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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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versucht, als alle glaubten, Alfred liege im Sterben, aber seine Pläne wurden Æthelflæd zugetragen, und sie hat sich in ein Nonnenkloster bei Lecelad geflüchtet.»
    «An der Grenze zu Wessex?»
    Pyrlig nickte. «So kann sie zu ihrem Vater fliehen, wenn sie es noch einmal versuchen, was sie sicherlich tun werden.»
    Ich fluchte vor mich hin. «Aldhelm?», fragte ich. «Der Herr Aldhelm», bestätigte Pyrlig.
    «Æthelred wird sie in Aldhelms Bett zwingen?», fragte ich und hatte vor lauter Ungläubigkeit die Stimme erhoben.
    «Das wäre dem Herrn Æthelred ein Vergnügen», sagte Pyrlig trocken, «und dem Herrn Aldhelm wäre es zweifellos ein noch größeres Vergnügen. Und wenn es vorbei ist, kann Æthelred der Kirche den Beweis des Ehebruchs vorlegen, Æthelflæd in ein Kloster verbannen, einen Erben zeugen und, sobald Alfred stirbt, sich selbst zum König ausrufen.»
    «Und wer schützt sie jetzt? Und wer schützt meine Kinder?»
    «Die Nonnen.»
    «Und kein einziger Mann?»
    «Ihr Gemahl ist der Goldgeber, nicht sie», sagte Pyrlig. «Die Männer lieben sie, aber sie besitzt kein Vermögen, das sie ihnen geben könnte.»
    «Aber jetzt besitzt sie eines», sagte ich wild und bohrte dem Pferd, das ich in Dunholm gekauft hatte, die Fersen in die Flanken. Mir waren keine großen Reichtümer geblieben. Ich hatte mehr als siebzig Pferde gekauft, um diesen Ritt zu ermöglichen, und das bisschen Silber, das übrig war, steckte in zwei Satteltaschen, aber ich hatte Schlangenhauch, und ich hatte Wespenstachel, und jetzt hatten die drei Spinnerinnen meinem Leben eine neue Wendung gegeben. Ich hatte eine Aufgabe. Ich würde zu Æthelflæd gehen.
    Lecelad bestand aus ein paar verstreuten Hütten, die dort am nördlichen Ufer der Temes standen, wo der Lee, ein morastiger Strom, in den Fluss mündete. Eine Wassermühle stand an der Mündungsstelle, und daneben hatte man einen Anlegesteg errichtet, an dem eine Handvoll kleiner, morscher Boote festgemacht hatten. Am östlichen Ende der Dorfstraße, die aus einer Reihe schlammiger Pfützen bestand, lag der Konvent. Er war von einer Palisade umgeben, die, so argwöhnte ich, eher errichtet worden war, um die Nonnen in dem Kloster als ihre Feinde draußen zu halten, und über dieser regenschwarzen Befestigungsanlage erhob sich eine ärmliche, unansehnliche Kirche aus Balken und Flechtwerk. Die Regenwolken, die von Westen hereinzogen, hingen so niedrig, dass sie den Glockenturm    streiften. Auf der gegenüberliegenden Seite der Temes befand sich eine hölzerne Landungsbrücke. Darüber, auf dem Ufer, stand eine Gruppe Männer, die sich zum Schutz vor dem Regen unter ein notdürftig auf Pfosten gespanntes Segel drängten. Sie trugen Kettenhemden, und ihre Speere lehnten an einem Weidenbaum. Ich trat auf den Anlegesteg, legte meine Hände wie einen Trichter um den Mund und rief zu ihnen hinüber: «In wessen Diensten steht ihr?»
    «In Herrn Æthelnoths!», rief einer der Männer zurück. Er erkannte mich nicht. Ich war in einen dunklen Umhang gehüllt und hatte die Kapuze über mein helles Haar gezogen.
    «Warum seid ihr hier?», schrie ich als Nächstes, doch die Antwort bestand nur in einem Schulterzucken. Sie hatten mich nicht verstanden.
    Das südliche Ufer war westsächsisches Gebiet, und zweifellos hatte sich Æthelflæd deshalb für Lecelad entschieden. Sie konnte sofort in das Königreich ihres Vaters flüchten, auch wenn Alfred, dem die Bande einer Ehe heilig waren, sie zweifellos nur sehr widerstrebend aufnehmen würde, weil er die öffentliche Schande fürchtete. Gleichwohl, so vermutete ich, hatte er Aldermann Æthelnoth von Sumorsæte befohlen, den Konvent zu beobachten, und sei es auch nur, um über etwaige besondere Vorkommnisse auf der mercischen Uferseite zu berichten. Jetzt würden sie etwas zu berichten haben.
    «Wer seid Ihr, Herr?», rief mir der Mann vom gegenüberliegenden Ufer zu. Er mochte mich nicht erkannt haben, doch er sah, dass ich eine Gruppe Reiter anführte, und möglicherweise schimmerte auch das Gold meiner prunkvollen Umhang-Fibel in der trüben, regnerischen Luft.
    Ich überging seine Frage und wandte mich stattdessen an Finan, der sein Pferd neben mich lenkte und mich angrinste. «Gerade mal dreißig Mann», sagte er. Ich hatte ihn zur Erkundung ins Dorf geschickt, um herauszufinden, wie viele Männer auf der mercischen Uferseite zur Bewachung des Klosters abgestellt worden waren.
    «Mehr nicht?»
    «Im nächsten Dorf in nördlicher Richtung

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