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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Braustube folgte. Er hat ihn umgebracht.«
    »Das vermuteten wir.«
    »Wieder war ich feige, Herrin. Ich wollte Ramons Blick nicht auf mich lenken. Aber von dem Schlitzohr hatte ich zuvor erfahren, dass sie von Düsseldorf gekommen waren, und so machte ich mich dort auf Fährtensuche.«
    »Ich hatte geglaubt, Thomas stamme aus Nürnberg.«
    »Stammt er auch. Ramon hat ihn dort auf seiner Reise von Venedig aufgelesen. Das muss nahezu vor einem Jahr gewesen sein. Ich habe es an jenem Abend von ihm erfahren. Der Vergolder hat sich, als er dem Bier reichlich zugesprochen hatte, mir gegenüber gebrüstet, dass er alles zu Gold machen kann, was man ihm vorlegt. Ich nehme an, wegen derartiger Fälschereien hat man ihn aus der Zunft ausgestoßen, und Ramon, goldgierig wie vor Zeiten schon, muss er wie ein Geschenk des Himmels erschienen sein.«
    »Und umgekehrt.«
    »Richtig.«
    »Welche Rolle spielt Almodis in dieser Scharade?«
    »Ich habe sie noch nicht auftreiben können. Das verwundert mich, denn sie ist ein Weib, das überall mit seiner Schönheit Aufsehen erregt.«
    »Sie ist älter geworden.«
    »Sie kennt Mittel und Wege, Herrin, ihre Jugend zu erhalten. Sie hat schon damals mit dem alchemistischen Wissen geliebäugelt.«
    »Wie ihr Bruder.«
    »Er war vom Goldmachen fasziniert, sie von der Dämonenbeschwörung.«
    »Hoffen wir, dass einer der Dämonen sie in sein Reich entführt hat. Viel größere Sorge macht mir der Diener Ramons, dieser Derich.«
    »Mir auch. Er ist nicht zu fassen. Aber ich werde mich darum kümmern.«
    Almut nannte ihm die wenigen Dinge, die sie über ihn zusammengetragen hatten. Dann berichtete sie von Ivos Entscheidung, als Incluse zu leben, und sah den Pferdeknecht erbleichen.
    »Nein - das ist grausam. Das ist... Herrin, er muss da raus. Er ist ein Mann, der die Freiheit liebt. Er braucht Raum zum Leben. Es wird ihn umbringen.«
    »Er will sich umbringen. Aber ich werde ihn daran hindern«, knurrte Almut. »Ihr werdet mir dabei helfen.«
    »Selbstverständlich.«
    »Auch wenn Ihr Euren Herrn dafür niederschlagen müsst?«
    »Sogar dann. Obwohl...«
    »Er fastet.«
    »Trotzdem. Ihr kennt ihn nicht so gut wie ich, mit Verlaub.«
    Ein neuer Aspekt aus dem Leben des Mannes, den sie liebte, brach sich in ihrer Erkenntnis Bahn.
    »Ein Raufer, zu Zeiten?«
    Hardwins Augen blitzten auf.
    »Hatten manchen Händel gemeinsam gefochten.«
    »Ei wei!«
    »Wie man hört, Herrin, seid auch Ihr nicht völlig wehrlos.« Hardwin hüstelte. »So man Geschichten glauben sollte, die Euch mit Fackel und Geißel schildern.«
    »Ich hatte Herrn Geros Gedächtnis anempfohlen, diese Episode zu vergessen.«
    Das faltenreiche Gesicht des Pferdeknechts verzog sich zu einem fröhlichen Lächeln.
    »In meiner Achtung sinkt Ihr dadurch nicht, Herrin.«
    »Warum, Hardwin, nennst du mich eigentlich so beharrlich Herrin? Ich bin weder von Stand, noch gehört mir dieses Haus.«
    »Ihr seid von höchstem Stand, was mich anbelangt. Und über kurz oder lang werdet Ihr die Herrin dieses Hauses und damit auch die meine sein. Selbst wenn ich Herrn Ivo auch zu diesem Zwecke niederschlagen muss.«
    »Uch.«
    »Aber viel mehr vertraue ich darauf, dass er ganz von alleine auf den Gedanken kommt, sich Euch zu Füßen zu werfen.«
    »Na, wenn du dich da mal nicht täuschst. Aber zuvor gilt es, die nächsten Schritte zu durchdenken. Du wirst mit einigen Leuten sprechen müssen. Höre, Hardwin.«
    Er hörte, und je länger er lauschte, desto vergnügter leuchtete sein Gesicht.
    »Ich hätte da einen Plan«, verkündete er schließlich.
    »Gut.«

35. Kapitel
    Lodewig hatte keine angenehme Zeit hinter sich, auch wenn die Pasteten der Frau Lena würzig, saftig und sättigend waren. Aber die Unterhaltung, die sein Freund Bertram mit seiner Mutter führte, war alles andere als leicht zu verdauen. Die beiden Novizen aus Groß Sankt Martin hatten Erlaubnis erhalten, den Nachmittag bei der Pastetenbäckerin zu verbringen, weil das Gewissen den jungen Schnitzer plagte und er seine Mutter dazu bewegen wollte, ihre Äußerungen über Pater Ivos Schuld am Tod ihres Bruders Claas Schreinemaker zurückzunehmen.
    Lena wollte nicht hören. Sie wollte um keinen Preis glauben, dass Claas zehn Jungfrauen kaltblütig ermordet hatte. Viel leichter schien es ihr, dem unergründlichen Benediktiner die finstersten Machenschaften unterzuschieben. Bertram redete und brachte Argumente, zeigte Verbindungen und zählte Beweise auf. Lena kreischte und schimpfte und

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