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Das Brandhaus - Roman

Titel: Das Brandhaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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große Bäume des Naturreservats auf. Darunter befand sich dichte Vegetation.
    »Jetzt sind wir auf der Bentylgatan. Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Irene.
    »Ihr müsst noch etwa hundertfünfzig Meter weiterfahren. Ich sage Bescheid, wenn... Jetzt!«
    Åsa stieg auf die Bremse. Irene und sie starrten in die Dunkelheit links der Straße. Sie erblickten nur undurchdringliches Gebüsch.
    »Bist du dir sicher?«, fragte Irene.
    »Vollkommen. Ihr steht genau auf einer Höhe mit Mys GPS und …«
    Ehe er noch fertiggesprochen hatte, waren Irene und Åsa schon ausgestiegen. Beide hatten ihre Waffen gezogen. Irene hatte die Taschenlampe aus dem Auto mitgenommen. Sie leuchtete den Straßenrand ab und in die dichten Büsche.
    »Da«, flüsterte Åsa.
    Im Schein der Taschenlampe ließen sich in dem hohen Gras zwei frische Reifenspuren ausmachen. Sie führten geradewegs ins Gebüsch. Ohne weitere Worte zu verlieren, rannten sie auf die Büsche zu. Die Erde war feucht, und sie sanken ein. Wenn sie ihre Schuhe aus der morastigen Erde zogen, gab es ein schmatzendes Geräusch. Der Geruch von feuchter Erde und verrottenden Blättern stach ihnen in die Nase. Plötzlich hörten sie, wie ganz in der Nähe eine Autotür zuschlug. Das Geräusch kam von vorn. Irene schaltete ihre Taschenlampe aus. Sie blieben
beide stehen, um zu lauschen. So geräuschlos wie möglich bewegten sie sich dann im Dunkeln weiter. Plötzlich blieb Åsa stehen, und Irene stieß beinahe mit ihr zusammen. Sie registrierte, wie sich unmittelbar vor ihnen etwas bewegte. Schwere Schritte im feuchten Herbstgras. Ein Räuspern in der Stille. Er musste ganz in der Nähe sein. Nicht mehr als fünfzehn oder zwanzig Meter, dachte Irene. Im nächsten Augenblick wurde eine Autotür geöffnet, und ein Lichtschein fiel aus dem Inneren des Lieferwagens in die tiefe Dunkelheit. Der Wagen parkte mit der Rückseite zu ihnen. Die Umrisse eines Mannes waren zu erkennen. In der rechten Hand hielt er einen Gegenstand, der wie ein Baseballschläger aussah. Irene merkte, dass Åsa eine vorsichtige Bewegung machte. Dann knallte es schon. Der Mann am Auto schrie vor Überraschung und Schmerz auf. Er vollführte eine halbe Umdrehung, um zu sehen, wer auf ihn geschossen hatte.
    »Gib auf, du Schwein! Polizei!«, brüllte Åsa aus voller Kraft.
    Gleichzeitig begann sie auf den Lieferwagen zuzurennen. Der Mann drehte sich zu dem Van um und versuchte, in den Laderaum zu klettern. Da war aus dem Fahrzeug eine schnelle Bewegung zu erkennen. Ein schwerer Aufschlag war zu hören, und sein Kopf fiel zur Seite. Lautlos sank er zu Boden. Im Licht aus dem Inneren des Fahrzeugs tauchte die kleine Gestalt eines Mädchens auf. My betrachtete den Mann, der reglos vor dem Lieferwagen lag.
    »Keine Bewegung, du Schwein! Keine Bewegung... sonst schieße ich... sonst schieße ich... noch mal!«
    Åsas Stimme brach. Irene hörte, dass ihre Kollegin laut zu schluchzen begann.
    »Beruhige dich, Åsa. Er ist bewusstlos. Ich lege ihm Handschellen an. Kümmer du dich um My«, sagte Irene und versuchte eine Gelassenheit zu vermitteln, die sie nicht empfand.
    Åsa schluchzte auf und rannte auf My zu. Die beiden Freundinnen umarmten sich so, als wollten sie nie wieder loslassen.

    Irene beugte sich vor und legte dem auf dem Rücken Liegenden Handschellen an. Seitlich war am Kinn bereits eine kräftige Rötung zu erkennen. Mit dem Treffer einer Thaiboxerin ist nicht zu spaßen, auch wenn diese nur im Strohgewicht kämpft, dachte Irene. Sie fühlte seinen Puls, aber dieser schlug gleichmäßig und kräftig. Die Kugel war oberhalb der Kniekehle in den Oberschenkel eingedrungen, die Wunde blutete, aber nicht beunruhigend stark. Irene informierte Jens über ihr Mobiltelefon, und dieser forderte sofort einen Krankenwagen an. Sie hörte, wie sich ihre Kollegen durch das Gebüsch näherten.
    »Hallo! Hier!«, rief Irene und winkte mit der Taschenlampe.
    Aus der Dunkelheit traten die sechs Beamten aus dem Einsatzwagen mit ihren hellen Taschenlampen hervor.
    »Hallo Mädels! Wir haben über Funk gehört, dass ihr ihn schon zerlegt habt!«, begrüßte sie der Chef des Kommandos, Lennart Lundstedt, als er aus dem Gebüsch trat.
    Irene berichtete ihm kurz, was vorgefallen war. Åsa stellte sich zu ihnen.
    »Guter Schuss«, sagte er.
    Das Licht aus dem Lieferwagen fiel auf ihr Gesicht. Es war deutlich zu sehen, dass sie geweint hatte, aber bei dem Lob strahlte sie. Irene legte ihr eine Hand auf den Arm. Sie sagte nichts, das

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