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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Fall hat sie es nicht mit Tiegeln und Töpfen, denn wie Gertrud recht schnell herausgefunden hat, ist Küchenarbeit ihr ziemlich fremd. Aber Edelfrauen haben ihre Köche, sie wird bisher selbst nicht Not gehabt haben, zappelnde, glitschige Forellen zu erschlagen und auszunehmen.«
    »Eine Feuerprobe. Ich würde daran ebenfalls scheitern.« Clara schüttelte sich.
    »Ausgenommen bekäme ich sie schon, nur gebraten... Na, du weißt schon.«
    »Ja, ja, Asche zu Asche. Das ist das principio deiner Kochkunst.«
    »Man kann eben nicht alles haben. Ich bin ja auch nicht in der Lage, die Bibel zu übersetzen, das muss ich ebenfalls anderen überlassen.«
    »Mir nicht.«
    Das kam sehr endgültig aus Claras Mund, und Almut, die Krudeners Erläuterung zu ihrem Verhalten bedacht hatte, fragte vorsichtig nach: »Bisher tatest du es. Ich habe mich an deinen Ausführungen immer sehr erfreut.«
    »Es ist verboten.«
    »Darum hast du dich bisher nicht geschert.«
    »Jetzt tu ich es aber.«
    »Hat unser neuer Beichtiger dir so tief ins Gewissen geredet?«
    Seit Pater Leonhard seiner Pfarre verlustig gegangen war, hatte sich Magda um einen neuen geistlichen Beistand bemüht.
    Es ergab sich, dass Pater Henricus von den Minderbrüdern nicht abgeneigt war, die Beginen zu betreuen, und wenn auch sein vordringlichstes Anliegen zu sein schien, die grauen Schwestern seinem Orden einzuverleiben, so mussten sie doch alle zugeben, dass er ein vernünftiger Mann war, der ihren Sorgen und Sünden mit ruhiger Gelassenheit zuhörte und manchen guten Rat gab.
    »Er weiß nichts davon.«
    Der Umschlag war fertig gewickelt, und Almut half Clara wieder in ihr loses Untergewand.
    »Ich halte ihn für verständnisvoll genug. Ich denke, er würde keine Einwände erheben.«
    »Lass es gut sein, Almut. Du hast etwas herausgefunden - dein Pater hat wohl geschwatzt - und nun willst du mich trösten. Aber das brauchst du nicht.«
    »Mein Pater und schwatzen - glaubst du das wirklich?«
    »Dann der Apotheker.«
    »Ja. Er sprach von einem überlegenen Werk. Du hast es vernichtet, nicht wahr?«
    »Ich habe es abgeschabt. Jeden einzelnen Buchstaben habe ich zerstört. Jeden einzelnen ketzerischen Gedanken mit Bimsstein von der Haut abgerieben.«
    »Und kein noch so lindernder Umschlag wird diese Wunde je heilen. Ich verstehe, Clara.«
    Die Begine schluchzte auf und vergrub das Gesicht in ihren Händen.
    Almut saß unschlüssig auf der Bettkante. Es war schrecklich mitanzusehen, wie ihre Freundin der Verlust schmerzte. Ihre geistige Freiheit, eingeschränkt durch ein ehernes Verbot, hatte sie krank gemacht. Sie selbst hätte aufbegehrt, zu ihrem eigenen Schaden, Clara hatte entsagt und tat Buße. Ebenfalls zu ihrem eigenen Schaden. Krudener hatte recht mit seiner Beurteilung. Aber welch eine Verschwendung! Ein so kluger Verstand, der nicht genutzt werden durfte. Es musste doch andere Wege geben, ihn zu beschäftigen, das Schwert wollte gewetzt, die scharfe Klinge zum Schneiden eingesetzt werden.
    Plötzlich flog ihr eine Idee zu. Sie hatte eine Aufgabe für jenen umtriebigen Geist!
    »Clara, Clara, du hast dein großes Werk zwar verloren, aber deinen Kopf hast du noch. Den brauche ich jetzt.«
    Mit müden Augen sah Clara sie an.
    »Schon wieder eine Prophezeiung?«
    »Nein, viel komplizierter.« Sie erzählte ihr von dem nicht entzifferbaren Text, den Pitter ihr dagelassen hatte. Mit dem Erfolg, dass ihre Freundin wenigstens einen Anhauch von Interesse zeigte. Sie holte also das Pergament aus ihrer Kammer und legte es Clara vor.
    »Mh - der Sohn des Harfenspielers - könnte ein Liedtext sein. Aber in keiner vernünftigen Sprache.«
    »Vielleicht muss man es rückwärts lesen oder so?«
    »Ich versuch es mal - nein, ergibt auch keinen Sinn. Aber - ich denke, du hast recht. Es ist ein verschlüsselter Text. Sehr seltsam. Könnte ein Geheimnis bergen. Darf ich mir eine Abschrift machen?«
    »Natürlich. Das Pergament zeige ich morgen Nachmittag der Adlerwirtin. Könnte ja sein, dass sie eine Ahnung hat, woher es stammt.«
     
    Zu dem Besuch beim Adler kam es aber früher als erwartet. Denn als Almut am nächsten Morgen die Stiege zum Schulzimmer herabging, hörte sie aufgeregtes Geplapper. Ein paar Satzfetzen ließen sie mitten auf den Stufen erstarren.
    »Der finstere Pater soll’s gewesen sein. Ihr wisst doch, der schwarze Benediktiner, der hier so oft bei den Beginen herumgelungert hat.«
    »Der - ja, das passt zu ihm. Der ist unheimlich. Der ist ja auch immer mit

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