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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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manchmal ordentlich gekratzbürstet werden muss«, beruhigte ihn Almut und lächelte ihn an. »Sie passen ganz gut zusammen. Willst du uns zu dem Herrn Gauwin vom Spiegel begleiten, Fredegar, oder hast du andere Pläne?«
    »Ich... nun ja, eigentlich wollte ich mit Pitter...«
    »Dich mit dem Gassenvolk gemein machen? Nur zu. Aber pass auf, dass sie dir nicht die hübsche Feder an deinem Barett knicken.«
    »Dann knicke ich ihre Nasen ein wenig ein.«
    Eine höfliche Verbeugung noch, und dann schlug der junge Knappe seinen Weg in die ärmliche Straße ein, in der Pitter zu Hause war.

32. Kapitel
    Mit einem nachdenklichen Leon an ihrer Seite wanderte Almut mit zügigem Schritt Richtung Alter Markt. Ihre Müdigkeit war verflogen, sie fühlte sich voller Tatendrang. Sie hatte den wahren Namen des Mannes gefunden, der das Unheil gestiftet hatte und in ihren Gedanken formte sich das Muster neu, das die Ereignisse gewebt hatten. Es reichte jetzt tiefer und tiefer in die Vergangenheit, und wenn es irgendeine Erklärung gab, so würden Hardwin und Meister Krudener mit ihrem Wissen über Ivos Leben neue Verknüpfungen aufzuzeigen wissen. Auch Gauwin vom Spiegel mochte etwas dazu beitragen, doch mussten sie Rücksicht auf seine fragile Gesundheit nehmen. Ihr Besuch heute galt mehr Frau Nelda, der Haushälterin, deren Hilfe sie benötigte, wenn sie Pater Ivo aus seiner Klause befreien wollte.
    Sie erreichten das Eckhaus an der Lintgasse, und Leon klopfte an die Tür. Niemand öffnete. Sie warteten eine Weile, dann versuchte er es noch einmal kräftiger. Noch immer kam niemand, um sie einzulassen.
    »Ich fürchte, hier ist etwas geschehen. Der Majordomus ist sonst immer gleich an der Tür«, sagte Leon und klopfte noch einmal.
    »Hoffentlich geht es Herrn Gauwin nicht schlechter.«
    »Es steht zu befürchten, Frau Almut. Doch seht, da ist jemand am Fenster.«
    Ein Schatten zeigte sich hinter den bleiverglasten Scheiben im ersten Stock, und Almut hob den Arm, um ein Zeichen zu machen. Kurz darauf öffnete die Haushälterin selbst. Sie sah blass und verstört aus.
    »Kommt herein. Es ist ein Unglück geschehen.«
    »Der Herr?«
    »Nein, er ist wohlauf, soweit sein Herz es zulässt. Aber wir haben... es ist ziemlich schrecklich, und wir wissen noch nicht, was wir tun sollen.«
    »Was ist vorgefallen?«
    »Wir haben eine Frau gefunden. Ich fürchte... Gott ja, ich fürchte nicht nur, ich weiß es. Sie ist tot. Sie lag im Holzschuppen. Der Knecht hat sie gefunden, als er Feuerholz machen wollte.«
    »Wann?«
    »Eben gerade.«
    »Kennt Ihr sie?«
    »Nein?«
    »Ist ihr Gewalt angetan worden?«
    »Nein.«
    »Blut?«
    »Nein.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Ein junges Ding, stämmig und mit roten, harten Händen.«
    »Ei wei!«, flüsterte Almut, die eine böse Ahnung beschlich. »Lasst mich sie sehen.«
    »Könnt Ihr uns raten, was zu tun ist, Frau Almut? Oder Ihr, Herr de Lambrays? Wir wollen den Herrn damit nicht belasten. Es würde ihn unnötig aufregen.«
    »Wir wollen uns zunächst das Opfer ansehen, Frau Nelda. Dann entscheiden wir, was zu machen ist. Wissen die anderen Hausbewohner davon?«
    »Die Tochter und die Base des Herrn betreten die Wirtschaftsgebäude nie. Genauso wenig wie die Besucher«, erklärte sie, während sie das Haus durchquerten und durch die Hintertür in den umbauten Hof traten. In dem Schuppen, in dem säuberlich aufgestapelt das Holz lagerte, lehnte eine menschliche Gestalt.
    »Maren, die Magd.«
    »Ihr erkennt sie, Frau Almut?«
    »Ja. Sie hat bei uns ausgeholfen und ist heute früh nicht zur Arbeit erschienen.« Almut trat näher an die Tote heran, berührte sie und hob ihre Kleider an. Ihre Glieder waren steif, doch weder schien ihr Kopf unnatürlich abgewinkelt, noch hatte sie sichtbare Würgemale am Hals. Auch Blut schien nicht an der Kleidung zu sein.
    »Sie kann noch nicht lange tot sein. Gestern, kurz vor der Komplet, ist sie mir noch am Brunnen begegnet.«
    »War sie krank?«
    »Nein, zumindest nicht sichtbar. Ich fürchte - aus verschiedenen Gründen -, dass sie ermordet wurde.«
    Die Haushälterin wahrte Fassung, aber ihr Gesicht färbte sich grünlich. »Wie? Wer? Warum?«
    »Das Wie wird uns Meister Krudener verraten können. Schickt einen Boten zu ihm, Frau Nelda. Er soll auch Trine mitbringen. Wir, Leon, sollten uns in der Zwischenzeit hier im Hof umsehen. Irgendwie muss Maren hineingekommen oder -gebracht worden sein. Vielleicht finden wir Spuren.«
    Die Haushälterin verschwand, und Almut sah

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