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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Die Gerüchte besagten, er sei weiterhin auf Raubzug in Mercien, und das hieß, dass er glaubte, die Garnison von Beamfleot könne sich selbst schützen.
    Der Palas von Thunresleam würde das Zentrum meines Lagers bilden. Einst war er ein prächtiges Gebäude gewesen, doch man hatte ihn schon vor Jahren aufgegeben, und nun verfaulten die dicken Eichenbalken. Das Strohdach war dunkel, feucht und eingesunken. Auf den schweren Balken lagen unzählige weiße Schichten aus Vogelkot, und auf dem Boden wuchs dicht das Unkraut. Vor dem Palas stand eine mannsgroße Steinsäule. Darin war ein Loch, in dem Kiesel und Stofffetzen lagen. Es waren Weihegaben    der Leute aus der Gegend, die bei unserer Ankunft geflohen waren. Ihr Dorf lag eine Meile östlich. Wie ich wusste, stand darin eine Kirche, doch die Christen von Thunresleam hatten verstanden, dass dieser hochgelegene Ort und der alte Palas Thor geweiht waren. So kamen sie immer noch, um zu diesem älteren Gott zu beten - man konnte schließlich nicht vorsichtig genug sein. Auch wenn ich den christlichen Gott vielleicht nicht mochte, leugnete ich seine Existenz nicht, und in den schwierigsten Augenblicken meines Lebens habe ich zu ihm ebenso wie zu meinen eigenen Göttern gebetet.
    «Sollen wir eine Palisade bauen?», fragte Weohstan.
    «Nein.»
    Er starrte mich an. «Nein?»
    «Fällt so viele Bäume, wie ihr könnt», sagte ich, «aber baut keine Palisade.» «Aber ...»
    Damit ging ich ein Wagnis ein. Wenn ich eine Palisade bauen ließ, würde ich meinen Männern einen sicheren Rückzugsort verschaffen, und ich wusste, wie ungern man Sicherheiten aufgibt. Ich hatte oft erlebt, wie die Stiere, die man zur Unterhaltung zu einem Fest brachte, sich in ein kleines Gehege zurückzogen. Von dort aus verteidigten sie sich mit ungeheurer Wildheit gegen die angreifenden Hunde - solange sie auf diesem kleinen Fleckchen bleiben konnten. Doch sobald die Stiere aus diesem Gehege herausgeführt wurden, verloren sie das Selbstvertrauen, und die Hunde witterten ihre Schwäche und griffen sie nur umso erbitterter an. Ich wollte nicht, dass sich meine Männer sicher fühlten. Ich wollte, dass sie unruhig und wachsam waren. Ich wollte sie erkennen lassen, dass Sicherheit nicht in einer Festung lag, die sie selbst gebaut hatten, sondern in der Eroberung einer feindlichen Festung. Und ich wollte, dass diese Eroberung schnell vor sich ging.
    Ich befahl Ælfwolds Männern, auf der Westseite Bäume zu schlagen, sodass der Hügelkamm bis zum Rand und darunter frei wäre. So konnten wir weit übers Land Richtung Lundene blicken. Wenn die Dänen ihre Männer aus Mercien zurückführten, wollte ich sie sehen. Osferth übertrug ich die Befehlsgewalt über unsere Kundschafter. Ihre Aufgabe war es, zwischen uns und Beamfleot eine Kette zu bilden, damit sie uns vor einem Ausfall der Dänen warnen konnten. Die Kundschafter waren im Wald aufgestellt, vor den Blicken der Wachen auf der alten Festung verborgen, und wenn die Dänen kamen, sollten sie im Wald gegen sie kämpfen. Osferths Männer würden den dänischen Angriff verlangsamen, bis ich meine gesamten Kampfkräfte sammeln und geordnet aufstellen konnte. Ich befahl allen Männern, in ihren Kettenhemden und mit den Waffen griffbereit neben sich zu schlafen.
    Ælfwold trug ich auf, unsere nördliche und westliche Flanke zu schützen. Seine Männer würden nach unserem Verpflegungszug Ausschau halten und ihn gegen Angriffe zurückkehrender Männer aus Haestens Truppe bewachen. Dessen Männer plünderten immer weiter, wie wir an den Rauchfahnen am Horizont erkennen konnten. Ich selbst unternahm mit fünfzig Männern einen Erkundungsritt in die Umgebung unseres Lagers. Überall hallten die Axtschläge. Auch Finan, Pyrlig und Osferth begleiteten mich, ebenso wie Æthelflæd, die all meine Ratschläge, sich aus der Gefahr herauszuhalten, erneut in den Wind schlug.
    Zunächst ritten wir in das Dorf von Thunresleam. Es bestand aus einer Ansammlung strohgedeckter Hütten, die um die verkohlte und eingestürzte Ruine einer Kirche    herumstanden. Die Dorfbewohner waren geflohen, sobald wir auf dem Hügel aufgetaucht waren, doch nun wagten sich ein paar tapfere Seelen aus dem Wald, der um ihre kleinen Felder lag. Erste Sprösslinge von Weizen, Gerste und Roggen färbten die Ackerfurchen grün. Die Leute waren Sachsen und wurden von einem stämmigen Bauern mit verfilztem braunen Haar, nur einem Auge und schwarz gearbeiteten Händen angeführt. Er sah zu

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