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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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abzuholen. Außerdem soll ich Euch noch etwas anderes von ihr ausrichten: Wenn Ihr den Eid nicht halten könnt, dann entbindet sie Euch davon.»
    «Also muss ich nicht gehen», sagte ich.
    «Nein.»
    «Aber ich habe den Eid geschworen.» «Ja.»
    Æthelflæd. Ich war Alfred entkommen und hatte nichts als Erleichterung über meine neugewonnene Freiheit empfunden, und nun rief mich seine Tochter zu sich. Und Pyrlig hatte recht. Manche Eide legen wir aus Liebe ab, und diese Eide können wir nicht brechen.
    Den ganzen Winter hatte ich mich wie ein Steuermann im Nebel gefühlt, von den Gezeiten im Nirgendwo umhergetrieben, von keinem Wind zu einem Hafen gebracht, stets nur in der Irre unterwegs, doch nun war es, als würde sich der Nebel lichten. Die Nornen hatten mir die Landmarke gezeigt, nach der ich gesucht hatte, und auch wenn es nicht diejenige war, die ich mir gewünscht hatte, so gab sie meinem Schiff doch eine Richtung.
    Und ich hatte Æthelflæd wahrhaft einen Eid geschworen. Beinahe jedes Versprechen, das ich ihrem Vater jemals gegeben hatte, war mir abgerungen und manch eines auch abgepresst worden. Mit dem Eid gegenüber Æthelflæd war es ebenso. Das Versprechen, ihr zu dienen, war ihr Preis dafür gewesen, mir Männer für meinen verzweifelten Angriff auf Lundene zu geben. Ich erinnerte mich daran, dass ich ihr diese Forderung verübelt hatte, und dennoch hatte ich mich vor sie gekniet und ihr den Schwur geleistet.
    Ich hatte Æthelflæd gekannt, seit sie ein Kind gewesen war, das einzige Kind Alfreds, das Mutwillen und Lebhaftigkeit und Frohsinn besaß, und ich hatte erlebt, wie diese Eigenschaften in ihrer Ehe mit meinem Cousin erstarrt waren. Und in den Monaten und Jahren nach dem Eid hatte ich begonnen, sie zu lieben, nicht wie ich Gisela geliebt hatte, die eine Freundin von Æthelflæd war, sondern als ein strahlendes Mädchen, dessen Feuer von der Grausamkeit der Männer ausgelöscht wurde. Und ich hatte ihr gedient. Ich hatte sie beschützt. Und nun bat sie mich darum, sie erneut zu beschützen. Dieser Wunsch brachte meine Entschlossenheit ins Wanken. Ich füllte die nächsten Tage mit emsiger Betriebsamkeit aus, ich jagte und übte mich an den Waffen, und Finan, der oft den Schwertkampf mit mir probte, trat eines Tages einen Schritt zurück und fragte, ob ich ihn töten wollte. «Es tut mir leid», sagte ich.
    «Es liegt an diesem walisischen Priester, oder?»
    «Es liegt am Schicksal.»
    «Und wohin wird uns das Schicksal führen?»
    «Nach Süden», antwortete ich, «nach Süden.» Ich hasste dieses Wort. Ich stammte aus dem Norden, mein Land war Northumbrien, doch die drei Spinnerinnen brachten mich in den Süden.
    «Zu Alfred?», fragte Finan ungläubig.
    «Nein», sagte ich, «zu Æthelflæd.» Und als ich ihren Namen ausgesprochen hatte, wusste ich, dass ich es nicht länger hinauszögern konnte.
    Deshalb ging ich, eine Woche nachdem Haesten abgezogen war, zu Ragnar und log ihn an. Ich wollte nicht, dass er meinen Verrat erkannte. «Ich muss meine Kinder beschützen», erklärte ich ihm.
    «Haesten wird sie gewiss nicht töten», versuchte er mich zu beruhigen.
    «Aber Skade.»
    Er dachte darüber nach, und dann nickte er. «Das stimmt.» «Oder sie schickt sie in die Sklaverei», sagte ich niedergeschlagen. «Sie hasst mich.»
    «Dann musst du gehen», sagte er. Und so ritt ich von Dunholm fort. Meine Männer kamen mit mir, weil sie mir den Treueid geleistet hatten, und ihre Familien kamen ebenfalls mit. Daher wusste Ragnar, dass ich nicht wiederkommen würde. Er sah zu, wie meine Männer ihre Packpferde    mit Kettenrüstungen und Waffen beluden, und er schaute verletzt und verständnislos. «Gehst du nach Wessex?», fragte er.
    «Nein», versprach ich ihm, und das war die Wahrheit.
    Brida wusste es. «Wohin dann?» Aus ihrer Stimme klang der Zorn.
    «Zu meinen Kindern.»
    «Bringst du sie hierher zurück?», fragte Ragnar hoffnungsvoll.
    «Es gibt da eine Freundin, die sich um meine Kinder kümmert, und sie ist in Schwierigkeiten.»
    Brida machte meine Ausflüchte zunichte. «Alfreds Tochter?», fragte sie verächtlich.
    «Ja.»
    «Und sie hasst die Dänen», sagte Brida.
    «Sie hat mich um Hilfe gebeten», sagte ich an Ragnar gewandt, «und ich kann es ihr nicht abschlagen.»
    «Bei Frauen wirst du immer schwach», fauchte Brida. «Was ist mit deinem Versprechen, dass du mit Ragnar segeln wirst?»
    «Dieses Versprechen habe ich nie gegeben», schnauzte ich sie an.
    «Wir brauchen

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