Das brennende Gewand
ist kundig, was Kräuter betrifft, Irma, Judith und Agnes beherrschen die Kunst der Seidweberei, Rigmundis ist eine Künstlerin mit der Sticknadel, Ursula ebenso, aber sie erfreut uns auch oft mit ihrem Gesang. Gertrud sorgt trefflich für unser leibliches Wohl, Clara für unser geistiges - will sagen, sie ist belesen und unterrichtet unsere jungen Zöglinge. Bela und Mettel kümmern sich um unsere Tiere und bewachen die Pforte. Almut schließlich ist unsere Baumeisterin. Sie hat uns die Kapelle errichtet.«
»Was Ihr nicht sagt! Welch unerwartete Talente hier beisammen sind! Ich bin sicher, ich werde viel von Euch lernen.« Sie wandte sich an Almut und lächelte: »Man erzählt, die Beginen ehrten den Herren mit ihrer Hände Arbeit. So mögt Ihr ihn besonders kräftig lobpreisen.«
»Meine Schwestern ehren ihn ebenso gut, und meine rauen Finger werden nicht gerne gesehen, wenn es feine Seiden zu falten gibt.«
»Ihr habt selbstverständlich recht. Es scheint mir nur eine besonders harte Arbeit zu sein, ein Bauwerk zu errichten. Wo habt Ihr es gelernt?«
»Mein Vater ist Baumeister, edle Frau, ich bin auf Baustellen aufgewachsen. Und mein Gatte war ebenfalls vom selben Fach.«
»Darf ich das Kapellchen schon betreten, oder ist es noch nicht erlaubt?«
»Kommt nur hinzu, wenn Euch Sägespäne und Staub nicht stören. Ich beginne heute Nachmittag damit, den Holzboden zu verlegen.«
Die Edelfrau machte ihre Ankündigung wahr, und fand sich eine Weile später in dem fast fertig gestellten Bauwerk ein. Almut, die zunächst befürchtet hatte, der vornehmen Witwe beständig Rede und Antwort stehen zu müssen, war angenehm davon überrascht, dass sie sich lediglich aufmerksam umsah und dann, ohne viele Worte zu verlieren, die Ärmel aufrollte und kräftig mit zupackte. Sie hielt die Bretter in festem Griff, die Almut auf die richtige Länge sägte, half ihr, die Bohlen in die Kapelle zu tragen und einzupassen, reichte unaufgefordert Hammer, Nägel, Hobel, fegte Späne beiseite und zog sich ohne zu klagen die Splitter aus den Fingern.
Als es zur Vesper läutete, wischte sich Almut die Hände an ihrem Arbeitskittel ab und meinte: »Kommt, wir wollen uns einen Krug Apfelwein und einen Wecken aus der Küche holen. Die Arbeit war staubig.«
»Gerne!«
Sie haspelten einen Eimer Wasser aus dem Brunnen und wuschen sich, dann suchten sie Gertrud auf. Kaum hatten sie die Küche betreten, hielt Almut mit einem leisen Aufschrei inne.
»Hoppla, ein kleiner Ausreißer!« Sie bückte sich, um das winzige getigerte Kätzchen aufzuheben, das voller Abenteuerlust das mütterliche Lager verlassen hatte. Vor einigen Tagen hatten Teufelchens Junge die Augen geöffnet und tapsten nun, beaufsichtigt von ihrer Mutter, in der Küche umher.
»Lästiges Getier!«, grummelte Gertrud und sammelte einen schwarzen Naseweis ein, der sich unter einen Korb mit Graupen flüchten wollte. Die Edle von Bilk bückte sich nach dem dritten Tierchen, das wagemutig an ihrem Gewand hochklettern wollte, aber in dem Augenblick tauchte Teufelchen auf und fauchte sie wütend an.
»Verzeiht, edle Frau, die Mutter ist bedacht auf das Wohlergehen ihrer Kinder und duldet derzeit keine Fremden«, entschuldigte Almut das feindselige Verhalten der Katze. Gertrud legte ihr Kätzchen in den Korb, stupste Teufelchen auf die Nase und klaubte das Kleine von dem Gewand der Besucherin. Almut hingegen hielt die winzige Getigerte noch an ihre Schulter gedrückt und streichelte den seidigen Kinderpelz. Es weckte wehmütige Gefühle in ihr, und Gertrud murmelte: »Behalt’s nicht zu lange, sonst schmerzt es zu sehr.«
»Wer soll es bekommen?«
»Lena will eine Mauserin für die Vorratskammer. Die beiden Schwarzen tragen schon die richtige Kutte. Bertram hat vom Abt die Erlaubnis bekommen, sie im Kloster aufzunehmen.«
»Das sind gute Nachrichten.« Dennoch zögerte Almut, das Kätzchen in den Korb zu legen, obwohl Teufelchen ihr auffordernd maunzend um die Röcke schlich.
»Ihr wollt sicher eine Erfrischung nach der Arbeit«, wandte sich die Köchin an die Edelfrau. »Es gibt schlichte Kost bei uns, aber satt werden wir allemal. Wenn Ihr feinere Pasteten und süßes Backwerk haben wollt, müsst Ihr drüben bei Lena nachfragen.«
»Ich bin mit einfachen Gerichten zufrieden.«
»Gertrud stellt ihr Licht unter den Scheffel. Wenn Ihr ihre mit Eiern, in Wein getränktem Weißbrot, Thymian und Rosmarin gefüllten Kalbsbrüste probiert habt, ihre pürierte Bohnensuppe mit
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