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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sächsischen Kampfschiffen aus Lundene, die sich stromab nähern mochten.
    Zu meiner Rechten sah ich den Caninga und seinen Wasserlauf. An seinem Ufer lag eine große Flotte. Die neue Festung war gerade noch an der Schulter des Hügels vorbei zu erkennen, auf dem die alte Festung stand. Was hatte Pater Heahberht gesagt? Dass nur ungefähr fünfzig Männer die alten Befestigungsanlagen sicherten. Ich sah Speerspitzen oben beim nördlichen Tor blitzen. Es wirkte, als wären es viel mehr als fünfzig, und das Bollwerk, das sie bewachten, war in gutem Zustand. Ich wusste, dass die Anlage an der südlichen, dem Wasserlauf zugewandten Seite verfallen war, doch die landseitigen Verteidigungsanlagen wurden laufend instand gesetzt. «Skade hat uns kommen sehen und Verstärkung auf die alte Festung geschickt», sagte ich.
    «Sieht nach reichlich Speeren aus», nickte Finan.
    «Also müssen wir zwei Festungen erobern.»
    «Warum lassen wir sie nicht einfach dort verrotten?», fragte er und deutete auf die alte Festung.
    «Weil ich die Bastarde nicht im Rücken haben will, wenn wir die neue Festung angreifen», erwiderte ich. «Also müssen wir zuerst sie unschädlich machen.»
    Finan schwieg. Niemand sagte etwas. Der Krieg, den wir unser ganzes Leben lang geführt hatten, hatte die Anführer gezwungen, Festungen zu bauen, denn mit Festungen wurden Kriege gewonnen. Alfred schützte Wessex mit Wehrburgen, die nichts anderes waren als große, gutbemannte    Festungen. Æthelred von Mercien baute Burgen. Haesten hatte es, soweit wir wussten, bisher nicht gewagt, eine Burgfeste anzugreifen, denn er wusste, dass seine Männer in den Gräben und unter den hohen Wallanlagen sterben würden. Er wollte Mercien schwächen und die Verteidiger der Burgfesten aushungern, bevor er es wagte, sie anzugreifen. Die zwei Festungen bei Beamfleot waren keine Burgfesten, doch ihre Stärke war ebenso gewaltig. Sie hatten Wälle, Wasserrinnen mit angespitzten Stangen darin, und weiter unten am Wasserlauf hatte man zweifellos einen Graben angelegt. Hinter diesen Schutzwällen waren Männer, die viel vom Töten verstanden, Speer-Dänen und Schwert-Dänen, und sie warteten nicht nur in einer Festung auf uns, sondern gleich in zwei.
    «Wir müssen beide Festungen erobern?», brach Æthelflæd schließlich furchtsam das Schweigen.
    «Bei der ersten geht es leicht», sagte ich.
    «Leicht?», fragte Finan mit einem schiefen Grinsen.
    «Und schnell.» Ich ließ meine Stimme viel zuversichtlicher klingen, als ich mich fühlte. Die alte Festung war stattlich, und sie war groß, doch ich glaubte nicht, dass die Dänen ausreichend Männer hinaufgeschickt hatten, um jeden Schritt der Brustwehr zu verteidigen. Wenn die Truppen des Æthelings Edward erst einmal da waren, wären meine Einheiten vermutlich stark genug, um die alte Festung an mehreren Stellen zugleich anzugreifen, und diese Angriffe würden die Verteidigungslinie ausdünnen, bis schließlich einer unserer Angriffe durchbräche. Es war kein sehr ausgefeilter Plan, aber er würde glücken, obgleich ich befürchtete, ihn mit hohen Verlusten bezahlen zu müssen. Doch mir blieb kaum eine andere Wahl. Ich musste das Unmögliche tun. Ich musste die beiden Festungen erobern.    Um die Wahrheit zu sagen: Ich hatte keinerlei Vorstellung davon, wie ich die zweite Festung unten am Wasser einnehmen sollte. Ich wusste nur, dass es getan werden musste. Wir ritten in unser Lager zurück.
    Am nächsten Morgen herrschte Aufruhr. Es war, als sei den Dänen endlich klar geworden, welche Bedrohung wir darstellten, und sie beschlossen zu tun, was sie schon am Vortag hätten tun sollen.
    Sie wussten, dass wir bei dem alten Palas von Thunresleam lagerten. Ich hatte sehr viele Kundschafter im Wald südlich des Palas aufgestellt, doch zweifellos hatte ein geschickter Däne sie umgangen, um die Lichtung auszuspähen, die wir um den Palas angelegt hatten. Skade, oder wer auch immer ihr Berater sein mochte, war zu dem Schluss gekommen, dass ein Angriff im Morgengrauen viele von uns das Leben kosten und die Übrigen entmutigen würde. Der Einfall war nicht übel, doch zugleich war er allzu offensichtlich, und deshalb weckte ich meine Krieger mitten in der sternenklaren Nacht auf. Ich befahl die Kundschafter aus dem Wald zurück, stellte sicher, dass wir alle wach waren, und dann sattelten wir die Pferde, zogen unsere Kettenhemden über und ritten davon. Die Lagerfeuer schwelten weiter, als ob wir noch schliefen. Unser Abzug

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