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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Kurier ein nachgemachtes Dokument untergeschoben worden ist.«
    Almut sah, dass Hardwin leicht zusammenzuckte, und nahm sich vor, ihn dazu später noch zu befragen.
    »Dann soll er sich beeilen. Ich will den Sturkopf von meinem Sohn noch einmal bei mir haben, bevor ich diese Welt gegen eine bessere eintausche. Und ich will Euch, in Herrgotts Namen, miteinander verbunden sehen, Frau Almut.«
    »Regt Euch nicht auf, Herr Gauwin. Er hat Freunde, und sie suchen nach allen Wegen, ihm zu helfen.«
    »Und du, Knecht? Wirst du ihm auch helfen?«
    Hardwin kniete vor dem Herrn vom Spiegel nieder.
    »Ich werde tun, was immer nötig ist, Herr. Ich habe nie vergessen, wie gütig Ihr und Euer Sohn mir gegenüber wart. Verfügt über mich und mein Leben.«
    »Brauchst du Unterkunft und Lohn?«
    »Ich kann für mich sorgen, Herr.«
    »Es wäre besser, er würde in Eurem Haus Lohn und Brot erhalten, Herr Gauwin«, warf Almut ein. »Es könnte sein, dass ich seine Dienste benötige.«
    »Wenn das so ist. Frau Nelda wird ein Lager für dich finden.«
    »Danke, Herr.«
    Die alten Augen ruhten nun auf Almut, und Hardwin begab sich auf leisen Sohlen aus dem Raum.
    »Kind, was verschweigt Ihr mir?«
    »Nichts, Herr Gauwin.«
    »Belügt mich nicht. Mein Herz ist müde, aber es schlägt noch, mein Geist ist nicht so trübe geworden, dass ich nicht erkenne, auf welchen Katzenpfötchen Ihr mich alle umschleicht. Setzt Euch und berichtet.«
    Almut gehorchte und senkte den Kopf. Lügen fiel ihr nicht leicht, und der Blick des Mannes vor ihr war scharf und durchdringend. Sie selbst hasste es genau wie er, im Unklaren gehalten zu werden, und so begann sie stockend: »Euer Sohn wird morgen oder übermorgen wieder bei Euch sein. Aber - er ist halsstarrig wie ein Esel.«
    »Er ist in Schwierigkeiten und lehnt die Hilfe seiner Freunde ab? Ist es das, was Ihr meint?«
    »Er hat seine Gründe dafür, und trotz allem achte ich sie. Ein Feind ist aufgetaucht, den wir zu entdecken versuchen. Hardwin mag uns dabei eine große Hilfe sein, denn er kennt ihn aus der Vergangenheit.«
    »Dann nutzt sein Wissen. Frau Almut«, der alte Herr richtete sich energisch auf, »der Pferdeknecht ist der Sohn meines ehemaligen Stallmeisters. Er war ein aufrechter Junge, übermütig zwar, aber die Tiere folgten ihm aufs Wort. Meine Kinder und er sind wie Geschwister aufgewachsen. Vertraut ihm.«
    »Ja, Herr Gauwin.«
    »Ich kann mir einigermaßen vorstellen, was meinen Sohn umtreibt. Er glaubt, durch harte Buße das Unheil abzuwenden, das den Seinen durch ihn droht. Habe ich recht?«
    »Ja.«
    »Welche Art von Buße hat er sich auferlegt? Geißelt er sich?«
    »Nein, er fastet.«
    »Stopft ihn wie eine Gans, wenn es nötig ist!«, grollte der Herr vom Spiegel, und ganz kurzfristig wurde Almut bei der Vorstellung von einem Kichern erfasst.
    »Es ist schwierig, wisst Ihr. Er hat sich in eine Klause zurückgezogen.«
    »Verdammter Bengel!«
    »Wie...«
    »Schon gut, Frau Almut. Schon gut. Aber...«
    »Ich selbst habe die Mauer hochgezogen, Herr Gauwin. Und ich war sehr ungeschickt beim Mörtelmischen.«
    »Ungeschickt. Aha. Ihr wollt ihn gegen seinen Willen zu mir bringen - ein mutiges Vorhaben, Frau Almut. Ich hoffe, es gelingt Euch beizeiten.«
    »Ich hoffe und bete ebenfalls darum.«
    »Dann geht und tut, was Ihr könnt. Meine Gebete begleiten Euch.«
     
    Hardwin saß in der Küche und hatte ein Stück Braten und einen Korb Brot vor sich, und die Haushälterin schnitt unaufgefordert eine weitere Scheibe Fleisch ab, die sie auf ein knuspriges Stück Brot legte und Almut auf einem Holzbrett reichte.
    »Nehmt Euch, was immer Ihr braucht, Frau Almut. Ich muss mich jetzt um den Herrn kümmern. Er wird müde sein.«
    »Danke, Frau Nelda.«
    Als sie fort war, hatte sie die Küche für sich alleine, und Almut nickte Hardwin zu.
    »Ramon Rodriguez de Castra.«
    »Ein Schwein.«
    »So weit sind wir ebenfalls gekommen.«
    »Er, sein Freund Philip von Sinzig und seine Schwester begegneten dem Herrn Ivo in Salamanca. Junge Adlige, wie es schien, recht gebildet, führten ein ausschweifendes Leben und schlugen meinen Herrn in ihren Bann. Er hatte Geld - sie gaben es aus. Wir zogen nach Granada, und dort rettete mein Herr einen jungen Arzt.«
    »Georg Krudener.«
    »Ihr kennt ihn?«
    »Ein Freund. Weiter.«
    »Mein Herr brachte ihn nach Köln und musste dafür seine Kumpane verlassen. Sie trafen ein Jahr nach ihm hier ein, angeblich vollkommen verarmt, und schröpften meinen Herrn mehr

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