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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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- einer Taverne begegnet. Er hat mir - mhm - beigestanden, als ich dort in Schwierigkeiten kam. Dort stellte er sich uns vor. Er ist Jeans Stiefbruder, nicht wahr?«
    »Aus Euren Worten kann ich nur schließen, dass Ihr weit mehr Unfug getrieben habt, als mir bekannt ist. Aber ich will darüber hinwegsehen. Denn ich bin nicht frei von Anfechtungen gewesen, als ich jung war. Ja, ich studierte an der Sorbonne und reiste durch das Frankenland. Ich lernte den Weinhändler Lambrays in Burgund kennen, und seine Tochter Magelone fand Gefallen an mir.« Er lächelte Almut an. »Man sagte mir nach, ich sei ein ansehnlicher Jüngling gewesen.«
    »Ihr seid heute ein weit ansehnlicherer Mann. Aber ich glaube, ich kann die Gefühle eines jungen Mädchens verstehen.«
    »Ja, wir waren ungestüm und leidenschaftlich, und so kam dort mein Sohn zur Welt.«
    »Ihr habt sie nicht geheiratet?«
    »Wir waren zu jung, behauptete ihr Vater. Damals fanden wir seine Entscheidung hart, doch später erkannte ich seine Weisheit. Er war ein großherziger Mann, der keine Schande darin sah, dass ein weiteres Kind auf seinem Hof aufwuchs. Ich habe ihn im Verdacht, selbst einige seiner Bastarde dort aufgezogen zu haben.«
    »Aber die Mutter Eures Kindes?«
    »Wir sahen uns noch einige Male, doch unser beider Leidenschaft war erloschen. Sie heiratete später den Gutsbesitzer Champol, ich trat ins Kloster ein. Wir tauschten dann und wann Briefe aus. Als Jean in Schwierigkeiten geriet, wandte sie sich an mich. Den Rest kennt Ihr.«
    »Ja, den Rest kenne ich. Und seid versichert, es schmerzt mich nicht. Er ist ein stattlicher Mann, Euer Sohn, gewandt und hilfsbereit.«
    »Aufbrausend und schnell in seinem Urteil. Aber von scharfem Verstand, ehrgeizig und willensstark.«
    »Kurzum, Ihr habt Euch mit ihm gestritten.«
    »Euch bleibt nichts verborgen, Begine. Ja, wir stritten uns, und er warf mir vor, meine Pflichten gegenüber Jean vernachlässigt zu haben. Er hatte nicht unrecht damit, und das schmerzt mich noch heute. Ich hätte den Jungen vor seinem Schicksal bewahren können, hätte ich genauer zugehört und hingesehen.«
    Almut seufzte leise.
    »Auch das wisst Ihr, Begine?«
    »Ich weiß nur, Herr, dass Ihr schwer an der Verantwortung tragt, die Ihr auf Euch nehmt.«
    Frau Nelda, die Haushälterin trat in die Tür, und sagte: »Meister Krudener bittet Euch, zu meinem Herrn zu kommen. Er ist aufgewacht, und es scheint ihm besser zu gehen.«
    Erleichtert folgten die beiden ihr in die Stube.

8. Kapitel
    Mochte auch die Tatsache, dass Gauwin vom Spiegel dem Tod noch einmal entronnen war, Almuts Sorgen vermindert haben, die Tatsache, dass Pater Ivo der Dispens verweigert worden war, lastete schwer auf ihr, und auch Claras Leid bedrückte sie weiterhin. Gutwillig nahm die Patientin die Salbe entgegen, die Meister Krudener für sie zubereitet hatte und zeigte auch ein mildes Interesse an der Deutung von Rigmundis’ Vision, aber es plagten sie weiterhin Schmerzen, die es ihr schwierig machten, ihren Pflichten nachzukommen.
    Die Meisterin hatte Almuts gedrückte Stimmung natürlich auch bemerkt und sie am nächsten Tag zu einem Gespräch in ihre Räume gebeten.
    »Es ist eine Schande mit diesem Erzbischof!«, murrte Magda, als sie die Umstände erfahren hatte, die zu Gauwins Herzanfall geführt hatten. »Zu jung, falsch beraten, dem Klüngel verpflichtet, eigensinnig und fehlgeleitet in seinem Urteil. Aber was will man tun? Der Papst ist zwar nach Rom zurückgezogen, aber nach allem, was man hört, benimmt er sich dort wie die Wutz im Walde.«
    »Magda, psst. Du bewegst dich an der Grenze der Ketzerei!«
    »Ja, ja, ich weiß. Aber ich stecke auch gerade bis über die Ohren in Sorgen. Mein Bruder, der Stadtrat, hat eine Dame zu Gast, die sich in den Kopf gesetzt hat, in Düsseldorf ein Beginenkonvent zu gründen. Er hat mich gebeten, sie für eine Weile bei uns aufzunehmen, damit sie sieht, wie das Leben sich bei uns so abspielt.«
    »Aber das ist doch sehr löblich, Magda.«
    »Ja, aber ich frage mich, ob eine Edelfrau damit zufrieden ist, ein Kämmerchen im Pförtnerhaus zu beziehen.«
    »Wenn es ihr nicht gefällt, kann sie bestimmt die Gastfreundschaft deines Bruders wieder in Anspruch nehmen. Abgesehen davon sollte sie wissen, dass wir uns der Armut und tätigen Arbeit verschrieben haben.«
    »Manche der hohen Damen setzen sich Flausen in den Kopf.«
    »Wenn sich das zeigt, dann schick sie zu den Stiftsfrauen von Sankt Ursula. Die leben in Luxus und

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