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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Leon an. »Ich vermute, dass sie es war, die gestern das tote Kind in die Kapelle gelegt und es mir dann wieder aus dem Korb genommen hat. Sie hat sich sehr ungeschickt angestellt, und es gab ein kleines Gerangel um den Korb.«
    »Glaubt Ihr, sie hat Euch das angetan?«
    »Nein. Sie hat im Auftrag eines anderen gehandelt. Derjenige hat jetzt dafür gesorgt, dass sie ihn nicht mehr verraten kann. Genau dieser Jemand hat sie dort platziert, wo sie den größten Schaden anrichten kann. Im Hause des schwerkranken Gauwin vom Spiegel.«
    Leon nickte.
    »Ich prüfe die Mauern und Eingänge. Roderichs - oder Ramons - Handlanger werden sie bei Nacht hier hineingebracht haben.«
    »Das sollte man annehmen.«
    Auch Almut trat aus dem Schuppen. Sie war mit dem Tod vertraut genug, um sich nicht vor ihm zu grausen. Oft genug hatte sie an Siechelagern gesessen und den letzten Atemzügen der Kranken gelauscht, hatte Leichen gewaschen und die Toten für die Beerdigung gekleidet. Die Magd war ihr zwar kaum bekannt, aber sie wollte ihr die letzte Würde lassen. Leise zog sie die Tür hinter sich zu und setzte sich auf den Hackklotz an der Wand. Es würde wenig helfen, Anklage gegen jemanden zu erheben, der flüchtig wie eine Schimäre war. Roderich hatte die Stadt aller Wahrscheinlichkeit nach verlassen, sein Diener wechselte die Rollen und Verkleidungen wie ein Gaukler. Andere Verbündete kannte sie nicht, aber es gab sicher weitere, die seinen Befehlen gehorchten. Aber man musste herausfinden, ob die Magd Verwandte oder Freunde hatte, und für die musste eine Erklärung gefunden werden.
    Als Frau Nelda zurückkam, bat sie sie, eine weitere Nachricht zu ihrer Meisterin zu schicken mit der Bitte, sie möge sich nach den Angehörigen der Magd erkundigen. Auch der Majordomus fand sich in dem Holzschuppen ein, blass und ein wenig fahrig. Er war schon ein alter Mann, der lange dem Haus gedient hatte und, wie Almut wusste, dem alten Herrn vom Spiegel sehr zugetan war. Er machte einen überaus besorgten Eindruck. Als Leon mit einem abgesplitterten Stückchen Holz von seinem Rundgang zurückkehrte, ließ er sich von ihm die Vorgänge schildern. Leon tat es in kurzen Worten und schloss dann: »Wie es aussieht, hat man sie über die Mauer hinter dem Fasslager gehoben. Mit zwei kräftigen Männern, vermute ich, ist das leicht getan.«
    »Sie wird also schon tot gewesen sein, als man sie herbrachte.«
    »Tod oder sterbend, ja. Aber mehr werden wir uns erst zusammenreimen können, wenn wir wissen, was sie umgebracht hat.«
    Während sie auf den Apotheker und seine Gehilfin warteten, ließ sich Almut von Frau Nelda schildern, wie es Gauwin vom Spiegel ging, und bat sie auch darum, in den nächsten Tagen bereit zu sein, einen weiteren Mann zu pflegen.
    »Er wird schwach sein oder sogar ohne Besinnung. Er hungert schon seit fünf Tagen, und ich fürchte, vor Montag werden wir ihn nicht befreien können. Die Messen und Andachten sorgen sonntags für zu viel Unruhe um die Kirche herum.«
    »Bringt ihn, wann immer es Euch passt, Frau Almut. Ich habe das große Turmzimmer für ihn gerichtet. Dort ist er ungestört und kann auf den Söller hinaus, wenn ihm der Sinn nach frischer Luft und weitem Himmel steht. Und Krankennahrung halten wir derzeit immer in der Küche bereit.«
    »Ihr denkt sehr gründlich mit, Frau Nelda. Ja, er wird sich nach Freiheit sehnen, darf aber nicht gesehen werden. Danke.«
    »Frau Almut, wer tut uns das alles an?«, schluchzte die Haushälterin plötzlich auf. »Und warum?«
    »Weil es gottlose Schurken gibt, fürchte ich, die vor langer Zeit von dem Herrn Ivo empfindlich in die Schranken gewiesen worden sind und nun auf Rache sinnen, Frau Nelda. Wir sind ihnen auf der Spur. Doch die Dinge sind verworren. Aber nun ist ein weiterer Mann aufgetaucht, Frau Nelda. Er nennt sich Hardwin und behauptet, einst Herrn Ivos Reitknecht gewesen zu sein.«
    Die Haushälterin wischte sich mit der Schürze über die feuchten Wangen und sah überrascht drein.
    »Hardwin! Lieber Herr Jesus! Er lebt?«
    »Ein bisschen angeschlagen, da er einem Schmied zwischen Hammer und Amboss geraten ist, doch er lebt. Ihr kennt ihn also?«
    »Der Herr Gauwin hat ihn vor - ach, über dreißig Jahren - in Dienst genommen. Als Stallbursche fing er an, denn damals waren die Herren noch viel auf Reisen, und die Pferde mussten gut versorgt werden. Er war ein anstelliger junger Bursche, und der Herr Ivo hat Gefallen an ihm gefunden. Er hat ihn auf seinen Fahrten

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