Das Brandhaus - Roman
erfüllt öffnete sie die Tür des Kleiderschranks.
Ordentlich auf Bügeln hingen hier Tops bekannter Marken, einige waren noch nie getragen. Darunter lagen fünf neue Jeans, zwei von dem angesagten Label Acne, die anderen drei von Armani. Ein paar schöne Pullover schienen ebenfalls noch nie getragen worden zu sein. Auf dem Boden des Schranks lag ein Stoß CDs, die meisten noch in Plastikfolie. Außerdem zwei Paar hohe Lederstiefel und ein Paar Stiefeletten mit hohen Absätzen. Irene drehte die Stiefel um. Die Preiszettel klebten noch auf der Sohle. Das eine Paar hatte 3400, das andere 3000 Kronen gekostet. Die Stiefeletten waren schon für 1200 Kronen zu haben gewesen. Neben den Schuhen stand eine Handtasche von Versace.
Hannu betrat das Zimmer.
»Hast du was Interessantes gefunden?«, fragte er.
»Ja. Das hier ergibt alles keinen Sinn. Moa besaß Jeans, die zweitausend Kronen kosten, Stiefel für dreitausend und außerdem teures Parfüm. Auch die Handtasche hat sicherlich etliche Tausend gekostet.«
»Geklaut?«
»Vielleicht das eine oder andere, aber nicht alles. CD-Player, Parfüm und Make-up. Die Tops... sieh mal. Hier hängt noch der Preiszettel... 899 Kronen!«
Irene schloss die eine Tür des Kleiderschranks und öffnete die andere, hinter der sich mehrere herausziehbare Schubladen verbargen. Sie sah sich ihren Inhalt an. In der obersten Schublade fand sie, was sie gesucht hatte. Sie zog sie ganz heraus und stellte sie aufs Bett. Dann legte sie einige alte Jogginghosen auf das schmutzige Bettlaken. Zwischen den Jogginghosen verbargen sich vier Sets Unterwäsche. Moa hatte sie allem Anschein nach absichtlich unter den Trainingssachen versteckt.
»Reizwäsche«, sagte sie grimmig.
Hannu beugte sich vor und las die Etiketten in den Kleidern.
»Sexy Thing«, sagte er und hielt ein dunkelrotes Set aus durchsichtiger Spitze in die Höhe.
»Dasselbe Modell, das die Mädchen anhatten, als sie gefunden wurden, nur in Rot!«, rief Irene.
Es fiel ihr schwer, ihre Stimme nicht zu aufgeregt klingen zu lassen. Sie betrachteten den Tanga und den winzigen BH genauer. Es schien wirklich dasselbe Modell zu sein, die winzigen Rosenknospen waren ebenfalls daraufgestickt. Auf der Vorderseite des Tangaslips stand »Saturday«.
Die anderen Sets waren von anderen Herstellern. Dies war tatsächlich nicht die Unterwäsche, die man im Kleiderschrank einer Fünfzehnjährigen erwartete.
»Sie könnte sie übers Internet bestellt haben«, meinte Hannu.
»Ich glaube, dass Moa so einiges andere auch übers Netz abgewickelt
hat. Wir müssen wirklich ihren Computer finden«, sagte Irene.
Nachdenklich betrachtete sie die durchsichtige Unterwäsche.
»Hannu, ich glaube, dass Moa das schwarze Set von Sexy Thing trug, als sie ihren Mörder traf. Er hat dann den BH mitgenommen und Alexandra gezwungen, ihn anzuziehen. Oder er hat ihn ihr selbst angezogen. Der schwarze BH war das Einzige, was sie trug, als sie gefunden wurde.«
»Und die anderen Kleider der Mädchen sind verschwunden«, sagte Hannu.
Sie sahen sich an. Beide wussten, was der andere dachte: Diese Ermittlung wuchs sich zu einem Alptraum aus. Schlimmstenfalls war das hier erst der Anfang.
Die Mumie ist identifiziert!«, teilte Tommy triumphierend mit.
Die anderen hoben die Köpfe und sahen plötzlich deutlich munterer aus. Es war Freitagmorgen, und alle hatten eine anstrengende Woche hinter sich. Irene trank bereits ihren vierten Becher Kaffee und fühlte sich allmählich wieder halbwegs wie ein Mensch.
»Er heißt Mats Persson. Geburtsdatum 15. März 1942. Er verschwand am Abend des 9. November 1983, einem Mittwoch, spurlos«, fuhr Tommy fort.
»War das weit vom Korsvägen entfernt?«, wollte Irene wissen.
»Zum letzten Mal lebend gesehen wurde er kurz vor 18 Uhr in der Stadtbücherei am Götaplatsen. Er unterhielt sich mit einer Bibliothekarin. Sie wollten gerade schließen. Sie sah ihm durch die Drehtüre nach. Danach verlieren sich alle Spuren. Möglicherweise hat eine Frau vor dem Stadttheater einen Mann beobachtet, der vielleicht Mats Persson war. Aber sie war sich nicht ganz sicher. Falls er es war, ging er die Treppe hoch und verschwand hinter dem Theater um die Ecke.«
»Das war er vermutlich«, meinte Jonny Blom und tauchte einen Zwieback in seinen Kaffee.
»Damals wurden recht gründliche Nachforschungen angestellt. Ich habe mich mit Olle Nordlund unterhalten, der seit ein paar Jahren in Rente ist. Er konnte sich an den Fall noch gut erinnern, er
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