Das brennende Land
hinzu: «Es liegt an dieser Frau, die er da hat.» «Welcher Frau?»
«Ælswith. Warum hat Alfred sie nur geheiratet? Sie sollte dem armen Mann Butter und Sahne zu essen geben und ihm ein ordentliches Stück Rindfleisch vorsetzen.»
Pater Pyrlig dagegen hatte sich seinen Teil Butter und Sahne zweifellos längst einverleibt. Er war rund, breitschultrig und stets fröhlich gestimmt. Sein Haar war eine wirre Masse, sein Grinsen ansteckend, und an seiner Religion trug er nicht schwer, obwohl er sie ernst nahm. Nun stand er neben mir auf der Brustwehr über Dunholms Südtor, und ich erzählte ihm, wie Ragnar und ich die Festung eingenommen hatten. Pyrlig war, bevor er Priester geworden war, ein Krieger gewesen. Er genoss den Bericht darüber, wie ich mich durch ein Brunnentor an der Westseite nach Dunholm hereingeschlichen hatte, wie wir lange genug durchgehalten hatten, um das Tor zu öffnen, über dem wir jetzt standen, und wie Ragnar seine Schwert-Dänen durch das Tor in die Festung geführt hatte, wo wir Kjartans Männern die Niederlage und den Tod gebracht hatten. «Ah», sagte er, als ich endete, «ich wollte, ich wäre dabei gewesen. Das klingt nach einem außerordentlichen Kampf!» «Und was führt Euch jetzt hierher?»
Er grinste mich an. «Darf ein Mann nicht einfach seinen alten Freund besuchen?»
«Alfred hat Euch geschickt», sagte ich säuerlich.
«Ich habe Euch schon gesagt, dass ich von Mercien komme, nicht von Wessex.» Er beugte sich über die Palisade. «Erinnert Ihr Euch an die Nacht vor Eurer Eroberung Lundenes?»
«Ich erinnere mich daran, dass Ihr mir an jenem Abend sagtet, Ihr hättet Euch zum Gebet angekleidet. Ihr trugt ein Kettenhemd und zwei Schwerter.»
«Kann man sich einen besseren Moment fürs Beten denken als den vor dem Beginn einer Schlacht?», fragte er. «Und auch das war ein außerordentlicher Kampf, mein Freund.»
«Das war er.»
«Und davor habt Ihr einen Eid geschworen.»
Mein Zorn schwoll so schnell an wie der Fluss von dem heftigen Regen des Sturms. «Verflucht seien Alfred und seine Eide. Er soll in seine Hölle fahren. Ich habe diesem Bastard Jahre meines Lebens gegeben! Er könnte nicht einmal davon träumen, auf dem Thron von Wessex zu sitzen, wenn ich nicht für ihn gekämpft hätte! Harald Bluthaar wäre dann König, und Alfred würde in seinem Grab verrotten. Und wie dankt er es mir? Gelegentlich tätschelt er mir den Kopf wie einem verdammten Köter, aber dann lässt er diesen schwachsinnigen Mönch Gisela beleidigen und erwartet, dass ich vor ihm auf dem Bauch krieche und um Vergebung bettle, nachdem ich den Bastard getötet habe.» Ich sah Pyrlig ins Gesicht. «Ja, ich habe einen Eid geschworen. Aber lasst mich Euch sagen, dass ich ihn breche. Ich habe ihn schon gebrochen. Dafür können mich die Götter strafen, und was Alfred angeht - er soll für alle Ewigkeit in der Hölle schmoren, wenn es nach mir geht.»
«Ich bezweifle, dass er in die Hölle kommen wird», entgegnete Pyrlig milde.
«Glaubt Ihr vielleicht, ich sehne mich danach, in Euren Himmel zu kommen? Mit all diesen Priestern und Mönchen und vertrockneten Nonnen? Da lasse ich es lieber darauf ankommen, in der Hölle zu enden. Nein, Pater, ich halte meinen Treueschwur auf Alfred nicht. Ihr könnt zurückreiten und ihm erklären, dass mich kein Eid mehr an ihn bindet, keine Treuepflicht, kein Zwang, keine Untertanenschaft, nichts! Er ist ein schäbiger, undankbarer, schielender Bastard von einem Krautfurzer!»
«Ihr kennt ihn besser als ich», sagte Pyrlig ungerührt.
«Er kann sich seinen Eid in den Arsch stecken», knurrte ich. «Geht zurück nach Wessex und sagt ihm das.» Da erklang ein Schrei. Ich drehte mich danach um, doch es war nur ein Diener, der ein widerspenstiges Pferd zur Ordnung gerufen hatte. Einer der Herren machte sich offensichtlich zu einem frühen Aufbruch bereit. Eine Gruppe Krieger, behelmt und in Kettenhemden, saß schon im Sattel. Zwei Pferde warteten noch auf ihre Reiter. Ein paar von Ragnars Leuten rannten zu dem Tor unter uns, und ich hörte, wie der Schließbalken gehoben wurde.
«Alfred hat mich nicht geschickt», sagte Pyrlig.
«Ihr meint, das war allein Euer Einfall? Hierherzukommen und mich an meinen Eid zu erinnern? Ich brauche keine Ermahnungen.» «Einen Eid zu brechen, ist...» «Ich weiß!», brüllte ich.
«Doch es werden alle Tage Eide gebrochen», fuhr Pyrlig ruhig fort und sah zu den Hügeln hinüber, auf denen sich das erste graue Licht der
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