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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Menschen, die sich an mich erinnern. Sie habe ich gefragt. Sie werden auch für mich bürgen, Frau Almut.«
    »Warum bist du mit dem Pferd des Schmieds verschwunden?«
    »Weil mein Herr in Gefahr ist und ich seinen Feind suchte.«
    »Kennst du ihn?«
    »Ja, Frau Almut. Ich weiß, wer ihn vernichten will.«
    Leon, Fredegar und Almut sahen sich schweigend an. Die Neuigkeit war fast zu gut, um wahr zu sein.
    »Wer?«
    »Ramon Rodriguez de Castra. Ich sah ihn im Adler, zusammen mit dem Schlitzohr. Ich forschte weiter nach, und die Spur führte mich nach Düsseldorf.«
    »Nach Düsseldorf?«
    »Dort hat er Geschäfte mit dem Grafen Wilhelm von Jülich getätigt.«
    »Gold?«
    »Ja. Ihr wisst bereits viel. Doch ich habe auch einiges zusammengetragen. Was immer Ihr von mir wissen wollt, will ich Euch sagen.«
    Erstmals erhob Leon seine Stimme, und sie klang scharf wie ein Peitschenknall.
    »Was verbindet Euch mit dem Herrn vom Spiegel?«
    »Ich war sein Reitknecht, Herr. Bis vor vierzehn Jahren. Da schickte er mich fort.«
    »Weil Ihr ihn betrogen habt.«
    »Nein, weil er mich retten wollte. Aber das erfuhr ich erst sehr viel später. Bis vor einem halben Jahr hielt ich ihn für tot.«
    »Ihr wart mit ihm in Sankt Gallen?«
    »Ja, Frau Almut.«
    »Leon, wir werden den Schmied überzeugen müssen, die Anklage zurückzuziehen.«
    Hardwin, noch immer auf Knien, senkte seinen Kopf, fuhr sich mit der schmutzigen Hand über die Stirn.
    »Lasst uns draußen beraten.«
    »Ist recht.«
    Sie wollte gehen, doch Fredegar, der die ganze Zeit still geblieben war, trat auf Hardwin zu.
    »Du hast von Frau Bettina gehört?«
    »Ja, Jung-Fredegar. Und der Ritter erzählte von Pater Ivo. Als ich nachfragte, war er so gütig, mir mehr von ihm zu berichten. Darum bat ich ihn um Urlaub, um meinen Herrn aufzusuchen. So gelangte ich nach Köln.«
    Leicht legte der Knappe dem Pferdeknecht die Hand auf die Schulter und forderte sanft: »Steh auf, Hardwin.«
    »Das habe ich zu Euch auch immer gesagt, wenn Ihr vom Pferd gefallen seid.«
    »Richtig.«
    »Dass ich das Reittier vom Schmied ausgeliehen habe, war eine Dummheit. Ich will ihn bezahlen, wenn es sein Schaden war.«
    »Wir werden sehen.«
    Leon schob Fredegar aus der Zelle, und Almut folgte ihnen nachdenklich.
     
    »Ihr glaubt ihm nicht?«
    »Ich bin mir nicht sicher, Frau Almut. Es wird hier ein Verwirrspiel betrieben, das nicht ganz einfach zu durchschauen ist.«
    Sie hatten Leon von den Verkleidungen berichtet, die Roderichs Diener benutzte, und er erhellte jetzt eine weitere Täuschung. Mit einem Nicken stellte sie fest: »Ramon Rodriguez de Castra hat seinen Namen sehr einfach in Roderich von Kastell gewandelt. Es hört sich nicht mehr sehr fremdländisch an.«
    »Ein Name aus den spanischen Ländern.«
    »In denen Euer Vater einst gelernt und gelehrt hat, Leon. Das Muster verdichtet sich.« Sie wanderten vom Eigelstein Richtung Adler, und Almut blieb in Sichtweite der Schmiede stehen. »Einst hat mir Ivo vom Spiegel anvertraut, dass er einem Mann Geld geliehen hat, eine große Summe. Als er es zurückforderte, hat dieser Mann ihn verraten, um nicht zahlen zu müssen.«
    »Ein alter Feind, der nun fürchtet, dass man von ihm fordert, was er nicht zu geben bereit war?«
    »Ich glaube, er hat gehofft, man würde Euren Vater zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilen, und befürchtete, dass er nun, da er überlebt hat und die Freiheit nahe war, Vergeltung üben würde.«
    »Das könnte so manches erklären. Ihr traut Hardwin?«
    »Zunächst einmal ja. Obwohl er möglicherweise feige gehandelt hat, als er Euren Vater verließ. Aber das zu beurteilen ist schwer. Ich denke aber, wir brauchen ihn und sein Wissen.«
    »Auch wenn es uns unter Umständen in die Irre führt?«
    »Wir brauchen jede Spur, Leon. Denn auch ich scheine Ziel der Verschwörer zu sein.«
    »Hat man Euch angegriffen?«
    Sie berichtete kurz von den Kindern, und Fredegar wurde blass. Leon nickte nur kurz und sagte: »Gehen wir den Schmied überzeugen.«
    Simon stand im Hof der Schmiede und entlud den Eselskarren. Mehlsäcke, Schinken und Kohlköpfe schleppte Fidgin in die Küche, und der Esel versuchte, sie dabei ins Hinterteil zu beißen. Derbe Schimpfworte prasselten auf das arme Grautier nieder, und die Wirtin kam hinzugelaufen, um ihre Helferin zurechtzuweisen. Man war allenthalben schlechter Laune.
    »Der Kohl ist faulig, und bei den Mehlsäcken hast du dich auch wieder bescheißen lassen. Ist Steingries drin, verflixt.

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