Das Brandhaus - Roman
die Leiche in den Keller. Es war einfach, alles in der Brennholznische zu verstauen. Wir legten die Pistole und Munition hinein, danach den Teppich mit Mats Persson darauf. Calle muss den Beutel mit den Büchereibüchern vergessen haben. Davon erfuhr ich erst von Ihnen. Wahrscheinlich hatte er sie irgendwo in seiner Wohnung deponiert. Dass er sie mir zum 85. geschenkt hat, ist die Wahrheit. Er hat allerdings damals nicht dazugesagt, dass sie von Mats Persson stammten. Hätte ich das gewusst, hätte ich sie selbstverständlich nicht in mein Regal gestellt.«
Er verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf.
»Nachdem wir Perssons Leiche in die Nische verfrachtet hatten, brachten wir die ganze Nacht damit zu, die Öffnung zuzumauern. Das dauerte, denn wir hatten beide keine sonderliche Übung in solchen Arbeiten. Aber es gelang. Gegen Morgen machte ich sauber und beseitigte alle Spuren unserer Tätigkeit. Dann schlich ich mich durch den Park nach Hause. Es war noch so früh, dass mir nicht einmal irgendwelche Hundebesitzer begegneten. Ich duschte und ging zu Bett. Seltsamerweise schlief ich tatsächlich mehrere Stunden. Als ich erwachte, rief ich Calle an. Er hatte sich beruhigt, und wir einigten uns darauf, die Vorfälle des Abends und der Nacht nie wieder zu erwähnen.«
»Wusste Ihre Schwester, dass Calle zwei Männer ermordet hatte?«, fragte Fryxender ruhig.
Der alte Mann zuckte zusammen und warf ihm einen scharfen Blick zu.
»Nein. Astrid hat nie etwas davon erfahren. Ich hoffe auch, dass das so bleiben wird. Es wird für sie ohnehin schwer genug …«
Er unterbrach sich und setzte trotz lautstarker Proteste Winston auf den Fußboden. Auf unsicheren Beinen ging Oscar Leutnerwall in die Bibliothek. Die Beamten hörten, dass er eine Schublade herauszog. Er kam mit einem Blatt Papier in der Hand zurück.
»Diese Diagnose erhielt ich vorgestern von meinem Arzt an der Carlander-Klinik. Ich habe Sie angelogen, als ich zu Ihnen gesagt habe, ich hätte Tennis gespielt. Die Wahrheit war, dass ich da gerade mein Todesurteil erhielt.«
Er reichte Fryxender das Blatt. Dieser schaute es jedoch nicht an, sondern fragte nur:
»Und wie lautet die Diagnose?«
Oscar Leutnerwall ließ sich schwer in den Sessel fallen. Plötzlich sah er ungeheuer müde und alt aus.
»Da steht, dass ich einen Gehirntumor habe. Inoperabel. Ich habe nur noch ein paar Monate zu leben. Mir macht das nicht viel aus, schließlich müssen wir alle irgendwann sterben, aber um Astrid mache ich mir Sorgen. Sie ist allein, wenn ich nicht mehr bin. Ich habe es ihr noch nicht erzählt. Damit will ich warten, bis wir von Mauritius zurückkommen. Mein Arzt glaubt, dass ich die lange Reise verkrafte. Ich werde sehr viele Medikamente mitnehmen.«
Er schwieg lange und starrte in das Kaminfeuer. Die Scheite knackten, während sie langsam verglühten.
»Es ist gut, Calles Geschichte endlich erzählt zu haben«, sagte er leise.
Es war, als hätte Andersson nur den richtigen Augenblick abgewartet. Jetzt war er gekommen, und er richtete sich in seinem Sessel auf. Von seiner Müdigkeit war ihm nicht mehr das Geringste anzumerken.
»Es ist also nicht Ihre eigene Geschichte? Oder haben Sie die Morde gemeinsam verübt?«, fragte er scharf.
Der alte Diplomat zuckte zusammen. Langsam schaute er
zur Seite und begegnete Anderssons Blick. Seine leuchtend blauen Augen waren unergründlich.
»Fährst du mich nach Hause?«
»Natürlich. Was hast du gedacht? Glaubst du, ich lasse dich nach drei doppelten Cognac noch ans Steuer?«
»Ich bin in Rente.«
»Du hast noch über einen Monat, du bist also durchaus noch nicht in Rente.«
»Mental.«
Andersson faltete die Hände.
»Case closed«, murmelte er und schloss die Augen.
Ein großes Dankeschön an:
Erik Lemchen, der erst kürzlich seinen Dienst bei der Bezirkskriminalpolizei in Västra Götaland quittierte, um in Rente zu gehen. Er war mir in allen Jahren eine große Hilfe und hat mir immer alle meine Fragen beantwortet. Die letzten zwei Jahre vor seiner Pensionierung arbeitete er bei der Cold-Cases-Gruppe, die auch in diesem Buch eine große Rolle spielt.
Karin Alfredsson, meine fantastische Lektorin, die mich seit dem ersten Buch begleitet.
Ola Carlson, der alle Umschläge für die Irene-Huss-Romane entworfen hat.
Last but not least will ich allen beim Piratförlaget für ihren unermüdlichen Beistand danken. Es ist wirklich beruhigend, dass es Euch gibt!
1. Auflage
Deutsche Erstausgabe
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