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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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denn je. Es kam zu einem Streit, er weigerte sich schließlich, mehr zu zahlen, und reiste nach Sankt Gallen ab, um dort in der Klosterbibliothek seine Studien wieder aufzunehmen. Sie folgten ihm und verrieten ihn wegen eines ketzerischen Traktats.«
    »Warum, Hardwin, hat Herr Ivo sich von den dreien derart ausnehmen lassen? Ich kenne ihn ein wenig, und mir ist es immer so vorgekommen, als sei er ein besonnener Mann.«
    »Heute, Frau Almut, mag er besonnen sein. Damals war er ein wilder, leidenschaftlicher Mann. Sein Sohn sieht ihm ähnlich, aber er ist trotz seiner Jugend ruhiger, als mein Herr es war. Und...«
    Der Pferdeknecht schien nach den rechten Worten zu suchen, und Almut hatte eine blitzartige Erkenntnis.
    »Die Schwester, nicht wahr? Sie war sehr schön und heißblütig. Er sprach einmal davon, wie sehr ein Weib mit Leidenschaft die Sinne eines Mannes verwirren kann. Tat sie das?«
    »Ja, Herrin, das tat sie. Verzeiht, Herrin, es muss Euch verletzen, das von dem Mann zu hören, den Ihr achtet und - liebt?«
    Almut senkte mit geröteten Wangen das Haupt.
    »Verzeiht, wenn ich Euch zu nahe trat, Herrin. Nur will mir keine andere Erklärung einfallen, warum Ihr Euch so sehr für ihn einsetzt. Und der Herr Leon ist es nicht, der Euer Herz berührt, obwohl er ein prachtvoller junger Herr ist.«
    »Nein, Hardwin. Es verletzt mich nicht, dass Ivo vom Spiegel vor Jahren eine Liebschaft hatte. Es war - einst. Es ist nicht mehr. Meister Krudener erzählte von einer ungemein schönen, geistreichen Frau, die auch er sehr bewunderte. Und ja - er nannte sie die Dame de la Castra oder so ähnlich.«
    »Almodis Rodriguez de Castra. Ramons Schwester. Mein Herr war ihr verfallen, Frau Almut, und nichts und niemand konnte ihn von der Schlechtigkeit dieser Buhle überzeugen. Bis er hier in Köln herausfand, dass sie ihn mit dem Freund ihres Bruders betrog.«
    »Ei wei! Daher die Weigerung, weiter zu zahlen.«
    »Es kam zu einem furchtbaren Streit. Ihr wisst, wie Herr Ivo mit Worten zu fechten versteht?«
    »Oh ja, ich habe es dann und wann erlebt.«
    »Ihr Hass auf ihn war ebenso leidenschaftlich wie zuvor ihre Liebe.«
    »Wohin führte sie ihr Weg, nachdem sie Herrn Ivo verraten hatten?«
    »Ich weiß es nicht, Frau Almut. Als ich endlich genesen war, war ihre Spur kalt geworden. Ich sah Ramon erst hier wieder, als er im Adler auftauchte, um sich mit dem Vergolder zu treffen. Es berührte mich wie ein Schlag. Ihr müsst wissen - ich fand auf meinem Weg in die Stadt kurz zuvor den ermordeten Kurier. Ich sah sogar das Pergament aus seiner Tasche lugen. Hätte ich nur gewusst, was es für meinen Herrn bedeutet, ich hätte es ohne Umschweife an mich genommen.«
    »Du hast ihn gefunden? Aber keine Meldung gemacht?«
    »Berittene aus der Stadt kamen die Straße entlang, und - ja, ich gebe es zu, ich war feige. Ich wollte nicht neben dem noch warmen Leichnam eines erzbischöflichen Kuriers entdeckt werden. Ich versteckte mich im Gebüsch.«
    »Eher klug als feige. Was hast du anschließend getan?«
    »Alte Bekannte aufgesucht, mich umgehört. Herr Gero hatte von dem Gasthof zum Adler berichtet, und dort suchte ich um Arbeit nach. Inzwischen hatte ich mehr von meinem Herrn und den Beginen vernommen, von den Verwicklungen, in die Ihr gemeinsam verstrickt wart.«
    »Die Adlerwirtin hat mir erzählt, dass Ivo an dem Samstag, an dem der Vergolder ermordet wurde, ein Pferd von Simon gekauft hat. Warum hast du dich deinem Herrn nicht zu erkennen gegeben?«
    »Weil ich zu jenem Zeitpunkt nicht in der Schmiede war, Herrin, sondern für den Wirt ein paar - mhm - Wildschweine - mhm - gefunden habe.«
    »Ach ja, sie laufen ihm gelegentlich zu.« Almut musste sich eine gewisse Erheiterung eingestehen. Der wackere Adlerwirt versorgte seine Gäste gut, und niemand würde ihn je beschuldigen, mit den Wilderern Geschäfte zu machen.
    Hardwin nickte bedächtig und fuhr dann fort: »Ich habe jedoch mit dem Schlitzohr am Abend zuvor ein paar Worte gewechselt. Er war ein sehr geschwätziger Kerl, und ich habe allerlei über Pater Ivo erfahren. Der Vergolder sprach auch von seinem Freund Roderich, aber das weckte keinen Argwohn in mir. Ich hatte vor, bei meinem Herrn vorzusprechen, aber dann kam eben an diesem Samstag Ramon in die Schenke. Ich verbarg mich im Stall, denn mir wurde auf der Stelle klar, dass Roderich von Kastell und Ramon Rodriguez de Castra ein und dieselbe Person waren. Mir entging auch nicht, dass Ramon dem Großmaul später in die

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