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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ich. «Nein, nein, nein.» Und dann hörte ich auf zu reden, weil Æthelflæd in einem Eingang erschienen war. Die Dunkelheit des Raumes hinter ihr umrahmte sie, und doch schien es sogar an diesem trüben, grauen Tag und obwohl sie einen Kapuzenumhang aus grobgewebter, brauner Wolle trug, als leuchtete sie.
    Und ich erinnerte mich an die Prophezeiung, die Iseult vor so vielen Jahren getan hatte, als Æthelflæd im gleichen Alter gewesen war wie Stiorra jetzt und Wessex so schwach wie nie zuvor, damals, als die Dänen das Land überrannt hatten und Alfred als Flüchtling in den Marschen hauste. Iseult, diese seltsame und bezaubernde Frau mit ihrem dunklen Liebreiz, hatte mir versprochen, dass Alfred mir Macht verleihen und meine Frau ein Wesen aus Gold sein würde.
    Und ich starrte Æthelflæd an, und sie starrte zurück, und ich wusste, dass das Versprechen, das ich meiner Tochter gegeben hatte, zu denen gehörte, die ich halten würde.
    Ich setzte meine Kinder ab, ermahnte sie, sich vor den Pferdehufen in Acht zu nehmen, und überquerte den Hof mit all seinen Pfützen, blind für die Nonnen, die herausgekommen waren, um bei unserer Ankunft dabei zu sein. Ich wollte mich vor Æthelflæd verbeugen. Sie war immer noch eine Königstochter und die Ehegemahlin des Oberhauptes von Mercien. Über ihre Wangen liefen Tränen, und zugleich wirkte sie glücklich, und da verbeugte ich mich nicht. Ich breitete meine Arme aus, und sie kam zu mir, und ich spürte, wie ihr Körper zitterte, als ich sie an mich drückte. Sie konnte sicher fühlen, wie mein Herz schlug, denn mir erschien es, als schlüge es so laut wie eine gewaltige Trommel. «Du bist gekommen», sagte sie. «Ja.»
    «Ich wusste, dass du kommen würdest.»
    Ich schob ihre Kapuze zurück, damit ich ihr Haar sehen konnte, das ebenso goldfarben war wie meines. Ich lächelte. «Ein Wesen aus Gold», sagte ich.
    «Närrischer Kerl», sagte sie lächelnd. «Und was geschieht nun?»
    Sie löste sich sanft von mir und zog die Kapuze wieder über ihr Haar. «Ich kann mir denken, dass mein Gemahl versuchen wird, dich zu töten.»
    Ich hielt inne, um nachzudenken. «Und kann er fünfzehnhundert erfahrene Kämpfer zusammenrufen?»
    «Mindestens.»
    «Dann sehe ich keine Schwierigkeiten», sagte ich leichthin, «ich habe nämlich mindestens vierzig Männer.»
    An diesem Nachmittag kamen die ersten mercischen Krieger.
    Sie tauchten in Gruppen von jeweils zehn oder zwanzig aus nördlicher Pachtung auf und bildeten eine lose Kette um das Nonnenkloster. Ich beobachtete sie vom Glockenturm aus. Ich zählte über hundert Krieger, und noch immer kamen weitere hinzu. «Die dreißig Männer im Dorf», fragte ich Æthelflæd, «sollten sie Euch daran hindern, von hier wegzugehen?»
    «Sie sollten verhindern, dass Nahrungsmittel in das Kloster gelangen», sagte sie. «Aber die Leute waren nicht sehr erfolgreich. Wir haben unseren Nachschub auf einem Boot von der anderen Seite des Flusses bekommen.» «Wollten sie Euch aushungern?»
    «Mein Gemahl glaubte, diese Maßnahme würde mich dazu bringen, von hier wegzugehen. Dann hätte ich zu ihm zurückkehren müssen.» «Nicht zu Eurem Vater?»
    Sie verzog das Gesicht. «Der hätte mich nur auch wieder zu meinem Gemahl geschickt, nicht wahr?»
    «Hätte er das wirklich?»
    «Die Ehe ist ein Sakrament, Uhtred. Sie ist von Gott geheiligt, und du weißt, dass mein Vater Gott niemals erzürnen würde.»
    «Und warum hat Euch Æthelred dann nicht einfach gegen Euren Widerstand zurückgeholt?»
    «In ein Nonnenkloster eindringen? Das würde mein Vater ganz und gar nicht gutheißen!»
    «Das würde er sicher nicht», sagte ich und beobachtete eine größere Reitergruppe, die im Norden aufgetaucht war.
    «Sie dachten, mein Vater würde jeden Moment sterben.» Ich wusste, dass sie von meinem Cousin und seinem Freund Aldhelm sprach. «Sie wollten abwarten, bis es so weit wäre.»
    «Aber Euer Vater lebt immer noch.»
    «Er erholt sich», sagte Æthelflæd, «Gott sei es gedankt.»
    «Das sieht nach Ärger aus», sagte ich, weil die neue Reitergruppe, die aus wenigstens fünfzig Männern bestand, unter einem Banner ritt. Das bedeutete, dass derjenige, der die Truppen befehligte, die das Nonnenkloster bewachten, selbst dabei war. Als die Reiter näher herangekommen waren, konnte ich auf dem Banner zwei gekreuzte Kampfäxte mit enormen Klingen erkennen. «Wessen Zeichen ist das?», fragte ich.
    «Aldhelms», sagte Æthelflæd sofort.
    Inzwischen hatten

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