Das Brandhaus - Roman
von den Fällen, mit denen sie betraut waren. Sie berichtete von Kicki Olssons tragischem Leben und Tod und merkte, wie sich ihr dabei die Kehle zusammenschnürte. Sie hatte immer noch das Bild der Toten vor Augen, die mit ihren Zehen fast den Boden der Badewanne berührt hatte.
»Es ist seltsam, normalerweise nehme ich mir das nicht so zu Herzen, aber diese Fälle... sind einfach zu tragisch«, sagte sie.
Krister nickte verständnisvoll.
»Der Mord an zwei so jungen Mädchen. Und dann auch noch die Entdeckung der toten Mutter des einen Mädchens. Das ist wirklich etwas viel auf einmal. Vielleicht geht dir diese Sache auch so nah, weil du selbst zwei Töchter hast. Unsere sind zwar schon 22, aber Sorgen macht man sich trotzdem immer.«
»Dieser Mörder macht mir zu schaffen. Ich will nicht, dass ihm noch ein Mädchen in die Hände fällt. Aber wir wissen noch nicht, wie er Kontakt zu ihnen aufnimmt. Wir vermuten, durch das Internet. Irgendein Chatforum.«
»Wie Lunarstorm? Ich weiß noch, dass die Zwillinge ganz scharf darauf waren, als das aufkam!« Krister lachte.
»Erinnerst du dich, wie wir ihnen immer in den Ohren lagen, dass sie nicht so viel Zeit am Computer vergeuden sollten?«, sagte er.
»Ja. Das dauerte aber nur eine kurze Zeit, ein paar Monate. Dann ließ ihr Interesse wieder nach. Sie hatten immer so viele andere Freizeitinteressen. Katarina ihr Jiu-Jitsu und Jenny die Musik. Neuerdings interessiert sie sich aber offenbar hauptsächlich fürs Kochen. In irgendeiner Band in Malmö singt sie aber doch wieder«, meinte Irene.
»Ach? Das wusste ich noch gar nicht.«
»Das hat sie mir erzählt, als sie letzte Woche angerufen hat. Ich habe wohl vergessen, es dir zu erzählen. Sie hat auch eine neue Wohnung.«
»Das mit der Wohnung wusste ich schon, aber nicht, dass sie wieder singt.«
»Und in drei Wochen kommen Katarina und Felipe aus Natal zurück. Ich freue mich schon darauf, sie wieder zu sehen.«
Krister hob sein Glas.
»Auf unsere tüchtigen Töchter! Skål!«
Sie haben den Hünen umgenietet«, teilte Fredrik bei der Morgenbesprechung mit, bevor noch jemand anderes etwas sagen konnte.
»Wer? Wann? Ist er tot?«, kam es sofort von Efva Thylqvist zurück.
»Er ist tot. Tja, wer dahinter steckt, davon haben wir eine recht gute Vorstellung. Wir können es nur nicht beweisen. Das sind dieselben Burschen, die für die Autobombe verantwortlich sind. Auf die Frage wann lautet die Antwort um halb drei Uhr nachts. Holken ›der Hüne‹ Hansson hatte offenbar eine Freundin, von der niemand etwas wusste. Seine Frau offenbar auch nicht. Er hat sich gestern Abend davongeschlichen, ohne seinen Leibwächtern etwas mitzuteilen, obwohl er es gewesen war, der um Polizeischutz gebeten hatte. Aber wenn die Leidenschaft erwacht, dann... Er wurde erschossen, als er gerade das Haus seiner Geliebten verließ. Jetzt haben wir also drei Morde am Hals«, meinte Fredrik.
Bei der letzten Bemerkung seufzte er laut.
Kommissarin Thylqvist verzog leicht den Mund, tat aber so, als hätte sie seinen Seufzer nicht gehört. Langsam gerät sie unter Druck, dachte Irene zufrieden. Aber eigentlich bestand keinerlei Veranlassung, sich darüber zu freuen, denn sie würde diesen Druck an sie und ihre Kollegen weitergeben.
»Sie haben ihm vor der Tür aufgelauert und ihm mehrfach in die Brust geschossen. Er war auf der Stelle tot«, fuhr Fredrik fort.
»Du sagst ›sie‹. Gibt es Zeugen dafür, dass es mehrere Täter waren?«, wollte die Kommissarin wissen.
»Gesehen hat niemand was, aber ein Zeuge, dessen Schlafzimmer zur Straße rausgeht, hörte die Schüsse. Gleichzeitig fuhr ein Auto an, eine Sekunde später wurde eine Autotür geöffnet und wieder zugeschlagen. Das Auto ist dann mit quietschenden Reifen weggefahren. Ich deute das folgendermaßen: Der Täter, der geschossen hat, stand vor der Tür, und sein Komplize wartete mit dem Auto ganz in der Nähe. Als der Hüne zu Boden ging, fuhr der Fahrer mit dem Wagen vor, und der Mörder warf sich auf den Beifahrersitz. Dann haben sie Gas gegeben und sind verschwunden.«
Efva Thylqvist sah Fredrik nachdenklich an, und dabei ging es ihr nicht um sein hübsches Gesicht. Irene war klar, was sie dachte: jetzt würde sich Fredrik ausschließlich mit dem Bandenkrieg befassen müssen. Dieser hatte solche Ausmaße angenommen, dass er eine längere Zeit der laufenden Ermittlungsarbeit des Dezernats nicht mehr zur Verfügung stehen würde.
Nichts zeugte davon, dass die
Weitere Kostenlose Bücher