Das Brandhaus - Roman
war damals einer der Ermittler. Die Sache hätte
erste Priorität gehabt, sagt Olle, denn Mats Perssons Vater sei während des Zweiten Weltkriegs ermordet worden, und zwar im Herbst 1941, ein halbes Jahr vor der Geburt von Mats. Der Vater wurde erschossen, und es bestand der Verdacht, dass russische Spione an der Tat beteiligt gewesen seien. Mats’ Vater arbeitete bei der Vorgängerorganisation der Sicherheitspolizei. Er war also einer der ersten Sicherheitspolizisten Schwedens in moderner Zeit.«
Kommissarin Efva Thylqvist hatte aufmerksam zugehört.
»Die Akten von’83 sind also hier im Haus noch vorhanden?«, fragte sie.
»Ja. Eigentlich müssten sie noch da sein«, erwiderte Tommy.
Die Kommissarin sagte nichts, aber Irene sah ihr an, dass sie über etwas nachdachte.
Nach der Morgenbesprechung sah Efva Thylqvist Tommy an und sagte:
»Könntest du kurz in mein Büro kommen? Da gibt es noch etwas, worüber wir hinsichtlich der Mum... ich meine hinsichtlich Mats Perssons sprechen sollten.«
»Jens will, dass einer von euch runterkommt. Er hat etwas in Alexandras Computer gefunden«, sagte Fredrik, ehe er durch die Eingangstür des Dezernats verschwand.
»Könntest du nicht mit Jonny runtergehen?«, fragte Hannu Irene.
»Ich finde, du solltest auch mitkommen. Vielleicht ergibt sich ja auch eine Spur zu Moa«, meinte Irene.
Im Trupp marschierten die Kriminalbeamten runter zur Spurensicherung.
Jens wippte auf seinem Stuhl, als sie sein kleines Büro betraten.
»Ich habe den Kontakt gefunden«, sagte er.
Er deutete auf einen Stoß mit Ausdrucken. Obenauf lag das vergrößerte Bild eines lächelnden jungen Mannes in weißem T-Shirt. Er war ungewöhnlich gutaussehend, mit funkelnden braunen Augen und perfekten weißen Zähnen. Er hatte halblanges
braunes Haar mit ein paar blonden Strähnen. Er war vermutlich zwischen sechzehn und achtzehn Jahre alt.
»Ich habe das Foto überprüft. Das ist ein Bild, das im Internet kursiert. Aber dieses hier stellt einen Ausschnitt dar. In Wirklichkeit sitzt er da und onaniert. Man kann es sich auf mehreren schwulen Websites ansehen.«
»Wie hast du das schon wieder herausgefunden?«, fragte Jonny ungläubig.
Jens sah ihn erstaunt an und zuckte dann mit den Achseln.
»Das ist schließlich meine Arbeit«, erwiderte er.
Ungerührt fuhr er fort:
»Der erste Kontakt mit Alexandra fand Anfang Januar auf der Homepage snuttis.se statt: Er gibt vor, siebzehn zu sein und Adam zu heißen. Er sagt, er habe sich in in den Weihnachtsferien beim Snowboardfahren das Bein gebrochen. Er sucht eine Freundin. Alexandra antwortet. Im Januar passiert dann weiter nicht sonderlich viel. Er flirtet, und sie wirkt interessiert. Mitte Februar bittet er sie, ein Porträtfoto zu schicken. Sie nimmt eins mit der Webkamera ihres Computers auf. Anfang April schickt sie ihm Bilder, auf denen sie ihre Brüste streichelt. Er hat ihr geschmeichelt und sie darum gebeten. Er will sie treffen. Sie verabreden sich für die Walpurgisnacht.«
»Steht da wirklich, dass sie sich dann treffen wollten?«, fragte Irene.
»Yes. Wir haben ihn. Ein klassischer Fall von Internet-Grooming.«
»Internet-Grooming? Heißt das so?«, wollte Jonny wissen.
»Yes. Vom englischen ›to groom‹, pflegen oder vorbereiten, mit striegeln oder bürsten kann man es auch übersetzen.«
»Hast du den Absender ausfindig gemacht?«, fragte Jonny.
Jens warf ihm einen Blick zu, der deutlich verriet, was er von dieser Frage hielt. Seiner Stimme war jedoch nichts anzuhören, als er antwortete:
»Er verwendet zwei. Sie wurden aus einem vor der Chalmers Technischen Hochschule geparkten Auto kurz vor Weihnachten gestohlen. Ein Fujitsu Siemens Handbook und ein iBook.
Bei Letzterem handelt es sich um einen Laptop. Dieser Bursche hat nie über irgendeine feste Verbindung zu Alexandra Kontakt aufgenommen, sondern immer öffentliche drahtlose Netzwerke benutzt.«
»Öffentliche drahtlose Netzwerke. Was soll das jetzt schon wieder sein?«, fragte Jonny irritiert.
»Zonen, in denen man drahtlos surfen kann. Das gibt es in den meisten Hotels, auf Flugplätzen und auf größeren Bahnhöfen. Außerdem in einigen Zügen und in Bussen. Oder man surft über ein UMTS-Netz, aber diese Netze funktionieren nicht so gut in Zügen. Ein Zug ist in Bewegung, und mehrere Leute brauchen einen Zugang zum Netz. Dort verwendet man Satellit.«
»Kann man herausfinden, wo er sich befand, als er die Computer benutzte?«, fragte Irene.
»Das ist schwierig,
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