu vernehmen. Åsa bog vom Hisingsleden ab und fuhr runter auf den Oljevägen. Irene stellte das Martinshorn ab, aber nicht das Blaulicht. Mit hundertdreißig bogen sie auf die leere Straße ein, und Åsa sah sich gezwungen, heftig zu bremsen. Auf zwei Rädern schlitterten sie in die Bentylgatan, und eine Sekunde lang glaubte Irene, sie würden sich überschlagen. Die Reifen quietschten, aber dann hatte Åsa das Fahrzeug wieder im Griff.
Links ragten einige hohe Eichen und andere
Weitere Kostenlose Bücher