Das brennende Land
sind auch welche.» «Wer befehligt die dreißig?»
«Ein armer Hund, der sich vor Angst beinahe ins Hemd geschissen hat, als er uns kommen sah.»
Die dreißig Männer hatten ihren Posten in Lecelad. Vermutlich waren sie auf Befehl meines Cousins hier und sollten sicherstellen, dass Æthelflæd hinter den Mauern dieses hässlichen Konvents blieb. Ich zog mich wieder in meinen nassen, rutschigen Sattel hinauf. «Stechen wir doch einmal in dieses Wespennest», sagte ich.
Ich führte meine Männer ostwärts vorbei an Hütten, Misthaufen und kopulierenden Schweinen. Ein paar Leute beobachteten uns von den Türen ihrer Hütten aus, während am Ende der Straße, vor dem Konvent, eine Gruppe Männer in Lederwesten und rostigen Helmen stand. Doch falls sie den Befehl hatten, irgendwen am Betreten des Konvents zu hindern, waren sie nicht in der Stimmung, diesen Befehl auszuführen. Als wir näher kamen, traten sie missmutig zur Seite. Ich beachtete sie nicht, und sie fragten weder nach meinem Namen, noch versuchten sie uns aufzuhalten.
Ich trat vom Pferd aus an das Tor des Konvents, und die Erschütterung ließ Regenwasser herabspritzen, das sich auf seiner Oberkante gesammelt hatte.
Mein Pferd wieherte, und ich trat erneut an das Tor. Die mercischen Krieger beobachteten mich nur. Einer hastete durch eine Gasse davon, und ich vermutete, dass er Verstärkung holen wollte. «Es wird einen Kampf geben, noch bevor der Tag zu Ende ist», sagte ich zu Finan.
«Das hoffe ich», gab er zurück. «Seit unserem letzten Kampf ist viel zu viel Zeit vergangen.»
Dann wurde eine kleine Luke in dem großen Tor aufgezogen, und in der Öffnung erschien das Gesicht einer Frau. «Was wollt Ihr?», fragte sie. «Aus dem Regen herauskommen», sagte ich.
«Die Leute aus dem Dorf werden Euch Unterkunft geben», sagte das Gesicht und wollte schon die Luke schließen. Es gelang mir, meine Fußspitze in die Lücke zu schieben.
«Ihr könnt das Tor öffnen, oder Ihr könnt uns dabei zusehen, wie wir es in Stücke hacken.»
«Das sind Freunde der Herrin Æthelflæd», schaltete sich Pyrlig hilfsbereit ein. Die Luke wurde wieder ganz aufgezogen. «Seid Ihr das, Pater?»
«Er ist es, Schwester.»
«Ist denn jegliches Benehmen von Gottes Erdboden verschwunden?»
Pyrlig grinste mich an und sagte: «Er kann nichts dafür, Schwester. Er ist eben einfach ein Rohling.»
«Nehmt Euren Fuß weg», forderte die Frau ärgerlich. Ich gehorchte, und sie schloss die Luke. Ich hörte, wie der Schließbalken angehoben wurde. Dann schwang das Tor knarrend auf.
Ich stieg aus dem Sattel. «Wartet», sagte ich zu meinen Männern und ging in den Klosterhof. Die armselige Kirche nahm den gesamten südlichen Teil ein. An den anderen drei Seiten reihten sich niedrige, strohgedeckte Holzbauten aneinander, in denen vermutlich die Nonnen schliefen, aßen und Wolle spannen. Die Nonne, die sich als Äbtissin Werburgh vorstellte, begrüßte mich mit einem Nicken. «Seid Ihr wirklich ein Freund der Herrin Æthelflæd?», fragte sie. Sie war eine bejahrte Frau und so klein, dass sie mir kaum bis zur Mitte reichte, doch sie betrachtete mich mit höchst entschlossener Miene.
«Das bin ich.»
Werburgh zuckte vor Missbilligung zusammen, als sie den Thorshammer bemerkte, der um meinen Hals hing. «Und Euer Name?», fragte sie, doch in diesem Moment erklang ein Schrei, und ein Kind jagte aus einem Eingang und stürmte durch die Pfützen im Hof auf mich zu.
Es war Stiorra, meine Tochter, und sie sprang an mir hoch, schlang ihre Arme um meinen Hals und ihre Beine um meine Mitte. Ich war froh um den Regen, sonst hätte die Nonne die Tropfen auf meinem Gesicht womöglich für Tränen gehalten. Es waren tatsächlich Tränen. «Ich wusste, dass du kommst», rief Stiorra wild. «Ich wusste es, wusste es, wusste es.»
«Seid Ihr der Herr Uhtred?», fragte die Äbtissin.
«Ja.»
«Gott sei gedankt», seufzte sie.
Stiorra erzählte mir von ihren Abenteuern, und Osbert, mein Jüngster, rannte zu mir und versuchte, an meinem Bein hinaufzuklettern. Doch Uhtred, mein älterer Sohn, war nirgends zu sehen. Ich hob Osbert hoch und rief Finan zu, er solle die übrigen Männer hereinbringen. «Ich weiß nicht, wie lange wir bleiben», erklärte ich der Äbtissin Werburgh, «aber die Pferde brauchen eine Stallung und Futter.»
«Haltet Ihr uns etwa für ein Wirtshaus?», entgegnete sie barsch. «Du gehst nicht wieder fort, oder?», fragte Stiorra drängend.
«Nein», sagte
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