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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Ende des langen Tisches an und füllte zwei irdene Becher aus der Kanne, die für die eifrigen Handarbeiterinnen am anderen Ende bereitstand. Rigmundis, Irma und Ursula sahen kurz von ihren Näharbeiten auf, kümmerten sich aber nicht weiter um Almut, die mit dem Knappen nun halblaut das Gespräch begann.
    »Was sind die wichtigen Nachrichten, die du bringst? Hardwin?«
    »Ja, Hardwin ist wieder zurückgekommen. Heute morgen, noch vor der Terz. Aber der Schmied hat ihn gleich zu fassen bekommen und ihn beschuldigt, das Pferd gestohlen zu haben.«
    »Ei wei!«
    »Ja, Frau Almut. Der Pferdeknecht hat es abgestritten, aber die kleine Kratzbürste hat gezetert und geflucht, und der Schmied hat ihn niedergeschlagen. Dann haben sie ihn auf den Karren gepackt und zum Turm gebracht.«
    »Manchmal sind die beiden ein wenig zu rasch in ihrem Handeln.«
    »Ja, sie zeigten wenig Bedacht. Denn ein Pferdedieb kommt gewöhnlich nicht mit dem gestohlenen Tier zurück. Es tut mir leid, ich kam nicht dazu einzugreifen. Die Wirtin ist ja eine eifrige Köchin und ihr Bier ist tatsächlich gut, aber, der Herrgott sei mir gnädig - kann die eine Beißzange sein!«
    »Schon gut, Fredegar. Ich werde mich darum kümmern. Wir werden Hardwin im Turm besuchen. Sicher hilft es sogar, wenn du für ihn im Namen deines Herrn bürgst.«
    »Ja, das ist eine gute Idee, Frau Almut.«
    »Mal sehen. Die Büttel des Vogts können auch rechte Trottel sein. Aber für mich ist es sogar von Vorteil, dass Hardwin dort festsitzt, denn ich habe ein paar Fragen an ihn und möchte nicht, dass er mir entwischt. Hast du sonst noch etwas herausgefunden?«
    »Ich habe gelauscht und hier und da Fragen gestellt. Einige kannten Thomas, den Vergolder. Er war ein rechter Saufkumpan und hatte immer genug Geld, um andere freizuhalten. Warum das so war, darüber munkelte man. Er hat sich, wie es heißt, ein-, zweimal mit einem schwarzhaarigen Mann getroffen, und angeblich haben dabei Goldmünzen heimlich die Hände gewechselt.«
    »Das wird Roderich von Kastell gewesen sein.«
    »Er war auch an dem Tag dort, als der Thomas im Bierkessel ersoffen ist. Aber wann er gekommen und gegangen ist, das weiß niemand genau.«
    »Er wird dem Vergolder aufgelauert haben.«
    »Anzunehmen. Und dann dieser Diener, nach dem Ihr gefragt habt. Der sich als Mönch verkleidet. Der ist ein wirkliches Rätsel. Es gibt hin und wieder Mönche, die dort einkehren, aber die sind mit Namen bekannt. Aber ich hab mir gedacht, er könnte womöglich seine Verkleidung in der Taverne abgelegt haben. Ihr sagt, Bertram konnte sich nicht an sein Gesicht erinnern. Darum könnte er derjenige sein, an den sich manche Gäste zu erinnern glauben, weil er so ein unscheinbarer Mann war. Es gab da nämlich einen maulfaulen Fremden. Er trug eine speckige Lederkappe, verzehrte immer nur einen Kanten Griebenbrot und blieb in seiner dämmrigen Ecke sitzen, ohne je mit jemandem ein Wort zu wechseln. Die Fidgin hat ihm ein paar Mal das Bier gebracht, und sie meint, er habe so leblose Augen, dass es sie jedes Mal gruselte.«
    Almut kannte die Fidgin, sie gehörte zu den lerneifrigen Jüngferchen, die sich oft bei der Adlerwirtin ein paar Münzen im Ausschank verdienten. Sie neigte zu dramatischen Übertreibungen, vor allem, wenn es um Ärgernisse oder Katastrophen ging. Aber hier deckte sich seltsamerweise ihre Aussage mit der Bertrams, der das Gesicht des Mönches als seelenlos beschrieb.
    »Verkleidungen sind nicht schwer zu beschaffen, und viele Leute schauen erst auf das Äußere und schließen daraus auf den Menschen.«
    »So habe ich mir das auch gedacht. Wisst Ihr, Frau Almut, dann könnte er auch der Mann gewesen sein, der das Pferd verkauft hat.«
    »Das Pferd?«
    »Es heißt doch, dass der Herr vom Spiegel an jenem Samstag ein Ross von dem Schmied erstanden hat, das man später als das Tier des Kuriers erkannte.«
    »Fredegar, du bist unübertrefflich! Das Pferd hatte ich ganz vergessen. Wie siehst du den Zusammenhang?«
    Fredegar, sichtlich geschmeichelt, bekam blitzende Augen, als er eifrig seinen Gedankengang erläuterte.
    »Der Mann kam am Freitag, bevor der Mord an Thomas geschah, mit einem gut gepflegten Grauschimmel zum Schmied und erzählte ihm, sein Herr sei in Geldnöten und müsse das Tier verkaufen. Dem Simon gefiel das Pferd, und sie einigten sich ziemlich rasch. Besonders gut kann der Schmied sich aber nicht an den Mann erinnern, nur dass er der Diener eines vornehmen Herrn gewesen sei, weil er ein

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